Das Verhältnis von Google zur chinesischen Regierung ist seit Jahren gespalten. Zensurmaßnahmen schränken nicht nur die Internetznutzer ein, sondern erschweren Google auch das Geschäft. Der Konzern könnte insbesondere mit dem marktdominierenden Android wesentlich mehr verdienen, wären die daran gekoppelten Dienste in dem Land gut ausgebaut und verfügbar. Nun musste der Konzern sogar nach langem Hin und Her einen Mechanismus zur Warnung vor problematischen Suchbegriffen entfernen.

2010 eskalierte der Streit um die rigiden Kontrollmaßnahmen der Politik schließlich und Google begann damit, seine Operationen deutlich einzuschränken. Auch Vorwürfe an die Regierung, für Angriffe auf Google-Server verantwortlich zu sein, wurden laut. Chinesische Nutzer wurden als Reaktion auf die Seite von Google Hongkong umgeleitet. Dort werden Suchergebnisse nicht zensiert. Im Mai schließlich schaltete man einen Zusatzdienst ein, der User vor Suchbegriffen warnte, auf die die Filter der Behörden ansprechen und die Internetverbindung kappen könnten.

Die chinesische Regierung setzte sich dagegen zur Wehr und hebelte den Dienst kurz darauf über eine JavaScript-Blockade aus. Auf eine Änderung des Codes wurde binnen weniger Stunden reagiert. Schließlich wurde die Warnung unmittelbar auf der Startseite eingeblendet und verblieb dort dann auch - bis November. Im Vorfeld des 18. Parteitag der regierenden Kommunisten war der Zugang zum Webmaildienst Gmail teilweise eingeschränkt, am 9. November erfolgte parallel zur politischen Versammlung eine Sperre sämtlicher .com- und -com.hk-Adressen, die am 10. November wieder aufgehoben wurde.

Wie heise berichtet, verschwanden dafür zwischen 5. und 8. Dezember der an chinesische Nutzer gerichtete Warnhinweis bezüglich der Suchbegriffe nebst dazugehöriger Hilfeseiten. Der Google-Transparenzbericht weist für diesen Zeitraum einmal mehr einen deutlichen Anstieg an "Ersuchen" Seitens der Regierung auf. Konkrete Zahlen oder Details werden nicht genannt, da Zensuranfragen der Regierung als Staatsgeheimnis gehandelt werden. Lediglich ein einfaches Balkendiagramm erlaubt eine vage Einschätzung. Offiziell erfolgte die Entfernung des Warnmechanismus, da dieser "kontraproduktiv" sei. Trotz Hinweis würde der Benutzer nämlich vom Internet getrennt, was ja eigentlich verhindert werden sollte.

Die Diskussion um Meinungsfreiheit in dem bevölkerungsreichen Land ist damit freilich noch nicht ausgestanden. Immer wieder protestieren Medien und Bürger gegen Eingriffe von Zensoren. Vereinzelt erscheinen sogar in reichweitenstarken Zeitungen regierungskritische Texte. Obwohl die Offiziellen mit weiterer Zensur, etwa bestimmter Wörter und Suchbegriffe bei der heimischen Twitter-Alternative Weibo, dagegenhalten, landet das Thema immer wieder auf der Tagesordnung.