Impression vom Sitz von Red Hat in der Zürcher Europaallee (© Kapi)

1991 veröffentlichte Linus Torvalds den ersten Betriebssystem-Kernel Linux und danach Richard Stallman den zweiten unter der GPL (General Public License). Zwei Jahre später, 1993, wurde Red Hat von Marc Ewing in Raleigh in North Carolina gegründet. Aufgrund des 30-Jahr-Jubiläums und als Nachlese zum diesjährigen Red Hat Summit in Boston lud die Schweizer Niederlassung des Unternehmens mit dem roten Hut als Logo zu einem Roundtable an ihren Sitz in der Zürcher Europaallee, direkt vis-a-vis von Google.

Im Rahmen des Roundtables rekapitulierte der Schweizer Landeschef von Red Hat, Richard Zobrist, zunächst die Entwicklungsgeschichte der Opensource-Spezialistin, die in der Schweiz mittlerweile fast 200 Leute beschäftigt, und gab ausserdem ein Roundup zu den Ankündigungen im Rahmen des Summits in Bosten, der Ende Mai stattfand. Unterstützend flankiert wurde er von Sandhya Prabhu, Head Ecosystems Schweiz von Red Hat und von Patrick Keil, Associate Partner & Head of Consulting Zurich bei Open Web Technology.

Zobrist steht im übrigen seit nunmehr acht Jahren in Diensten von Red Hat Schweiz. Er war Head of Partners and Alliances Switzerland und dann interimsmässig Country Manager Austria bevor er anfangs 2022 dann das Amt des Country Managers Schweiz von Léonard Bodmer übernommen hat.

Im Rahmen der Diskussion zeichnete der Schweiz-Chef nochmals die wichtigsten Eckdaten von Red Hat nach:
1993: Gründung durch Marc Ewing in North Carolina
1999: Gang an die Börse
2002: Erster Red Hat Enterprise Linus Release
2006: Akquisition der in Neuchatel domizilierten Jboss
2009: Aufnahme in den S&P 500 Index
2011: Openshift Release
2012: Erstes Open-Source-Unternehmen, das die Umsatzhürde von einer Milliarde Dollar übersprang. Bereits vier Jahre später wurde die Umsatzmarke von zwei Milliarden geknackt.
2014: Eröffnung der Zürcher Büros in der Europaallee
2019: Release Cloud OS, Red Hat Enterprise Linux 8
2019: Übernahme durch IBM für 34 Milliarden Dollar
2020: IBM und Red Hat bekräftigen, dass beiden Unternehmen vollständig voneinander getrennt bleiben. Zwar ist Red Hat Teil eines großen Unternehmens geworden, aber es ist immer noch ein Bottom-up-Unternehmen geblieben, das immense Ressourcen der Unterstützung verschiedener Open-Source-Projekte widmet.

In den Räumlichkeiten von Red Hat sind die einzelnen Entwicklungsschritte des Konzerns übrigens an einer Wand durch die grafische Darstellung der höchsten Schweizer Berge sehr schön visualisiert. So verbinden sich hier das Matterhorn, das Weisshorn, die Dufourspitze, der Dom, Eiger etc. zu einer beeindruckenden Bergkette, deren Gipfel Red Hat sukzessive symbolisch erklomm.

Anschliessend fasste Zobrist den diesjährigen Summit in Boston zusammen. Seinen Ausführungen zufolge reiste dieses Jahr eine "Rekorddelegation" mit über 90 Teilnehmenden nach Boston. Und mit der ABB habe es ein Schweizer Hightech-Konzern sogar auf die ganz grosse Keynote-Bühne geschafft. Und dass Schweizer Red-Hat-Kunden sieben Sessions gestaltet hätten, sei ebenfalls Rekord.

Was Produkteankündigungen anbelangt, so stand der Summit dieses Jahr Zobrist zufolge im Zeichen von neuen Automatisierungs- und KI-Lösungen (Künstliche Intelligenz). Angekündigt wurde unter anderem Ansible Lightspeed mit IBM Watson Code Assistant. Dabei handelt es sich um einen generativen KI-Service für die Ansible-Automatisierung. Der Service soll einerseits Einsteigern die Automatisierung von Aufgaben erleichtern, andererseits erfahrenen Automatisierern die Last der Erstellung von Aufgaben bereits auf den unteren Ebenen abnehmen. Und Event-Driven Ansible wiederum soll Unternehmen mehr Möglichkeiten bieten, eine Automatisierungsstrategie in einer Hybrid-Cloud-Umgebung zu realisieren.

Weiters kündigte Red Hat am Summit neue Funktionen für Openshift AI an, wie etwa Deployment Pipelines für die Nachverfolgung von KI/ML-Experimenten und automatisierten ML-Workflows. Zudem umfasst Model Serving neu die GPU-Unterstützung für Inferenz und benutzerdefinierte Model-Serving-Laufzeiten und Model Monitoring soll Unternehmen das Management von Performance- und Betriebsmetriken über ein zentrales Dashboard gewährleisten.

Vor einem halben Jahr hat Red Hat mit "Customer first - Partner always" neue Regeln für die Partner-Zusammenarbeit lanciert. In diesem Zusammenhang wies Sandhya Prabhu darauf hin, dass die Partner keinen verlängerten Verkaufsarm von Red Hat verkörperten, sondern eigenständige Unternehmen mit enormem Knowhow seien, die anspruchsvolle Projekte stemmten. Befragt, ob im Open-Source-Business eigentlich noch Neukundengeschäft möglich sei, meinte sie, dass es im Commercial-Bereich, der ausschliesslich mit Partnern betrieben werde, sehr wohl Neugeschäfte möglich seien, während es im Enterprise-Segment hauptsächlich Segmentwachstum gebe.

Zum Abschluss gab Patrick Keil vom Red-Hat-Partner Open Web Technology (OWT) Einblicke in die Hybrid Cloud Journey. OWT ist eine Strategie- und Technologieberatung die Unternehmen dabei unter die Arme greift, ganzheitliche Lösungen zu entwickeln, um ihre Firma zu skalieren und optimale Benutzererlebnisse für Kunden, Partner und Mitarbeiter zu gestalten.

V.l.n.r.: Richard Zobrist, Sandhya Prabhu und Patrick Keil (© Kapi)
V.l.n.r.: Richard Zobrist, Sandhya Prabhu und Patrick Keil (© Kapi)
Grafische Darstellung der Red Hat Entwicklung (Ausschnitt)
Grafische Darstellung der Red Hat Entwicklung (Ausschnitt)
Ein roter Hut darf bei keinem Roundtable fehlen (Bild: Kapi)
Ein roter Hut darf bei keinem Roundtable fehlen (Bild: Kapi)