AT&T und der Deutschen Telekom läuft in den USA die Zeit davon. Um den Widerstand der US-Regierung gegen den 39 Milliarden Dollar (29 Mrd. Euro) schweren Verkauf der Telekom-Tochter T-Mobile USA an den US-Branchenprimus zu brechen, drängten die beiden bei der mit Spannung erwarteten ersten Gerichtsanhörung in dem Fall am Mittwoch auf einen baldigen Prozessbeginn. Je früher der Rechtsstreit vor Gericht ausgefochten werde, desto eher hätten die beiden Firmen und der Markt Sicherheit über den weiteren Gang der Dinge, sagte AT&T-Anwalt Mark Hansen.

Dem ursprünglichen Zeitplan für die im März vorgestellte Mega-Fusion hinkten die beiden Firmen "jetzt bereits Monate hinterher". Er beantragte, dass der Prozess bereits Mitte Jänner 2012 losgehen solle. So eilig hat es Bundesrichterin Ellen Segal Huvelle allerdings nicht. Sie setzte den Prozessauftakt für den 13. Februar fest. Ende März wolle sie entscheiden. Wie üblich in solchen Verhandlungen wird sie das Urteil allein fällen - eine Jury wird nicht einberufen.

Rechtsexperten gehen aber davon aus, dass der Clinch vor Gericht noch länger dauern dürfte. Beide Parteien könnten gegen das Urteil der Richterin in Berufung gehen, was bis 2013 dauern könnte, sagte Evan Stewart, Kartellrechtsexperte bei der Kanzlei Zuckerman Spaeder.

Deshalb haben sich AT&T und der deutsche Konzern einen Plan B zurechtgelegt und verhandeln gleichzeitig mit den US-Behörden, um einen außergerichtlichen Kompromiss zu finden. AT&T-Chef Randall Stephenson sagte auf einer Investorenkonferenz, er bleibe optimistisch, dass sich eine Lösung finden lasse, um die Bedenken des US-Justizministeriums auszuräumen. Ein Telekom-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob die Gespräche bereits laufen.

Die Deutsche Telekom und AT&T versuchen in diesen Gesprächen, die Vorteile des Zusammenschlusses für die US-Verbraucher zu untermauern. Hauptargument: Mit dem landesweiten Mobilfunknetz von T-Mobile könne AT&T bald einen Großteil der US-Bevölkerung mit schnellem Funk-Internet versorgen. Ohne die Übernahme werde das wesentlich länger dauern.

Die US-Regierung befürchtet hingegen, dass ein Zusammengehen der Nummern zwei und vier auf dem US-Mobilfunkmarkt zu weniger Wettbewerb führen könnte und hatte deshalb Ende August Klage gegen das Vorhaben eingereicht. Die Unternehmen dürften nun versuchen, der Administration entgegenzukommen. Eine Person, die einem der beiden Unternehmen nahesteht, erklärte Ende August, AT&T und die Telekom könnten bis zu 25 Prozent von T-Mobile USA verkaufen, um die Fusion zu retten. Analysten geben dem gesamten Deal aber kaum noch Chancen.



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