CSEM-CE= Mario el Khoury (l.) und Peter Maurer,  Präsident IKRK (Bild: zVg)

Der Frage, wie der technologische Fortschritt dazu genutzt werden könnte, die Ungleichheit in der Welt zu vermindern, ging das CSEM am vergangenen Donnerstag in Bern im Rahmen der Konferenz "Technologies for a brighter world" nach. Neben Forschungs- und Entwicklungsexperten des CSEMs skizzierten Persönlichkeiten wie etwa Peter Maurer, Präsident des Internationalen Roten Kreuz (IKRK); Klaus Schönenberger, Direktor des Programms "Essential Tech" der ETH Lausanne (EPFL) und Arturo Vittori, Direktor von Warka Water, die Umrisse eines ausgewogeneren Entwicklungswegs.

"Die aktuelle technologische Beschleunigung würde einen glauben lassen, dass alles möglich ist. Es gibt jedoch eine bedeutende Ausnahme: die einer gerechteren und friedlicheren Welt." Gleich zu Beginn der Veranstaltung steckte Mario El-Khoury, CEO vom CSEM und Organisator der Konferenz, im Hotel Bellevue in Bern den Rahmen ab. Das Ziel der Veranstaltung war es demnach, neue Wege zu finden, um die Technologien allen zugutekommen zu lassen. Inspiration dazu lieferten zahlreiche Projekte, die bereits in Gang sind.

"Ich habe leider nicht nur gute Nachrichten", warnte Peter Maurer, Präsident des IKRK. In seinem Beitrag zeigte er auf, inwiefern die Konflikte komplexer werden und sich festfahren und dadurch immer mehr Menschen in prekäre Lebensbedingungen kommen. Der ehemalige Diplomat zeigte darauf eine weniger bekannte Seite des IKRK: Das Rote Kreuz ist sich der Bedeutung der technologischen Fortschritte für seine Arbeit und eigenen Handlungsspielräume mehr als bewusst. Die Organisation nimmt diese Möglichkeiten aktiv wahr, um davon möglichst Nutzen ziehen zu können. Zusammen mit der EPFL entwickelt sie zum Beispiel eine neue Generation von Fussprothesen für die Opfer von Antipersonenminen. Das Ziel ist, eine Prothese zu einem erschwinglichen Preis anzubieten.

Von Big Data und Wassertürmen

Das Spektrum der "humanitären" Innovationen ist enorm breit. Es reicht von einer Datenbank, um Verschollene zu finden, über Wassertürme aus Bambus, die Arturo Vittori, Direktor von Warka Water präsentierte, bis zu Photovoltaik-Lösungen oder medizinische Entwicklungen des CSEM. Das waadtländische Startup Biospectal wird zum Beispiel mit einer Erfindung vom CSEM den Bluthochdruck der Bevölkerung von Bangladesch, Tansania und Südafrika überwachen. Damit wird es möglich, diese unsichtbare Krankheit mittels Smartphone-Applikation nachzuverfolgen. Hinter dieser scheinbar einfachen Anwendung steckt eine Hightech-Lösung, die über einen Zeitraum von zehn Jahren am CSEM entwickelt wurde.

Entwicklungsarbeit muss anders gedacht werden! Diese Feststellung erhielt breite Zustimmung. Das Programm "Essential Tech" der EPFL unterstützt in diesem Zusammenhang vielversprechende Experimente. Sie hat z. B. ein Startup hervorgebracht, dessen Ziel es ist, Afrika mit angepassten Röntgengeräten zu versorgen. Das Unternehmen, hinter dem sowohl afrikanische als auch Schweizer Investoren stehen, sieht dafür auch gute Geschäftsaussichten in der westlichen Welt. Denn die Schweiz habe alle Karten in der Hand, um eine Schlüsselposition bei der Erneuerung von Modellen für eine wahrhaft nachhaltige Entwicklung einzunehmen. Sie sei nicht nur an vorderster Front in Sachen Innovationen und Wiege der Genfer Konventionen, sondern auch "zentraler Finanzplatz", erinnerte Maurer. Dies sei ein unerlässlicher Faktor, um technologische Fortschritte breiter zu streuen, um den Alltag deren zu verbessern, die es am nötigsten haben und sich somit in Richtung gerechtere Welt zu bewegen, auf die so viele hoffen.

Über das CSEM
Das CSEM ist ein schweizerisches Forschungs- und Entwicklungszentrum (öffentlich-private Partnerschaft), das sich auf Mikro- und Nanotechnologie, Mikroelektronik, Systems Engineering, Photovoltaik und Kommunikationstechnologien spezialisiert hat. Rund 450 hoch qualifizierte Mitarbeitende aus diversen wissenschaftlichen und technischen Bereichen arbeiten für das CSEM in Neuenburg, Alpnach, Muttenz, Landquart und Zürich.
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