thumb

Die Kernfrage des diesjährigen Asut-Seminars im Kursaal Baden handelte davon, welcher Platz dem Menschen in einer zunehmend digitalisierten Welt bleibe. Gut 950 Teilnehmende aus Wirtschaft, Forschung, Bildung, Verwaltung, Politik und Medien fanden sich am Top-Anlass der ICT-Branche ein, um über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Wirtschaft, Arbeitswelt und Gesellschaft zu diskutieren. Geehrt wurde zudem ein "Grandseigneur" der Branche, der die Digitalisierung seit ihren Anfängen begleitet hat: Marc Furrer, ehemaliger Bakom-Direktor und langjähriger Präsident der Eidgenössischen Kommunikationskommission (Comcom), wurde mit dem ersten Swiss Telecommunication Award ausgezeichnet.

Der Homo sapiens ist längst zum Homo digitalis geworden, der mithilfe von digitalen Technologien Wirtschaft und Gesellschaft vernetzt, neu ordnet, mobiler und effizienter gestaltet. Aber macht er sich mit den digitalen Mitteln wirklich die Welt untertan oder droht ihm, inmitten von smarten Sensoren, lernfähigen Maschinen und intelligenten Algorithmen, die Kontrolle über ihr Gefüge zu entgleiten? Was braucht es, damit die menschlichen Fähigkeiten weiterhin zum Zug kommen und den menschlichen Bedürfnissen auch in Zukunft Rechnung getragen wird? Diese Fragen wurden am 43. Asut-Seminar aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und kontrovers diskutiert.

Dabei wurden auch die Chancen der Digitalisierung gerade für die Schweiz immer wieder angesprochen. Dass Vernetzung und Digitalisierung von einer leistungsfähigen ICT-Infrastruktur abhängig sind, liegt auf der Hand. Die Voraussetzungen in der Schweiz seien gut und in internationalen Vergleichen schneide die hiesigen Telekomnetze immer wieder hervorragend ab, hiess es. Dies sei nicht nur das Resultat eines intensiven Wettbewerbs, sondern auch das Ergebnis einer umsichtigen Telekomregulation. Marc Furrer be diese Entwicklung massgebend mitgeprägt. Für sein aussergewöhnliches und langjähriges Engagement für den Telekommarkt Schweiz verlieh ihm der Vorstand der Asut den ersten Swiss Telecommunication Award.

Rund um die Award-Vergabe präsentierten und diskutierten prominente Stimmen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft über den Homo digitalis. Bund und Verwaltung waren, mit Bundesrat Guy Parmelin, Vorsteher des Eidg. Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), und Bakom-Direktor Philipp Metzger, dabei ebenso vertreten, wie Wirtschafts- und Branchengrössen (Christoph Brand, Head of Classifieds & Marketplaces Tamedia; Alain Dehaze, CEO The Adecco Group; Patrik Gisel, Vorsitzender der Geschäftsleitung Raiffeisen Schweiz; Marianne Janik, General Manager Microsoft Schweiz; Hansueli Loosli, Präsident Verwaltungsräte Swisscom und Coop-Gruppe; Marc Sier, COO Admeira und David Francis, European Cyber Security Officer von Huawei). Dazu kamen der Datenschutz mit dem Eidg. Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten Adrian Lobsiger, die Gesellschaftsanalyse mit dem Philosophen Ludwig Hasler und Stephan Sigrist, dem Leiter des Think Tank W.I.R.E, die Open-Data-Community mit André Golliez, Präsident des Vereins Opendata.ch sowie, mit SVP-Vizepräsident Thomas Aeschi, FDP-Präsidentin Petra Gössi, SP-Präsident Christian Levrat und CVP-Präsident Gerhard Pfister die vier grössten politischen Parteien.

Ein Konsens war, bei einer so vielfältigen Palette von Hintergründen, Interessen und Überzeugungen nicht zu erwarten. Eine Übereinstimmung gab es trotzdem: Der Mensch, so das Fazit der Veranstaltung, verträgt eine ganze Menge an Digitalisierung, wenn sie richtig eingerahmt wird. Daran soll, daran müsse gemeinsam gearbeitet werden, so der Tenor. Denn nur mit den richtigen Rahmenbedingungen könne eine datenbasierte Wirtschaft für die rohstoffarme Schweiz zur riesigen Chance werden.