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Die Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen liegt im Vergleich zu anderen Branchen noch zurück. Eine neue Studie der Marktforscher von MSM Research zum Thema "eHealth und ICT im Schweizer Gesundheitswesen" hat aufgezeigt, dass bei der Mehrheit der Spitäler, Kliniken und Heime das Thema in seiner ganzen Tiefe und Bandbreite noch nicht angekommen ist und noch eine Vielzahl an Hürden und Hemmschwellen technischer, politischer, kultureller und gesellschaftlicher Art auf dem Weg der digitalen Transformation zu bewältigen sind.

Immerhin seien die ersten Schritte getan, und zunehmend erfasse das Thema der Digitalisierung sowohl Leistungserbringer als auch Patienten. Ein wichtiger Katalysator sei dabei die gesetzlich vorangetriebene Einführung des elektronischen Patientendossiers (EPD). Es wäre fallerdings falsch und zu kurz gegriffen, das Thema der Digitalisierung auf das EPD zu reduzieren, so MSM Research. Zwei Drittel der im Rahmen der Studie befragten Spitäler, Kliniken und Heime verbinden demnach mit dem Begriff eHealth weit mehr als das EPD – nämlich die Digitalisierung aller Prozesse, von der Datenerfassung über den Datenaustausch bis hin zur Archivierung.

Von den Befragten ebenso eng mit dem Begriff eHealth verbunden sind die Vernetzung und Anbindung über alle Fachbereiche, Partner und Leistungserbringer hinweg. Ohne eine umfassende Vernetzung werde die Digitalisierung ihr Potenzial nicht voll entfalten können.

In mittleren und grösseren Spitälern / Kliniken hat der Aufbruch in die digitale Welt gemäss der Untersichung begonnen, noch nicht so sehr im sichtbaren oder messbaren Bereich als vielmehr in der Strategieplanung und -diskussion. Rund 70 Prozent der Befragten haben ihre Ziele demnach in einem strategischen Plan festgehalten oder arbeiten derzeit daran. Dies bedeute auch, dass immerhin noch knapp 30 Prozent ohne entsprechende Pläne und festgeschriebene Absichten arbeiten.

Die zentrale Rolle der ICT und Vernetzung

Wie die Resultate der Studie darlegen, stehen mit Blick auf die formulierten Zielsetzungen, welche mit einer eHealth-Strategie und der Digitalisierung verfolgt werden sollen, zwei Kernthemen im Mittelpunkt, nämlich die Optimierung der Prozesse
sowie eine optimale sowie individualisierte Betreuung des Patienten.

Diese Ziele liessen sich nur mit einer durchgängigen Vernetzung aller Beteiligten sowie dem Austausch und der Zusammenführung aller Patientendaten realisieren, heisst es. Das hätten die Spitäler, Kliniken und Heime erkannt: die weitere Vernetzung mit externen Stellen und Leistungserbringern habe im Bereich der ICT-Projekte Top-Priorität.

Der Einstieg in die digitale Welt umfasse aber auch eine ganze Reihe an weiteren Fragen und Themen rund um den Einsatz und den Betrieb der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT), so die Studienverfasser. Ein wesentlicher Bestandteil dabei sei etwa auch der Datenzugriff und -austausch über die ganze interne und externe Prozesskette hinweg. Dazu werde als Grundlage eine hochverfügbare und sichere ICT-Infrastruktur benötigt. Hier werde ohne Cloud Computing künftig nicht mehr viel gehen. Und mehr noch, die Cloud gelte als eigentlicher Motor der digitalen Transformation.

Bei der Entwicklung und Evaluation neuer, innovativer ICT-Betriebskonzepte würden sich heute vereinfacht zwei Fragen ergeben: Was verbleibt als Infrastruktur im Haus und was wird weiterhin selbst betrieben? Ein diesbezüglicher Entscheid müsse zwei Kriterien berücksichtigen: Einerseits gelte es, einen optimalen Kompromiss und smarten Mix aus Sicherheit, Datenschutz sowie Kontrolle mit Blick auf fachkritische Anwendungen zu finden. Andererseits seien die Agilität und Flexibilität bezüglich Entwicklung und Implementierung neuer innovativer Lösungen sicherzustellen. Dabei bilde die Klassifizierung patienten- und geschäftskritischer Daten und Prozesse ein wichtiges zentrales Entscheidungskriterium dieser Kernfragen.

Das Management hybrider Umgebungen, d.h. der Mix aus eigenem ICT-Betrieb und der Nutzung externer Services werde zunehmend zu einem kritischen Erfolgsfaktor, betont MSM Research weiters. Die Planung, Implementierung und der Betrieb von Anwendungen und Infrastrukturen (Server, Storage und Connectivity) auf der Basis einer gemischten Umgebung stelle höchste Herausforderungen an die Verantwortlichen. Die Zukunft der ICT sei auch im Gesundheitswesen hybrid.

Hinweis:
Die Studie wurde mit den Initial-Auftraggebern Swisscom und Hint AG durchgeführt.

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Tabellen: MSM Research