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Im Rahmen der Infosocietydays, die am 8. und 9. März in Bern über die Bühne gehen, ist traditioneller Weise wieder das Swiss eHealth-Barometer veröffentlicht worden. Es belegt unter anderem, dass mit der Einführung des Elektronischen Patientendossiers, das aktuell in den Kantonen kurz vor der Einführung steht, Schwung in die Digitalisierung des Schweizer Gesundheitssystems kommt. Mit der Befragung von Ärzteschaft, Apotheken, Alters- und Pflegeheimen, Nonprofit-Spitex Organisationen, IT-Fachleuten, den Behörden und den Stimmberechtigten zeichnet das eHealth Barometer ein umfassendes Bild aller relevanten Akteure.

Gemäss der Studie, die seit 2009 alljährlich von der gfs.bern im Auftrag der Infosocietydays durchgeführt wird, hält eHealth Schweiz an ihrer Strategie 2.0 fest, die besagt, dass der Nutzen der Digitalisierung am grössten ist, wenn sie koordiniert erfolgt. Mit Hilfe international vergleichbarer Fragen der OECD wurde demnach der Stand der internen und externen Vernetzung innerhalb der befragten Gruppen von Gesundheitsfachpersonen erhoben. Bei allen befragten Gruppen nehme die interne Vernetzung über die letzten fünf Jahre zu, heisst es. Immer mehr Dokumente und Informationen werden elektronisch abgelegt und mit den Arbeitskollegen ausgetauscht. Hier bereiten die Spitäler in vielerlei Hinsicht den Weg vor und erzielen die schnellsten Fortschritte, aber auch sie haben noch nicht das vollständige Vernetzungspotenzial ausgeschöpft. Die externe Vernetzung gestalte sich schwieriger als die interne Vernetzung. Die Hürden für den Austausch medizinischer Daten mit Institutionen und Akteuren ausserhalb der eigenen Organisation seien höher. Dennoch sei auch hier im Vergleich zum letzten Jahr ein deutlicher Sprung bei fast allen befragten Gesundheitsfachpersonen zu erkennen.

EPD als Katalysator

Das Bundesgesetz zur Einführung des elektronischen Patientendossiers (EPD) wurde im Juni 2015 vom nationalen Parlament verabschiedet und ist seit April 2017 in Kraft. Als erstes seien nun Spitäler (bis Frühjahr 2020) und Pflegeheime (bis Frühjahr 2022) verpflichtet, sich dem elektronischen Patientendossier anzuschliessen. Für die restlichen Gesundheitsfachpersonen, wie auch für die PatientInnen selbst, sei die Umstellung derzeit fakultativ. Das EPD verleihe dem eher abstrakten Begriff eHealth ein konkretes Gesicht. Eine Mehrheit aller Gesundheitsfachpersonen unterstütze die Einführung des EPD grundsätzlich und wolle den eigenen Patienten und Klienten die Eröffnung des EPD empfehlen. Im Vergleich zum letzten Jahr sei zudem auch die Zahlungsbereitschaft für die Nutzung des EPD in allen befragten Gruppen gestiegen, ist dem eHealth Barometer zu entnehmen. Die Kantonsverantwortlichen für eHealth seien zudem deutlich stärker der Ansicht, von den verschiedenen Instanzen und Institutionen unterstützt zu werden.

2017 sei auch der Bekanntheitsgrad von Gesundheitsapps in der Bevölkerung stark angestiegen, heisst es desweiteren. Diese Lösungen setzten sich nun im Alltag durch, da sie immer häufiger genutzt würden und die Zufriedenheit hoch sei. Solchen digitalen Erfahrungsprozessen sei eigen, dass durch positive Nutzungserfahrungen neue Lösungen gewünscht würden und neue Bedürfnisse entstünden. Das helfe auch, die Barriere für komplexere Lösungen, wie das EPD, zu senken.

Daten- versus Behandlungssicherheit

Laut dem Barometer möchten Gesundheitsfachpersonen ihren Patienten in Zukunft ein EPD empfehlen. Für den Entscheid der Behandelnden für oder gegen das EPD sei vor allem der Sicherheitsaspekt entscheidend. Fortschritte bei der Behandlungssicherheit sprächen für das EPD, die Angst um die Datensicherheit dagegen. Eine Mehrheit der befragten Gesundheitsfachpersonen vertraut demnach den Stellen, die mit den Patientendaten arbeiten, grundsätzlich. Innerhalb der Ärzteschaft ist man dagegen etwas vorsichtiger. Man fühlt sich den eigenen PatientInnen gegenüber stark anwaltschaftlich verpflichtet. Nebst erhöhter Behandlungssicherheit verspricht man sich auch Effizienzsteigerungen und Kostenersparnisse von der Einführung des EPD.

Ärzte als Vermittler und Moderatoren

Betrachtet man aktuelle Medienberichte zur EPD-Einführung oder Verzögerungen bei den rechtlichen Grundlagen, so bestätige sich, dass die positive Dynamik rund um elektronische Gesundheitsdaten die Haltung im Bereich des elektronischen Patientendossiers nicht weiter befeuern könne, so die Studie. Die Diskussion habe in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit etwas an Schwung verloren. Dennoch erwäge die Hälfte der Wohnbevölkerung durchaus ein solches Dossier zu eröffnen und ein weiteres Drittel könne sich eine Dossier-Eröffnung auf Empfehlung hin vorstellen. Den Ärzten komme in der Verankerung der EPD in der Bevölkerung eine zentrale Rolle als Moderatoren zu.

Methode
Das achte Swiss eHealth-Barometer enthält zum fünften Mal die von der OECD entwickelten Fragen zum Stand von eHealth. Befragt wurden für die Online-Studie – bzw. für die Ärzteschaft online und postalisch durchgeführte Studie – 530 repräsentativ ausgewählte Ärztinnen und Ärzte, 74 eHealth-Verantwortliche von Spitälern, 366 Apothekerinnen und Apotheker, 476 Verantwortliche von Alters- und Pflegeheimen sowie 149 Mitglieder der Nonprofit-Spitex Basisorganisationen. Alle der 26 angeschriebenen kantonalen eHealth-Verantwortlichen haben sich zudem an der Befragung beteiligt, weshalb hier eine Vollerhebung vorliegt. Bereits zum sechsten Mal wurde im Rahmen der Studienreihe auch eine repräsentative Befragung bei Stimmberechtigten zur öffentlichen Meinung rund um eHealth durchgeführt. Zum ersten Mal wurden nebst den Stimmberechtigten auch in der Schweiz wohnhafte Personen ohne Stimmrecht befragt. Insgesamt wurden 1'201 Personen telefonisch befragt.

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Elektronisches Patientendossiers: Empfehlung durch die Fachleute (Grafik: zVg)
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Der interne Vernetzungsgrad der Akteure (Grafik: zVg)
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Externer Vernetzungsgrad der Akteure (Grafik: zVg)