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Astronomische Beobachtungen werden durch die Erdatmosphäre erheblich behindert. Im Auftrag der Europäische Südsternwarte ESO haben Tiroler Astrophysiker Computerprogramme entwickelt, mit denen man astronomische Beobachtungen auf der Erde sehr viel effizienter durchführen könne.

Wenn Astronomen Himmelskörper von der Erde aus beobachten, ist die Erdatmosphäre ihr grösster Feind. Um den Einfluss der Atmosphäre zu korrigieren, mussten Wissenschaftler bisher zusätzliche Beobachtungen durchführen und so ihre Messungen kalibrieren. Diese Vorgehensweise hat Nachteile, weil sich die Atmosphäre ständig ändert und zusätzliche Beobachtungszeiten hohe Kosten verursachen. „Eine Betriebsstunde am Very Large Telescope auf dem Cerro Paranal in Chile kostet zwischen 7.000 und 10.000 Euro“, so Stefan Kimeswenger vom Institut für Astro- und Teilchenphysik der Universität Innsbruck. Sein Team hat nun eine Software entwickelt, mit der Beobachtungen nicht nur genauer geplant, sondern auch wesentlich effizienter durchgeführt werden können.

„Die in Innsbruck entwickelten Softwareprodukte werden mittlerweile nicht nur an bestehenden Einrichtungen eingesetzt, sondern dienen auch zur Vorbereitung der nächsten Generation von Messgeräten am im Bau befindlichen European Extremely Large Telescope (E-ELT)“, erklärt Kimeswenger. Dieses Grossteleskop soll 2022 in Betrieb gehen und wird mit einem Spiegeldurchmesser von 39 Metern das weltweit grösste seiner Art sein.

Die Arbeitsgruppe um Stefan Kimeswenger widmete sich mit Hilfe des grossen Datenarchivs der ESO auch der atmosphärischen Forschung. „Diese einzigartigen Daten erlauben Untersuchungen der Langzeitveränderung atmosphärischer Spurengase wie Kohlendioxid, von Aerosolen in höheren Atmosphärenschichten, sowie des Aufbaus, der Chemie und Dynamik der Hochatmosphäre“, sagt der Astrophysiker. „Letzteres ist möglich durch die Beobachtung des sogenannten Airglows, einer spezifischen Leuchterscheinung, die bis heute noch unzureichend verstanden wird und ebenfalls großen Einfluss auf astronomische Beobachtungen hat.“ Die Ergebnisse dieser Arbeiten könnten dann wiederum in Softwareprodukten zu einer weiteren Effizienzsteigerung der ESO-Observatorien eingesetzt werden.



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