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In Grossbritannien sorgt ein neues Detail aus den Snowden-Enthüllungen für grosse Empörung unter den Gemütern. Wie der "Guardian" berichtet, soll der britische Geheimdienst GCHQ E-Mails von Journalisten namhafter Medienhäuser in grossem Ausmass gespeichert haben.

Im Rahmen einer Übung seien 2008 innerhalb weniger Minuten Zigtausende Mails gesammelt, gespeichert und im Intranet ausgetauscht worden, heisst es im Guardian-Artikel. Betroffen sind demnch unter anderem der "Guardian" selbst sowie die "New York Times", BBC, Le Monde, Reuters und andere.

Laut Bericht sind rund 70.000 E-Mails im Rahmen einer zehnminütigen Massenüberwachungsübung des Nachrichtendienstes GCHQ an einem Tag im November 2008 gesammelt worden. Erfasst worden seien Pressemitteilungen ebenso wie Diskussionen von Reportern und Redakteuren über die Berichterstattung. Der Geheimdienst habe den elektronischen Briefverkehr gespeichert und als Teil der Übung in seinem Intranet ausgetauscht. Den Snowden-Unterlagen gemäss seien investigative Journalisten in einer Sicherheitsbewertung des GCHQ als Bedrohung eingestuft worden, ebenso wie Terroristen und Hacker. Der Geheimdienst lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Er verwies aber darauf, dass seine Arbeit in Einklang mit strikten legalen und politischen Vorgaben ausgeführt werde.

Das Bekanntwerden der Abhöraktion sorgte umgehend für einen Aufschrei in der Medienlandschaft: Mehr als 100 führende Vertreter der britischen Presse forderten mehr Schutz vor der Überwachung durch Geheimdienste. "Informanten aus dem staatlichen Sektor werden sich künftig nicht an Journalisten wenden, wenn die Vollzugsbehörden die Macht haben, nach Belieben Telefondaten von Journalisten einzusehen", heisst es in einem offenen Brief, den das Medienmagazin „Press Gazette“ veröffentlichte. Es geht um die Auslegung eines Gesetzes, das den Zugriff der Behörden auf Daten regelt. Nach Ansicht der Medienvertreter muss eine neue Richtlinie ausdrücklich die Telefondaten von Journalisten schützen, solange sie nicht selbst unter Verdacht stehen, ein Verbrechen begangen zu haben.