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Im Rahmen eines Projektes erforschten WissenschaftlerInnen der Hochschule für Wirtschaft FHNW, ob Social Bots oder Cyborgs die No-Billag-Abstimmung in der Schweiz zu beeinflussen versuchten. Social Bots sind in sozialen Medien wie Facebook und Twitter unterwegs. Wenn sie Meinungen verbreiten bzw. beeinflussen sollen, nennt man sie auch Meinungsroboter.

Cyborgs sind im vorliegenden Zusammenhang reale Nutzer, die ihr Kommunikationsvolumen mit Automatisierungstools steigern. Im Projekt wurde gemäss Mitteilung auf die Kommunikation zur Abstimmung auf Twitter fokussiert.

Untersucht wurde den Angaben zufolge die heisse Phase der Abstimmung vom 7. Januar bis zum 4. März 2018 (Abstimmungs-Sonntag). In diesen acht Wochen gab es auf Twitter demnach knapp 200'000 Wortmeldungen (Tweets, Retweets, Replies) zur Abstimmung. Sie stammten von 26'000 Accounts, von denen 19.5 Prozent Befürworter und 80.5 Prozent Gegner der Initiative waren. Pro- und Contra-Tweets traten hingegen im Verhältnis 35:65 auf. Die Gegner der Initiative konnten mehr Personen mobilisieren, die Befürworter vermochten dies mit erhöhter Betriebsamkeit auszugleichen.

Wie die Untersuchung ergab, waren bei rund 1 Prozent der Accounts manipulative Aktivitäten festzustellen. Durch eine hohe Zahl von Meldungen sollte die politische Debatte dominiert werden. "Hyperaktive" Accounts twitterten durchschnittlich 200 Nachrichten pro Tag, einzelne Accounts generierten bis zu 1'000 Wortmeldungen pro Tag. Rund 20 Prozent dieser Meldungen bezogen sich jeweils auf die No-Billag-Abstimmung. Gemeinsam erzeugten die 50 aktivsten Accounts über 50 Prozent der Twitter-Kommunikation zur Abstimmung. Sowohl auf befürwortender wie auf gegnerischer Seite war eine manipulative Präsenz festzustellen: 19 der 50 aktivsten Accounts sind dem Pro-Lager, 31 Accounts den Gegnern der Initiative zuzuordnen. Allerdings waren die hyperaktiven Pro-Accounts rühriger. Sie steuerten im Untersuchungszeitraum durchschnittlich 1'800 Meldungen pro Account bei, während es bei den Contra-Accounts 1'650 Meldungen waren.

Eine weitere Form der Manipulation, die Koordination verschiedener Accounts mit "normalem" Nutzerverhalten, erfolgte zwar in Einzelfällen, blieb aber ohne grösseren Einfluss auf das Meldungsvolumen.

Manipulative Aktivitäten kamen auch bei den Regierungswahlen in Deutschland und den USA, beim Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien und bei der Brexit-Abstimmung vor. Im Kontext der No-Billag-Initiative waren weniger Social Bots, sondern eher Cyborgs die treibende Kraft.

Zur Detektion manipulativer Accounts wurden alle Twitter-Aktivitäten und -Inhalte im Untersuchungszeitraum erfasst und nach auffälligen Aktivitäts- und Inhaltsprofilen durchforstet. Dabei kamen Analysemethoden zur Klassifizierung grosser Datenmengen zum Einsatz, die bereits bei den oben erwähnten Wahlen und Abstimmungen erprobt wurden und sich dabei als valide erwiesen.
Das Forschungsprojekt wurde mit Mitteln der Hasler Stiftung finanziert. Die Projektleitung hatten Prof. Stefan Gürtler (Medien- und Kommunikationsexperte) und Prof. Oliver Bendel (Informations- und Maschinenethiker und Experte für Chatbots) inne.



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