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Mit Jack Tramiel ist am Ostersonntag ein Computerpionier verstorben. Tramiel war der Gründer des vor allem in den 1980er und frühen 1990er Jahren erfolgreichen PC-Herstellers Commodore. Ohne Tramiel hätte es nie die legendären Heim-Computer C64 und Amiga, aber auch nicht den Atari ST gegeben, deren Einfluss auch heute noch nachwirkt. Tramiel wurde 83 Jahre alt.

Der Pionier, der sich nach dem Verkauf von Atari aus dem Computergeschäft zurückgezogen hatte, hiess gebürtig Idek Tramielski. Der polnische Jude überlebte im Nationalsozialismus eine Unterbringung in zwei Konzentrationslagern, darunter auch das KZ Auschwitz. Ende 1947 emigrierte er in die USA und machte dort in der Armee als Reparateur erste Erfahrungen im Umgang mit technischen Geräten – damals in erster Linie noch Schreibmaschinen. Das von ihm 1953 gegründete Unternehmen Commodore Portable Typewriter beschäftigte sich ebenfalls mit der Reparatur dieser Geräte, bis Tramiel ein zweites Unternehmen, Commodore Business Machines International gründete, das ab den 1960er Jahren günstige Taschenrechner herstellte. Commodore hatte damit zunächst Erfolg, wurde dann aber von Texas Instruments und günstigen Taschenrechnern aus Japan aus dem Markt gedrängt. Tramiel "revanchierte" sich später bei TI mit einem Preiskrieg bei Heimcomputern.

Als strategisch kluger Schritt erwies sich der Kauf von MOS Technologies. MOS hatte die 6502 CPU entwickelt und im eigenen KIM-1-Computer eingesetzt. Mit MOS kam Chuck Peddle zu Commodore, der mit dem PET 2001 einen frühen Heimcomputer/PC entwickelte. Der PET musste ebensowenig wie der Apple II zusammengebaut werden und wurde als Komplettsystem mit Tastatur und Kassettenrekorder ausgeliefert. Mit dem Commodore VC20 schaffte Tramiel schliesslich, was keiner Firma bisher gelungen war: Ein echter Heimcomputer für den Massenmarkt, der sich über eine Million Mal verkaufte. Der Nachfolger C64 übertraf den Erfolg erneut, trieb Commodores Konkurrenten fast in den Ruin und wehrte auch die später erschienen MSX-Computer ab. Vom Erfolg des C64 bekam Tramiel nicht mehr viel mit: 1984 musste er seine Firma nach Meinungsverschiedenheiten verlassen.

Kurz danach kaufte er das nach dem “Videospiele-Crash” der frühen 1980er Jahre schwer angeschlagene Unternehmen Atari – bei dem einst auch Steve Jobs gearbeitet hatte. Tramiel sanierte radikal, entliess viele Atari-Angestellte und beendete viele Forschungsprojekte. Er umgab sich mit Vertrauten von Commodore, darunter Shiraz Shivji, der die Entwicklung des Atari ST. Der ST bot eine grafische Benutzeroberfläche zu einem niedrigen Preis und war besonders in Europa ein grosser Erfolg. Lange dominierte der Atari dank seiner MIDI-Schnittstelle den Musik-Markt, aufgrund des hochwertigen S/W-Monitors wurde der Computer auch zu einer preiswerten Publishing-Lösung. Beliebt war der ST sogar als billiger Macintosh: Dank der ähnlichen Hardware waren Emulatoren so kompatibel, dass sich einige Firmen statt einem Mac mehrere STs mit Emulatoren kauften. In den 90ern liess die Beliebtheit des STs nach - Atari hatte es versäumt, rechtzeitig einen echten Nachfolger zu entwickeln. Rückblickend war vor allem das AmigaOS wegweisend, da es das erste kommerziell erhältliche Betriebssystem war, das präemptives Multitasking unterstützte.

1996 verkaufte Tramiel Atari an den Festplattenhersteller JT Storage, der Atari zum Börsengang nutzte und sich in JTS Corporation umbenannte. Tramiel sass in Folge dessen im Aufsichtsrat des neuen Unternehmens, das schon drei Jahre später insolvent war. Seitdem lebte Tramiel zurückgezogen in Kalifornien.