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Anfangs Woche trafen sich am Domain Pulse, das in diesem Jahr von den Registrierungsstellen von Deutschland (Denic), Österreich (Nic.at) und der Schweiz (Switch) in Lausanne organisiert wurde, Internet-Experten und Meinungsmacher, um die Schwerpunktthemen Überwachung, Sicherheit und Governance des Internets zu diskutieren.

Die Frage "Daten sind das neue Öl. Wenn wir die Quelle des neuen Öls sind, weshalb sind wir dann nicht die Ölscheichs?" stellte dabei der Journalist Hannes Grassegger bei seiner Eröffnungsrede ins Zentrum. Er sieht die Menschen immer mehr als digitale Leibeigene, die durch das akzeptieren von AGBs ihre Persönlichkeitsrechte aufgeben und fordert eine Umkehr der Machtverhältnisse: "Wir müssen unsere persönlichen Daten verschlüsseln und sie nur jenen weitergeben, die mit unseren Daten zu unseren Konditionen umgehen."

Der Security-Experte Mikko Hyppönen wertet das Surfen im Internet als höchstes Sicherheitsrisiko. Er lobt die Schweiz für ihr Vorgehen gegen Malware: "Die Schweiz ist ein Land, das ein Gesetz hat, um Websites vom Netz zu nehmen, die Malware verbreiten." Das sei sehr effektiv. Auch Hyppönen sieht Daten als Währung: "Es gibt keine kostenlosen Suchmaschinen oder Cloud-Speicher. Wir bezahlen für diese Dienstleistungen mit unseren eigenen Daten."

Beim Panel zur Überwachung im Internet äusserten sich die Teilnehmenden zum Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit. Auszüge der Diskussion: Thomas Hansjakob, Erster Staatsanwalt des Kantons St. Gallen, will die neuen Kommunikationsformen wie Skype oder Whatsapp in die Überwachung miteinbeziehen können, während sich Walter Hediger, Asut, ein Gesetzt wünscht, das genau regelt, wer welche Verpflichtungen hat. Balthasar Glättli, Nationalrat, Grüne Partei Schweiz, äusserte sich klar gegen eine Vorratsdatenspeicherung und fordert getrennte Regeln für Strafverfolgung und Nachrichtendienst.

"In Europa sind .ch und .li die sichersten Domains," sagte Serge Droz, Sicherheitsexperte bei Switch. Der Domain-Missbrauch mit Malware sank auf Schweizer Websites markant und die Anzahl der Phishing-Fälle nahm, im Gegensatz zu anderen Domain-Endungen, nicht weiter zu. Ausschlaggebend für den Erfolg sei ein weltweit einzigartiger Prozess für Malware und Phishing in der Schweiz sowie die Zusammenarbeit des Bakom mit Switch, den Registraren, Hostern und den Haltern der Domain, betonte er. "Die .ch- und .li-Domains sind so sicher, weil wir alle am gleichen Strick ziehen," so Droz.

Die Domain-Endung ".swiss" sei ein Mehrwert für Organisationen – als Qualitäts- und Herkunftsmerkmal. Für Philippe Metzger und Stéphane Bondallaz vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) ist klar: Ist die Schweiz drin, gehört ".swiss" dran. Anträge für ".swiss"-Domains werden nur zugeteilt, wenn die im Handelsregister eingetragene Gesuchstellerin einen ausreichenden Bezug zur Schweiz vorweisen kann.

In einer Panel-Diskussion lobten die anwesenden Vertreter der Internet-Gemeinschaft die Zusammenarbeit zwischen den Regierungen, dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft. Sie hat sich für die Internet Governance als das stabilste Modell herauskristallisiert. Nationale Interessen und Gesetzgebungen könnten jedoch zu einer Fragmentierung des Internets führen. Die Internet-Gemeinschaft ist sich jedoch einig, dass dies verhindert werden muss.



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