thumb

Der zuletzt schlingernde ICT-Riese Hewlett-Packard (HP) ist offenbar wieder da. Der Turnaround scheint auf Kurs und in den nächsten Jahren seine volle Wirkung zu entfalten. Die Wall Street belohnt den eingeschlagenen Kurs von HP-Chefin Meg Whitman mit Vorschusslorbeeren. Der HP-Aktienkurs kletterte in den vergangenen Tagen in New York unter hohen Umsätzen um mehr als neun Prozent.

HP-Chefin Meg Whitman, die im Jahr 2011 angetreten war, um den angeschlagenen Konzern zu sanieren, will den PC-Hersteller zum IT-Service-Provider umbauen. Hierfür hat HP mehr als 27.000 Arbeitsplätze seit Mai 2012 gestrichen, um jährlich drei Mrd. Dollar einzusparen. Dieses Geld soll unter anderem auch in Forschung und Entwicklung fliessen, um neue Produkte hervorzubringen. Und die ersten Erfolge gibt es dabei schon. Die Marktforscher aus dem Hause Forrester Research sehen im Private Cloud Angebot von HP das breiteste und tiefste Angebot unter allen Anbietern, womit das Unternehmen Branchengrössen wie IBM hinter sich lassen konnte. Marktforscher wie aus dem Hause IDC sehen ein Riesenpotenzial für derartige Lösungen. Bis zum Jahr 2016 dürften die Ausgaben für Private Cloud-basierte IT-Techniken ein Volumen von 24 Mrd. US-Dollar erreichen.

Gehostete Private Cloud Services dürften von 2012 bis 2016 ein jährliches Wachstum von mehr als 50 Prozent verzeichnen, glauben die IDC-Marktforscher. Mit seiner HP Cloudsystems Enterprise Suite dürfte HP gut positioniert sein, um von diesem Wachstumstrend zu profitieren.

Einstieg in den Markt für 3D-Drucker

Daneben setzt HP-Chefin Whitman noch auf einen weiteren Zukunftstrend. Schon im Oktober kündigte die HP-Managerin auf einer Technikkonferenz einen eigenen 3D-Drucker aus dem Hause HP an, der Mitte 2014 auf den Markt kommen soll. Der weltweite Markt für 3D-Drucker steht erst am Anfang. In der Vergangenheit kosteten Profi-Geräte mehrere hunderttausende US-Dollar. Inzwischen sind Profi-Systeme auch für 100.000 US-Dollar verfügbar, erste Low-cost-Drucker für den Privatverbraucher gibt es bereits für mehrere hundert US-Dollar.

Durch 3D-Drucker lassen sich Teile und Produkte kreieren, die so vorher nicht möglich waren. Entsprechend hoch ist das Marktpotenzial. Die Marktforscher aus dem Hause Gartner glauben, dass der Markt für 3D-Drucker unter 100.000 Dollar in 2013 um 49 Prozent auf über 56.500 Einheiten wachsen wird. In 2014 dürfte der Markt für 3D-Drucker dann um 75 Prozent abheben und ein Volumen von 98.065 Einheiten erreichen, wobei sich die Auslieferzahlen in 2015 verdoppeln sollen. In 2013 dürften Privat- und Firmenkunden bereits 412 Mio. Dollar für 3D-Druckerservices ausgeben, wobei die Ausgaben in 2014 um 62 Prozent auf 669 Mio. Dollar wachsen sollen.

Sieben Kerngeschäfte

Derzeit operiert HP aus sieben Kerngeschäftsbereichen heraus: Enterprise Storage and Servers (ESS), HP Services (HPS), Personal Systems Group (PSG), Imaging and Printing Group (PG), HP Financial Services (HPFS) und HP Software sowie Corporate Investments. Das Hardwaregeschäft trug zuletzt den Grossteil der gesamten Umsätze des Riesen aus Palo Alto, wobei das Servicegeschäft inzwischen etwa ein Drittel des Gesamtumsatzes trägt.

Zuletzt wuchs HP nicht zuletzt durch Zukäufe. Neben der Übernahme von Compaq im Jahr 2002 kaufte HP den Druckerspezialisten Indigo, welcher den Bereich Offset-Druck und digitale Druckprozesse für industrielle Grosskunden ergänzen soll. Im Jahr 2004 schluckte HP die Softwarefirmen Novadigm und Consera Software, sowie die ThyssenKrupp-Tochter Triaton. Später folgten weitere Zukäufe wie Synstar, sowie ApplQ, RLX Technologies, Peregrine Systems und Scitex Vision. Mitte 2006 kaufte HP die Schweizer Silverwire Holding, sowie den Softwarespezialisten Mercury Interactive. Anfang 2008 setzte HP seine Einkaufstour fort und schluckte neben den Softwarespezialisten Tower Software und Lefthand, auch gleich den weltweit zweitgrössten IT-Servicespezialisten Electronic Data Systems (EDS). In 2010 schloss HP die Übernahme von 3Com ab. Zudem wurden mit dem PDA-Pionier Palm, Motionbox, Fortify Software und Stratavia weitere Unternehmen übernommen.

Nachdem im Herbst 2010 der Speicherspezialist 3PAR übernommen wurde, kaufte HP im Oktober desselben Jahres den Sicherheitssoftwareanbieter Arcsight. Mitte 2011 gab HP die Übernahme des britischen Softwarespezialisten Autonomy für über zehn Mrd. Dollar bekannt. Ende 2011 übernahm HP die Hiflex Software. Anfang 2013 trennte sich HP von seinem WebOS-Geschäft und verkaufte dieses an LG.

Zahlen

Für das vergangene Oktoberquartal meldete Hewlett-Packard einen leichten Umsatzrückgang um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 29,1 Mrd. US-Dollar. Der Nettogewinn summierte sich dabei auf 1,4 Mrd. US-Dollar oder 73 US-Cent je Aktie, nachdem im Jahr vorher noch ein Verlust von 6,9 Mrd. Dollar zu Buche stand. Ausgenommen aussergewöhnlicher Einmalbelastungen konnte HP für das jüngste Quartal einen bereinigten Nettogewinn (Non-GAAP) von 1,01 Dollar je Aktie ausweisen und damit die Markterwartungen der Analysten übertreffen. Analysten hatten im Vorfeld mit Einnahmen von 27,86 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 1,00 Dollar je Aktie gerechnet. Insgesamt konnte HP im jüngsten Quartal einen positiven Cashflow von 2,8 Mrd. Dollar generieren, ein Rückgang von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Für das somit abgeschlossene Fiskaljahr 2013 meldet HP einen Umsatzrückgang um sieben Prozent auf 112,3 Mrd. US-Dollar. Der bereinigte Nettogewinn (Non-GAAP) sank auf 3,56 Dollar je Aktie, nach einem Profit von 4,05 Dollar je Anteil in 2012.

Markt und Wettbewerb

Zuletzt zog der chinesische Computerbauer Lenovo Group im weltweiten PC-Markt an HP vorbei (Quelle: Gartner). Auch Apple konnte mit seinen Macs zuletzt im amerikanischen PC-Markt Marktanteile gewinnen. Auch im Server-Geschäft gilt HP nach wie vor als einer der führenden Anbieter. In diesem Bereich steht das Unternehmen im direkten Wettbewerb mit Dell und IBM.

Aber auch der HP-Konkurrent IBM sieht sich in seinem traditionellen IT-Servicegeschäft gut gerüstet und konnte seine starke Stellung durch die Übernahme des Beratungsgeschäfts von Pricewaterhousecoopers weiter festigen. Im IT-Servicegeschäft gilt nicht nur IBM als direkter Mitbewerber, sondern inzwischen auch zahlreiche indische Outsourcing-Spezialisten, wie Tata Consultancy, Infosys und Wipro.

Im Druckergeschäft sieht sich das Unternehmen der japanischen Konkurrenz in Form von Canon gegenüber. Auch der US-Druckerspezialist Lexmark steht mit seiner Produktserie in direkter Konkurrenz zu HP. Im Speichersegment konkurriert HP mit den US-Anbietern EMC und NetApp.

Durch die Expansion im Softwarebereich sieht sich HP zunehmend dem Wettbewerb anderer grosser Softwarehäuser ausgesetzt. Auch durch die Übernahme von EDS begibt sich HP im Bereich IT-Dienstleistung und IT-Services immer mehr im direkten Wettbewerb zu IBM, Accenture, Capgemini, Cognizant und Infosys.

Ausblick

Das anstehende Fiskaljahr 2014 soll ein Jahr der Erholung und der Expansion werden. Für das laufende erste Fiskalquartal 2014 stellt HP einen Nettogewinn (Non-GAAP) von 82 bis 86 US-Cent je Aktie in Aussicht. Gleichzeitig bekräftigte HP seinen Gewinnausblick (Non-GAAP) für das Fiskaljahr 2014 von 3,55 bis 3,75 Dollar je Aktie. Analysten erwarten bei HP für das laufende Fiskaljahr 2014 einen Jahresumsatz von 109 Mrd. US-Dollar sowie einen Nettogewinn von 3,67 Dollar je Aktie. Im nachfolgenden Fiskaljahr 2015 sollen die Erlöse dann auf 108,4 Mrd. Dollar und der Nettogewinn auf 3,89 Dollar je Aktie klettern, wenn es nach den Prognosen der Analysten geht.



Der Online-Stellenmarkt für ICT Professionals