Nach dem Scheitern des Verkaufs ihrer kriselnden Tochter T-Mobile USA an AT&T muss die Deutsche Telekom erneut auf Partnersuche gehen. Denn solo haben die Bonner in Amerika nach Einschätzung von Experten auf die Dauer kaum Chancen auf Erfolg. Allerdings muss T-Mobile USA wieder ganz von vorne anfangen. "Die Suche nach einem neuen Partner dürfte dauern, da alle Gespräche seit der Bekanntgabe des Deals mit AT&T auf Eis lagen", sagt WestLB-Analyst Wolfgang Specht.

Es könnte sein, dass die Telekom erst in zwei bis fünf Jahren einen neuen Partner in den USA finde. Dank der großzügigen Entschädigung für die Vertragsauflösung - drei Mrd. Dollar (2,30 Mrd. Euro) in bar sowie ein begrenzter Zugang zum AT&T-Netz - habe T-Mobile USA zunächst zwar keine Geldnot. Allerdings drängt die Zeit, da T-Mobile USA möglichst bald mit der Aufrüstung des Netzes auf den neuen Mobilfunkstandard LTE beginnen müsste.

Die Suche nach einem anderen Partner dürfte jedoch zeitaufwendig werden. Kaum ein anderer Konzern werde 39 Mrd. Dollar für T-Mobile USA bieten, erklärte LBBW-Experte Stefan Borscheid. "Eine denkbare Option wäre unseres Erachtens eine Netzwerkpartnerschaft mit Clearwire, aber auch eine Zusammenarbeit mit Sprint Nextel erscheint uns denkbar." Beide sind alte Bekannte für die Telekom - mit letzterem wurden sogar bis zum AT&T-Deal Gespräche geführt. Allerdings nutzen der Markt-Dritte Sprint und T-Mobile USA unterschiedliche Mobilfunkstandards, die nicht miteinander vereinbar sind. Bei einer solchen Lösung bliebe die Deutsche Telekom zudem in den USA engagiert - gerade das wollte sie vermeiden. Clearwire könnte da schon interessanter sein - das Unternehmen betreibt ein Mobilfunknetz und vermietet die Kapazitäten weiter - Sprint ist ein Großkunde.

Die Hauptprobleme von T-Mobile USA sind die fehlende Größe und das Netz. Nach früheren Telekom-Aussagen reicht das eigene Handynetz nur noch ein bis zwei Jahre für alle erdenklichen Internet-Spielereien auf dem Handy aus. Spätestens dann muss auf LTE umgestellt werden. Da das in einem so großen Land wie den USA langwierig und teuer ist, hätte der Startschuss eigentlich schon fallen müssen - vor der Vereinbarung mit AT&T wollte die Telekom noch 2011 mit dem LTE-Ausbau loslegen. Um aus eigener Kraft zu wachsen, fehlt der Telekom aber Entscheidendes. "Wir brauchen längerfristig neue Funkfrequenzen in den USA", sagt Obermann. Mit der derzeitigen Ausstattung sei der Wechsel auf LTE kaum zu bewerkstelligen.

Eine Lösung für dieses Problem könnte der Telekom-Chef außerhalb der Telefon-Branche finden. Der PayTV-Konzern Dish hat dieses Jahr für drei Mrd. Dollar Funkfrequenzen zusammengekauft. Damit wolle Dish in neue Geschäfte vorstoßen, brauche aber noch einen Mobilfunkpartner, der sich mit der Industrie auskennt, sagte Dish-Konzernchef Joe Clayton vor einer Woche zu Reuters. Sein Wunschpartner: T-Mobile USA. Allerdings könnte Obermann dabei ein alter Bekannter in die Quere kommen - auch AT&T braucht dringend neue Frequenzen. Die Börse rechnet bereits mit einem Wettbieten. Nach dem Scheitern des T-Mobile-Deals schossen die Dish-Aktien um neun Prozent nach oben.

Eine weitere Option wäre eine Partnerschaft mit dem US-Hedgefonds Harbinger. Dessen Chef Philip Falcone hält die Telefonbranche seit einiger Zeit mit seinen Plänen für ein vollkommen neues US-Hochgeschwindigkeitsnetz in Atem, für das er mehrere Mrd. Dollar eingesammelt hat. Allerdings fürchtet die US-Regierung, dass das neue Handynetz das Positionsbestimmungssystem GPS aus dem Takt bringt.