thumb

Eine Untersuchung des Kunstversichererers Hiscox belegt den wachsenden Trend, Kunst online zu kaufen: 71 Prozent der befragten Kunstsammler haben bereits Kunst gekauft, ohne das Werk vorher persönlich in Augenschein genommen zu haben, fand der Report heraus. Die Kunstsammler treffen ihre Entscheidung anhand eines JPEG-Bildes und ein Viertel der etablierten Sammler gibt dabei beachtliche Summen aus.

Der Hiscox Online Art Trade Report untersucht, wie sich die Kaufgewohnheiten von Kunstsammlern in einer sich weiter digitalisierenden Welt entwickeln. Der Bericht befasst sich auch mit dem Vertrauen moderner Kunstsammler, die sich beim Kauf von Kunstwerken nur auf ein digitales Bild stützen, und den Möglichkeiten, die sich dadurch für Galerien und Händler bieten. Die Ergebnisse beruhen auf Hunderten von Gesprächen mit international einflussreichen Kunstkäufern, Sammlern und Galerien, die aktiv auf dem derzeitigen Kunstmarkt sind. Ausserdem betrachtet der Bericht auch Unterschiede beim Kaufverhalten nach Altersgruppen, Geschlecht und Ländern und der Art und Weise, wie Kunst auf einem Onlinemarkt gekauft wird.

Deutlich werde, so der Report, dass die Galerien die Möglichkeiten des digitalen Marktes nutzen. 89 Prozent der an der Untersuchung beteiligten Galerien gaben an, dass sie regelmässig Kunst nur auf der Grundlage eines digitalen Bildes an ihre Klienten verkaufen. Der Bericht ergebe auch, dass Gemälde am häufigsten online über die virtuelle Theke gehen, ungeachtet der verbreiteten falschen Vorstellung, dass sich Drucke und Fotografien besser für den Onlinehandel eignen.

Robert Dietrich, Hauptbevollmächtigter von Hiscox Deutschland, erläutert: „Diese Untersuchung bestätigt, dass der Onlinehandel inzwischen eine etablierte und akzeptierte Form ist, Kunst zu kaufen und zu verkaufen. Ein grosser Vorteil ist hierbei, dass der Zugang zur Kunst erleichtert wird. Wir sehen neue Akteure aus vielen Regionen im Markt, aus allen Altersgruppen und Preiskategorien, was eine unerwartete und sehr spannende Entwicklung darstellt“.

Ein Blick auf die Ergebnisse zeige ausserdem, dass nicht weniger als die Hälfte der befragten Teilnehmer in der Altersgruppe ab 65 angibt, sie hätten bereits direkt online Kunst gekauft, und 82 Prozent geben an, bereits Kunst lediglich anhand eines digitalen Bildes gekauft zu haben. Dagegen schätzen die Galerien, dass nur ein kleiner Teil ihrer Onlinekunden die 60 bereits überschritten hat. Ausserdem ergibt sich, dass Männer sich beim Kunstkauf online leichter tun als Frauen.

Die Untersuchung bringt auch geografische Unterschiede im Verhalten beim Online-Kunstkauf ans Licht. Käufer aus Europa und Amerika setzen mehr Vertrauen in den Online-Kunstkauf als Asiaten. Allerdings sind bei den Sammlern aus Asien höhere Summen wahrscheinlicher: 38 Prozent von ihnen würden 50.000 Pfund oder mehr für ein einzelnes Kunstwerk ausgeben (mit der grössten Wahrscheinlichkeit in einer Auktion), im Vergleich zu 20 Prozent der Amerikaner und 15 Prozent der Europäer. Während Galerien in Europa und Amerika im Allgemeinen eine lokale und regionale Kundschaft haben, gaben 40 Prozent der befragten Galerien in Asien an, das Internet sei ein wichtiger Weg, Käufer aus den USA und Europa anzusprechen.

Wenig überraschend, so der Bericht, dass die größten Hemmnisse für Käufer beim Online-Kunstkauf im Zusammenhang mit Fragen der Herkunft und Echtheit sowie mit dem Ruf des Verkäufers auftauchen. Die Untersuchung zeige, dass mehr als drei Viertel der befragten Galerien derzeit ihren Kunden nicht die Möglichkeit bieten, das Geschäft online, ohne oder fast ohne Mitwirkung des Händlers, abzuschliessen. Allerdings scheinen die Galerien sich diesen Möglichkeiten zu öffnen, denn gut die Hälfte der teilnehmenden Galerien plane, in den nächsten 12 Monaten eine Strategie für den Onlineverkauf umzusetzen. Von den Galerien, die bereits über ihre Website verkaufen, gaben 72 Prozent an, ihre Onlineverkäufe fänden mit neuen Sammlern statt. Dies weist auf eine wichtige Chance für „physische“ Galerien mit etabliertem Ruf hin, diesen für neue Wege zum Kunstkauf zu nutzen, besonders für Kunstwerke im unteren Preissegment, so die Macher der Studie.