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Arbeitnehmer gefährden ihre Gesundheit durch die zusätzlichen Arbeitsstunden, die sie dank Smartphones, Laptops und Tablets zuhause oder im Zug einschieben. Dies geht aus einer Studie der englischen Chartered Society of Physiotherapy hervor.

Eine Online-Unfrage unter 2.010 Personen ergab demnach, dass beinahe zwei Drittel ausserhalb der eigentlichen Arbeitszeit Tätigkeiten für ihre Unternehmen verrichten, wie die BBC berichtet. Geschieht das regelmässig, treten häufig stressbedingte Erkrankungen auf. Die Physiotherapeuten weisen zudem auf die Gefahr von Haltungsschäden durch die zusätzliche Bildschirm-Zeit hin.

"Die Tendenz zur Mehrarbeit wegen neuer technischer Hilfsmittel gibt es auch bei uns. Die Ballance zwischen Arbeit und Freizeit geht zunehmend verloren, weil die Menschen durchgehend erreichbar sind. Zudem wird abendliche Arbeit von zuhause oft nicht als Überstunden gewertet. Arbeitsverträge decken aber grundsätzlich nur die Arbeitszeit ab. Wir empfehlen, nicht regelmässig in der Freizeit zu arbeiten", sagt dazu etwa Alexander Heider, Leiter der Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Arbeit bei der Arbeiterkammer Wien.

Laut der Vorsitzenden der Physiotherapeuten-Vereinigung, Helena Johnson, sind die Ergebnisse der Studie "hochgradig besorgniserregend". Kurzfristig sei Mehrarbeit von zuhause vertretbar, aber "regelmässig und auf längere Zeit führt das zu Rücken- und Nackenschmerzen sowie psychischen Erkrankungen". Die Leistungsfähigkeit werde auf jeden Fall beeinträchtigt, so die Physiotherapeutin. "Der Einzelne trägt immer mehr Verantwortung. Das ist einerseits positiv, andrerseits darf der Druck aber nicht so hoch werden, dass die Erwartungen in der regulären Arbeitszeit nicht mehr erfüllt werden können", erklärt Heider.

Über die angemessene Reaktion für Arbeitnehmer bei Überlastung sind sich die Experten aus England und Österreich einig: "Wir raten Betroffenen dringend, die Situation mit dem Arbeitgeber zu besprechen. Betriebsräte, Arbeiterkammer und Gewerkschaften bieten Unterstützung", so Heider. Bei Untätigkeit drohen ernsthafte Probleme. "In einer Studie haben wir ermittelt, dass neben den psychiatrischen und körperlichen Erkrankungen auch die Kosten für das Gesundheitswesen enorm steigen", so der Fachmann. Gefordert seien auch die Betriebe, die ebenfalls Interesse an einer gesunden Belegschaft haben müssen.

"VW hat die Gefahr erkannt und leitet ausserhalb der Arbeitszeit keine E-Mails mehr an die Angestellten weiter. So kann durch die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen dafür gesorgt werden, dass Mitarbeiter nicht versucht sind, ihre Freizeit zu opfern", erklärt Heider. Vor allem unbezahlte Arbeit in der Freizeit sei gefährlich, da sie noch mehr Stress verursache und das eventuell vorhandene Familienklima belasten kann. Umdenken müssen aber auch die Angestellten. "Der richtige Umgang mit den neuen Kommunikationsmitteln ist auch ein persönlicher Lernprozess", so Heider.