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Der Logistikkonzern DHL hat die dritte Auflage des Global Connectedness Index (GCI) veröffentlicht, eine Studie zum Grad der Globalisierung. Neben einem Überblick über den Stand der globalen Vernetzung bietet der GCI laut DHL detaillierte Einblicke in die Vernetzung von einzelnen Ländern und Regionen. Für die Studie wurden nicht nur die Ströme von Wirtschaftsgütern untersucht, sondern auch von Personen und der Bereich Kommunikation. Vor allem die Auswertung von internationalen Telefonverbindungen liefert spannende Erkenntnisse.

Insgesamt sind die Niederlande laut GCI weiterhin das am besten vernetzte Land der Welt und Europa sei erneut die weltweit am stärksten vernetzte Region. Bis auf Singapur, das nach Irland Rang zwei einnimmt, liegen die zehn am stärksten globalisierten Länder alle in Europa, ergab die Studie. Die Schweiz hat sich seit dem letzten Index um einen Platz verbessert und liegt auf Platz 6, noch vor Grossbritannien, Dänemark, Deutschland und Schweden.

Nordamerika komme als Region bei der Globalisierung auf Rang zwei und führe in den Kategorien Kapital und Informationen. Als das am besten vernetzte amerikanische Land erweisen sich nach GCI die Vereinigten Staaten, die innerhalb aller 140 erfassten Länder auf Platz 23 rangieren. Der im Durchschnitt stärkste Zuwachs in der globalen Vernetzung zwischen 2011 und 2013 wurde in Süd- und Zentralamerika sowie der Karibik verzeichnet. Ein deutlicher Rückgang der Vernetzung fand nur in den Regionen Mittlerer Osten und Nordafrika statt.

Vernetzung durch das Telefon

Für den Bereich Informationen wurden für die Studie neben der Vernetzung per Internet und Zirkulation von Printerzeugnissen auch die weltweiten Telefongespräche herangezogen - und diese liefern aufschlussreiche Erkenntnisse.

Zunächst wurde eine deutliche Zunahme internationaler Telefongespräche verzeichnet: 2005 wurde pro Jahr durchschnittlich 88 Minuten mit dem Ausland gesprochen, 2012 waren es schon 152 - auch wenn länderübergreifende Telefonate insgesamt nur zwei bis vier Prozent aller Gespräche ausmachen. Zurückgeführt wird die Steigerung auf deutlich billigere Telefonverbindungen. Allerdings räumt die Studie auch hier Verzerrungen ein: So hätten unterschiedliche Tarife einen Einfluss, in den USA seien etwa Gespräche billiger als in anderen Ländern. Und Telefonate, die nur über Onlinesoftware - also vor allem per Skype - geführt werden, konnten wegen mangelnder Daten nicht einberechnet werden. Dabei würden diese mittlerweile ein Viertel aller internationalen Gespräche ausmachen. Andere Studien setzen den Wert mittlerweile viel höher an.

Von den erfassten Telefonaten gingen 41 Prozent von Industrieländern in Schwellenländer und nur neun Prozent in die umgekehrte Richtung. 24 Prozent wurden innerhalb von westlichen Industriestaaten verzeichnet, dabei war diese Kategorie früher die deutlich grösste. Bei den zehn stärksten Telefonrouten sind gleich siebenmal die USA das Ausgangsland. Die Studie führt das auch auf Migrationsströme zurück: Einwanderer würden mit ihrer alten Heimat telefonieren. So werden die häufigsten Gespräche zwischen USA und Mexiko geführt. Die meisten Telefonate von Grossbritannien gehen nach Indien, einerseits ebenfalls ein Einwanderungseffekt, andererseits auch ein wirtschaftlicher: die Auslagerung zahlreich Callcenter nach Indien.

Web nur bedingt international

Bei der Kommunikation via Web bleibt die Studie recht vage, liefert aber zwei Anhaltspunkte. Unter Berufung auf die Daten von Sozialen Netzwerken und Mailprovidern kommt man zum Schluss, dass internationale Kontakte sich sehr im Rahmen halten. Zwar wird von Facebook und Co. die internationale Vernetzung schon am Startscreen beworben, dennoch bilden sich hier vor allem bestehende soziale Zusammenhänge ab - und die sind vor allem regional begrenzt. Durchschnittlich habe ein Facebook-User nur 17 Prozent internationale Freunde, auf Twitter seien es mit 25 Prozent etwas mehr.

Und als Grad der internationalen Vernetzung wird auch versucht, Nachrichtennutzung einzubeziehen. So zitiert der Bericht andere Studien, die belegen, dass US-Nachrichtenwebsites einen grösseren Anteil an Auslandberichterstattung haben mit mehr als anderen US-Medien wie Tageszeitungen und Fernsehen. 41 Prozent des Gesamtnachrichtenaufkommens würden sich internationalen Ereignissen widmen. Und freilich macht es das Web möglich, auch auf Onlinenews anderer Länder zuzugreifen. Tatsächlich Gebrauch davon machen aber wenige, der Anteil der Zugriffe aus dem Ausland liegt bei den meisten Medien im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Letztlich zeigt der Bericht, dass sich die weltweite Vernetzung von den Einbussen während der Finanzkrise grösstenteils erholt hat. Besonders die Intensität internationaler Interaktionen habe im Jahr 2013 wieder zugenommen. Allerdings stagniere dabei weiterhin eine entscheidende Dimension der Globalisierung, die Entwicklung der Handelsströme. Ausserdem bleibt der allgemeine Vernetzungsgrad vergleichsweise begrenzt, sodass Zuwächse in Höhe von mehreren Billionen US Dollar erzielt werden könnten, wenn die weltweite Integration vertieft wird.

Zudem sei eine „erhebliche Verlagerung von Wirtschaftsaktivitäten in Schwellenländer und die damit verbundene Verschiebung des weltweiten wirtschaftlichen Schwerpunkts in Richtung Osten“ feststellbar. Auch die zehn Länder, deren globale Vernetzung in den Jahren 2011 bis 2013 am stärksten gestiegen ist, sind Schwellenländer. Darunter befinden sich Burundi, Mozambique und Jamaika mit dem größten Zuwachs. Industrieländer konnten hingegen nach den Studienergebnissen mit dieser Entwicklung nicht mithalten. Dies lege nahe, dass sie Wachstumschancen in Schwellenländern nicht ausreichend nutzen.



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