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2010 wurden mit Computerspielen weltweit 56 Mrd. Dollar eingenommen. Kinos haben im selben Zeitraum nur 32 Mrd. umgesetzt. Nachdem die Gaming-Branche der Filmindustrie den Platz an der Sonne abspenstig gemacht hat, wildert sie durch den technischen Fortschritt auch zunehmend im selben Arbeitskräfte-Reservoir.

Schauspieler, Drehbuchautoren, Musikproduzenten und alles, was für Filmproduktionen sonst noch gebraucht wird, ist auch für moderne Videospiele gefragt. "Wir beobachten die Entwicklung aufmerksam. Ich glaube, dass Kino und Videospiele parallel existieren können und dass beide Medien sich gegenseitig befruchten werden. Games liefern mittlerweile Ideen für Filme und umgekehrt. Mittelfristig ist auch eine Verschmelzung der beiden Kanäle möglich. Im digitalen Theater der Zukunft werden die Zuschauer vielleicht die Handlung von Filmen beeinflussen können. Hier ist der Stein der Weisen aber noch nicht gefunden worden", sagt etwa Andreas Crüsemann von Cineplex Deutschland.

Moderne Computerspiele verschlingen in der Produktion riesige Summen. GTA IV beispielsweise hatte ein Budget von rund 100 Mio. Dollar, wie der Guardian berichtet. Die Vollendung dauerte drei Jahre und beschäftigte 861 Schauspieler, die zusammen 80.000 Zeilen Dialog eingesprochen haben. Für die Schauspieler wird der Markt zunehmend ergiebiger. Mark Hamill, der in den originalen Star-Wars-Filmen den Luke Skywalker gegeben hat, verdient als Stimme des Jokers in mehreren Batman-Spielen gutes Geld.

Auch grosse Hollywood-Namen wie Dennis Hopper oder Peter Fonda schämen sich mittlerweile nicht mehr, in Computerspielen aufzutreten. In modernen Spielen wie L.A. Noir beschränkt sich die Präsenz der Schauspieler auch nicht mehr nur auf die Stimme. Mittels Motion-Capturing spielen die Schauspieler wie an einem Film-Set. Die Performance wird anschliessend auf die Figuren im Spiel übertragen. "Die Branche investiert stark in Technologie und Charaktere. Das verstärkt die Konvergenz mit dem Kino", sagt Crüsemann.

Je photorealistischer die Filme werden, desto näher kommen sie dem Medium Film. "Schon heute experimentiert die Werbung mit Kino-Clips, die vom Publikum beeinflusst werden", so Crüsemann. Ganz zusammenwachsen werden die zwei Medien nach Ansicht des Experten aber nicht. "Kino lebt vom Gemeinschaftserlebnis. Es wird deshalb nie so sein, dass jeder Zuseher im Kinosaal für sich allein spielt. Vielleicht werden Regisseure aber auf die Möglichkeiten aufmerksam und produzieren Filme, die vom Publikum beeinflusst werden können. Die Inhalte sind auf jeden Fall der Knackpunkt", so Crüsemann.