thumb

Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise werden Investitionen besonders kritisch betrachtet. Doch wer etwa bei Geschäftssoftware auf Innovationen verzichtet, schwächt möglicherweise die eigene Konkurrenzfähigkeit.

Gastbeitrag von Volker Richert

Die weiterhin unsichere wirtschaftliche Lage stellt gerade KMU vor die Frage, welche Gelder sie in IT-basierte Systeme investieren wollen, um ihr Kernbusiness zu stärken. Warum soll es sich heute lohnen, beispielsweise veraltete Geschäfts- respektive ERP-Software (Enterprise Resource Planning) zu erneuern? Zwar erleichtern sie von der Materialwirtschaft über die Produktionsplanung bis hin zum Personalwesen, Verkauf und der Logistik die Arbeit. Doch müssen bei Ausbauten erst einmal eindeutige Ziele definiert werden. Zumal dann, wenn aktuelle Internet-fähige Systeme zur Diskussion stehen, gemeinsam mit Partnern ein Release-Wechsel überlegt wird oder neue Werkzeuge etwa für mobile Applikationen aufgegleist werden sollen.

Potenziale der Innovation

Der Wandel des ERP-Einsatzes, so etwa Beat Bussmann, CEO von Opacc, zeige sich in einem Fokus, der oft nicht mehr nur den Waren- und Geldfluss, sondern vermehrt auch den Informationsfluss adressiere. Gerade in traditionellen ERP-Szenarien lägen kaum mehr Wettbewerbsvorteile. Neue Möglichkeiten eröffnen sich aber dort, wo es um die „weichen“ Prozesse gehe. Auch Bussmann meint insbesondere die unternehmensweite Kollaboration zwischen Innen- und Aussendienst und die Interaktion zwischen KMU und Kunden.
Roland Scheidegger, Gründer und Inhaber von Q3 Software, ergänzt, dass sich die ERP-Kernaufgaben „von der rein quantitativen hin zur qualitativen Datenverarbeitung verändert“ haben. Früher habe man investiert, um hohe Datenvolumen abzuarbeiten und zeitintensive, repetitive Handarbeit zu vermeiden. Heute setze man den Fokus auf Integration, Austausch und Verfügbarkeit derselben Informationen für die verschiedensten Prozesse. Ziel sei es dann, die gleichen ERP-Daten im Marketing, der Logistik und bis hin zur Kostenstellenrechnung zu nutzen. Und Jean-Jacques Suter, Chef von Sage Schweiz in Root, verweist noch auf das ständig wachsenden Datenaufkommen. Inzwischen stünden auch bei KMU Tools für „schnelle Entscheide und hohe Transparenz im Vordergrund“.

Die Realität ist vieldeutig

Reto Studer, der Chef von KIS Consulting beobachtet in der Praxis und nach Jahren des Wachstums heute einen Rückbau der eingesetzten Lizenzen: „Offensichtlich arbeiten weniger Mitarbeiter an den vorhandenen ERP-Stationen“. Bei den KMU reduziere man so die Unterhaltskosten und spare bis zu 50 Prozent der Lizenzkosten.
Scheidegger warnt vor einem solchen „Investitionsstopp“. Gerade in der aktuell unsicheren Zeit sollte man nicht vergessen, dass im blossen Sparen genauso wie im „Projektaktivismus“ ernstzunehmende Gefahren lauern. Werden Gelder einfach gespart, könnten, wenn das Geschäft brummt, Kräfte fehlen für die Evaluierung und Implementierung einer dann passenden ERP. So wie auch beim blossen Aktivismus die Gefahr bestehe, zu viel Kapital in ein kaum oder gar nie genutztes System regelrecht zu verplempern.
Hier aber sind zunächst einmal strategische Voraussetzungen zu schaffen, die klären, welche Lösungen tatsächlich das eigene Business voranbringen. So kann sich etwa ein ERP-Wechsel oder ein Upgrade dann lohnen, wenn die Geschäftsführung ihre Kennzahlen und nötigen Informationen nicht oder nur schwerfällig aus dem ERP herausbringen kann. Möglicherweise ist auch ein modernes ERP aus der Cloud eine Alternative. Das Ziel von ERP-Innovationen jedenfalls, so die Hersteller, sei auch dort, wo der Informationsfluss stärker als bisher gewichtet wird, immer gleich: KMU wollen weiteres Rationalisierungspotenzial erschliessen.

8265-8265berpbytonyhegewaldpixelio.de.jpg
Bild: Tony Hegewald/Pixelio
8265-8265berpbygerdaltmannpixeliolow.de.jpg
Bild: Pixelio/Altmann