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In Kolumbien werden jährlich rund 250‘000 Tonnen Elektro- und Elektronikschrott produziert. Schrott, der fachgerecht entsorgt werden sollte. Dies ist in den meisten Ländern Südamerikas sowie in anderen Entwicklungs- und Schwellenländern nicht die Regel. Da Elektroschrott wertvolle Materialien enthält, die wiederverwendet werden können, werden die ausgedienten Elektrogeräte vielerorts mit einfachsten Mitteln wie Hammer, Zange oder Säurebad bearbeitet.

Mensch und Umwelt nehmen dabei zum Teil erheblichen Schaden. Dank dem vom Seco initiierten und von der Empa (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) geleiteten Programm "Sustainable Recycling Industries" nimmt Kolumbien nun im Recycling von Elektroschrott in Südamerika eine Vorreiterrolle ein.

Seit 1998 unterstützt die Empa laut Mitteilung Seco-Projekte im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit als wissenschaftlich-technisches Referenzzentrum. Das Seco wolle mit seinem Engagement in den Partnerländern ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördern, heisst es. Dabei sollen alle Bevölkerungsgruppen und -schichten am Wachstum teilhaben können. In Kolumbien begann die Zusammenarbeit beim Recycling von Elektroschrott 2009. Zusammen mit öffentlichen Partnern wie dem kolumbianischen Umweltministerium und privaten Partnern wie dem nationalen Industrieverband (Andi) wurden die rechtlichen, organisatorischen und technischen Grundlagen erarbeitet, um Rücknahme- und Recyclingsysteme für ausgediente Elektrogeräte aufzubauen. Dies biete ökologische, ökonomische und soziale Vorteile für das ganze Land, betont die Empa. Es schaffe nicht nur Arbeitsplätze und generiere ökonomische Aktivitäten – unter anderem, weil die wiederverwendbaren Stoffe effizienter entnommen werden können und so die Prozesse wirtschaftlicher machen –, sondern entlaste auch die Umwelt von den Folgen unsachgemässen Recyclings und unkontrollierter Beseitigung. "Die Implementierung eines Rücknahmesystems für Elektroschrott ist ein Projekt, bei dem es eigentlich nur Gewinner gibt", sagt Heinz Böni von der Empa-Abteilung "Technologie und Gesellschaft".

In Kolumbien wurden demnach u.a. auch Berufsschullehrer geschult, um Lehrlinge für diesen neu entstehenden Wirtschaftssektor auszubilden. "Vorbild dazu war das duale Bildungssystem der Schweiz", so Böni. Die Empa habe jahrelange Erfahrung in der Forschung und im Umgang mit Elektro- und Elektronikschrott. Die von Böni geleitete Gruppe bringe darüber hinaus auch grosse Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit mit. Parallel zum Projekt in Kolumbien sei auch ein ähnliches Projekt in Peru unterstützt worden. In beiden Projekten arbeitete die Empa mit der "World Resources Forum Association" (WRFA) zusammen, die ihren Sitz in St. Gallen hat und aus der Empa hervorgegangen ist. In Ghana, Indien und Ägypten sind Projekte im Aufbau.

Kontakte zwischen der Empa und den kolumbianischen Partnern bestehen bereits seit 1995. Diese weiteten sich aus, und 1998 wurde mit Finanzierung des Seco das "Cleaner Production Program" initiiert. In diesem Programm werden kolumbianische Unternehmen beraten, damit sie ihre Produktionsmethoden umweltfreundlicher und effizienter gestalten können. Mit den eingeleiteten Massnahmen erreichen die Unternehmen eine höhere Produktion bei kleinerem Ressourcenverbrauch, was sie im internationalen Markt wettbewerbsfähiger macht. Heute ist das "Cleaner Production Program" eine eigenständige Nicht-Regierungsorganisation (NGO) mit Sitz in Medellín.

Bei beiden Programmen sei die Zusammenarbeit mit einer Forschungsinstitution wie die Empa, die industrienahe Forschung betreibt, besonders wichtig, weil dadurch die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung auch Partnern in Entwicklungsländern zugänglich gemacht werden könnten.