Stephan Wettstein, CEO der Swiss IT Security AG (Bild: zVg)

Anlässlich einer Umfirmierung tritt die bisherige Sicherheitsspezialistsin Execure seit rund einem Monat als Swiss IT Security AG am Markt auf. Parallel dazu soll die Zusammenarbeit mit den Unternehmen Keynet und Keyon aufeinander abgestimmt und ausgebaut werden. Beide Unternehmen gehören ebenfalls zur Swiss IT Security Group, die mittlerweile mit mehr als 600 Mitarbeitenden in der gesamten DACH- und Benelux-Region Lösungen für die IT-Security anbietet. Im Gespräch mit ICTkommunikation gibt Stephan Wettstein, der seit einem knappen Jahr als CEO an der Spitze der ehemaligen Execure und nunmehrigen Swiss IT Security AG mit Sitz in Wettingen steht, Einblicke in die strategischen und unternehmerischen Ziele und Herausforderungen sowie der Übernahmepolitik der SITS.

Interview: Karlheinz Pichler

ICTkommunikation: Execure ist gerade erst kürzlich in "Swiss IT Security" umbenannt worden. Ist dies der Beginn, sämtliche 17 Unternehmen, die in relativ kurzer Zeit (innert drei Jahren) von der Swiss IT Security Group im gesamten DACH-Raum und nun auch in den Beneluxstaaten zusammengekauft wurden, auf diesen Brand umzufirmieren?

Stephan Wettstein: Die Swiss IT Security Group möchte zukünftig stärker als gemeinsamer Brand auftreten, um auch mit dem Gruppennamen zu zeigen, dass wir dem Kunden alle Lösungen aus einer Hand bieten können. Wann Umfirmierungen stattfinden, wird in Abstimmung mit den Einzelgesellschaften individuell entschieden.

ICTkommunikation: Ich meine, Execure war ein Brand und stand für den auf die IT-Sicherung fokussierten Wettinger IT-Dienstleister. Entsteht da bei den Kunden nicht Verunsicherung, wenn plötzlich so viele unterschiedliche Unternehmen unter einem Dach zusammengefasst werden? Es geht ja auch um nichts weniger als um Vertrauen.

Stephan Wettstein: Execure ist dank unserer Mitarbeitenden, unserem Know-how sowie dem hohen Servicegedanken während rund 18 Jahren zum starken Brand geworden. Ich glaube nicht, dass mit einem Namenswechsel das Vertrauen in uns geschwächt wird - eher im Gegenteil. Der Namenswechsel signalisiert ja eben auch, dass die Leistungen der gesamten Gruppe für den Kunden verfügbar gemacht werden. In der Execure waren ja bereits Zukäufe integriert und es ist eine konsequente Fortführung der Strategie: Vielfaches Know-how, mehr motivierte Mitarbeitende und ein umfassendes Portfolio - Grund genug, unserer Arbeit zu vertrauen.

ICTkommunikation: Auf die Schweiz bezogen seien damit beispielsweise konkret Keynet und Keyon angesprochen. Es handelt sich hier doch um sehr unterschiedliche Kulturen. In welchen Schritten sollen diese Firmen integriert werden?

Stephan Wettstein: Zentral ist, dass sich die Mitarbeitenden der verschiedenen Firmen kennen- und schätzenlernen und wir alle zusammen eine gemeinsame Kultur entwickeln. Aber schlussendlich ist die Kultur der Firmen gar nicht so unterschiedlich - bei allen Firmen steht der Teamzusammenhalt und die Freude an der Arbeit im Fokus. Auch wenn aufgrund der aktuellen Lage ein grosses Kennenlern-Treffen aller Mitarbeitenden leider nicht möglich ist, nutzen wir die digitalen Möglichkeit intensiv mit regelmässigen Infoveranstaltungen, Lunch & Learns bis zu virtuellen Pizza & Bier etc. Schlussendlich trägt jeder Mitarbeitende zur Kultur bei!

Die weitere Integration von Keynet & Keyon läuft mit dem Ziel, ab 2022 unter dem gemeinsamen Dach Swiss IT Security AG in der Schweiz auftreten zu können. Dabei stellen wir neben dem erwähnten Fokus auf die Mitarbeitenden auch sicher, dass wir alle Leistungen an allen Standorten in der gewohnten Art & Weise für die Kunden weiterhin erbringen werden. Die bestehenden Teams sollen, wenn immer möglich, weiterhin in der gewohnten Zusammensetzung agieren können. Wir stellen nur um, wenn es einen direkten Vorteil für Kunden, Prozesse und Mitarbeiter ergibt. Damit schaffen wir Kontinuität in der Beziehung zum Kunden, Serviceerbringung und schaffen gleichzeitig die Grundlage für die Weiterentwicklung.

ICTkommunikation: Wie reagieren die Kunden auf diese Übernahmewellen? Wie gelingt, es diese bei der Stange zu halten?

Stephan Wettstein: Ich möchte hier nicht von Übernamewellen sprechen. Keynet ist bereits seit 2018 Mitglied der Swiss IT Security Group und Keyon durften wir 2020 als Mitglied gewinnen. In unseren Überlegungen, die drei Schweizer Gesellschaften zu fusionieren, standen immer unsere Kunden und Mitarbeitenden an erster Stelle. Die Kunden reagieren durchweg positiv auf die Nachricht der Zusammenführung der Unternehmen. Für viele war es ein logischer Schritt und sie sehen den Mehrwert für sich. Die zugekauften Unternehmen ergänzen sich mit ihren Leistungen und Kunden Portfolios und schaffen damit die Möglichkeit, die langjährigen Beziehungen mit den Kunden weiter auszubauen. Spannend ist dabei, dass die Unternehmen ja bereits in der Vergangenheit gemeinsame Projekt umgesetzt haben. Es zeigt, dass das verbreiterte Service Portfolio auch für die Kunden relevant ist.

ICTkommunikation: Und wie gehen Sie künftig ablaufmässig vor? Wenden sich Kunden und potentielle Kunden an die SITS-Zentrale in Wettingen und werden dort an die entsprechenden Expertenteams zugeteilt? Werden also die ehemaligen selbstständigen Unternehmen zu Fachabteilungen, die geografisch in der Schweiz verteilt agieren? Wie muss man sich diesen Komplex organisatorisch vorstellen?

Stephan Wettstein: Vorweg, alles kann ich Ihnen noch nicht final beantworten. Ziel ist, dass sich für den Kunden in der Beziehung zu den jeweiligen Unternehmensteilen nichts ändert. Er soll weiterhin dieselben direkten Ansprechpartner haben, mit denen er bisher bei Swiss IT Security AG, Keynet und Keyon zusammengearbeitet hat. Auch alle unsere fünf Standorte in Wettingen, Basel, Freienbach, Luzern und Jona bleiben weiter mit den bisherigen Mitarbeitenden bestehen. Die zusammengeführte Organisation wird in den kommenden Monaten erarbeitet und wir arbeiten dafür eng mit den Mitarbeitern auf allen Stufen zusammen und wollen, dass sich diese auch einbringen können. Ein "Komplex" oder übersetzt kompliziert darf und wird es nicht werden. Einfachheit in den Prozessen und Strukturen ist das Ziel. Damit stellen wir auch sicher, dass die jahrelangen erfolgreichen Erfahrungen der Unternehmen weiterhin im vollen Umfang für die Kunden genutzt werden können.

ICTkommunikation: Sie sind ja als CEO der Execure und nunmehrigen SITS AG noch nicht einmal ein Jahr im Amt. Wie haben Sie sich eingelebt? Ging bislang alles reibungslos vonstatten? Mussten Sie bislang an vielen Stellschrauben drehen? Bei so vielen Änderungen ist Führung doch eine sehr komplexe Sache?

"AUCH WENN VIELES
VIA TEAMS MÖGLICH IST,
DER PERSÖNLICHE KONTAKT IST
EINE ANDERE QUALITÄT!"
(Stephan Wettstein)

Stephan Wettstein: Schon fast ein Jahr? Die Zeit ist extrem schnell verflogen und die Aufgabe macht sehr viel Freude. Das Einleben ging sehr gut vonstatten und ich bin froh, dass ich initial auch noch die Gelegenheit hatte, mich persönlich mit Mitarbeitern zu treffen. Auch wenn vieles via Teams möglich ist, der persönliche Kontakt ist eine andere Qualität. Was mir sehr geholfen hat beim Start, ist die sehr gute Zusammenarbeit mit dem bestehenden Management Team sowie das ausserordentlich grosse Vertrauen von allen Seiten. Ich habe eine erfolgreiche Unternehmung vorgefunden mit sehr motivierten Mitarbeitern, die alles geben für die Kunden. Dass es auch da immer Themen gibt, die man verbessern kann, ist klar, dies adressiert man und verändert es zielgerichtet. Die weiteren Integrationsthemen mit der Swiss IT Security AG in der Schweiz sind nun tatsächlich etwas komplexer, hier gilt es, die Geschwindigkeit den Möglichkeiten anzupassen und in realisierbare Einzelschritte runter zu brechen. Die Führung ist dabei schlussendlich eine simple Aufgabe: Rahmenbedingungen schaffen, damit alle optimal und möglichst autonom agieren können. Das ist das spannende an der Aufgabe: Ich oder das Management können allein ja gar nichts erzielen. Die Mitarbeiter und die Kunden sind das Kapital der Gruppe. Dafür setze ich mich ein und versuche, die Komplexität möglichst zu reduzieren.

ICTkommunikation: Wie gestalten sich bei so einem Konglomerat die vertikalen Abläufe? Ich meine ganz oben stehen die Eigentümer, die Ufenau Capital Partners. Darunter folgt das Board der SITS Group. Und darunter die operativen Einheiten. Werden bei so vielen hierarchischen Ebenen die Abläufe nicht träge? Oder wie funktionieren die Kommunikationsabläufe von den einzelnen Betrieben oder Divisionen bis hinauf zu den Eigentümern?

Stephan Wettstein: Ich glaube träge Abläufe täten in unserer Branche gar nicht gut. Die Umfirmierung hat keinen Einfluss auf die Entscheidungswege. Wir sind zwar mittlerweile etwas breiter aufgestellt, was aber der Geschwindigkeit unserer Entscheidungen und Kommunikationsabläufen keinen Abbruch tut. Wir pflegen eine offene und transparente Kommunikation, so dass wir schnell genug sind, auf Veränderungen zu reagieren.

ICTkommunikation: Stehen Sie auch in direktem Austausch mit den ausländischen Mitgliedern der SITS Group? Gibt es überregionale Zusammenarbeitsstränge?

Stephan Wettstein: Die Swiss IT Security Group wurde 2017 von Philipp Stebler (Gründer Execure) initiiert, um eine länderübergreifende Gruppenstruktur im Bereich IT-Security & Services zu bilden. Das Ziel ist hierbei, die Kunden umfassend und mit einem grossen Portfolio und noch grösserem Know-how der Mitarbeitenden zu betreuen. Das Management (Peer Group) trifft sich quartalweise, um gemeinsam das Zielbild zu erarbeiten, den Service &- und Leistungskatalog zu harmonisieren und natürlich das Cross-Selling auszubauen. Damit die Geschäftsführer die maximale Zeit für Mitarbeitende, Kunden und Projekte haben, werden auf Group-Ebene die zentralen Dienste wie Finance/Marketing und HR übernommen.

ICTkommunikation: Wo sehen Sie die künftigen Stärken der "vereinigten" Swiss-IT-Security-Firmen?

Stephan Wettstein: Wie bereits erwähnt, stehen die Kunden und Mitarbeitenden im Zentrum unseres "Tun’s". Einerseits können wir den Kunden ein noch umfassenderes Angebot rund um die IT-Security inklusive beispielsweise Beratungen rund um Datenschutz anbieten. Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass wir sie ganzheitlich beraten und für sie passende Lösungen erarbeiten, umsetzen und / oder betreiben. Andererseits haben unsere Mitarbeitenden die Chance, ihre Fachexpertise auszubauen. Wir unterstützen die interne sowie externe Weiterbildung. Mitarbeitende haben, falls gewünscht, so die Chance sich, in neue Fachgebiete einzuarbeiten und so ihr Know-how zu erweitern.

ZUR PERSON:
Stephan Wettstein, 55, absolvierte, nach einer Berufslehre, an der Ostschweizer Fachhochschule Buchs die Ausbildung zum El. Ing. und schloss später sein MBA am Rochester-Bern Executive Programs ab. Nach ersten Erfahrungen im IT-Verkauf in der Schweiz folgten globale Markt-Verantwortungen bei Kryptologie- und Technologie-Herstellern. Von 2012 bis 2018 leitete er die gesamten Ascom Sales-Aktivitäten in der DACH-Region, danach bei Open Systems für den Marktausbau Europa. Seit Juni 2020 verantwortet er als CEO Schweiz die Aktivitäten der Swiss IT Security AG, zu der auch die Keynet und Keyon gehören. Stephan Wettstein ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Teil zwei dieses Interviews folgt am 23. März!

Stephan Wettstein, CEO der Swiss IT Security AG (Bild: zVg)
Stephan Wettstein, CEO der Swiss IT Security AG (Bild: zVg)
Das Firmen-Logo der SITS AG (Bild: zVg)
Das Firmen-Logo der SITS AG (Bild: zVg)