Tritt zurück: SAP-Chef Bill McDermott (Bildquelle: SAP)

Der deutsche ERP- und Cloud-Riese SAP mit Zentrale in Walldorf hat den Rücktritt des seit 2010 amtierenden Vorstandschefs Bill McDermott bekannt gegeben. Ab sofort sollen die Vorstandsmitglieder Jennifer Morgan und Christian Klein als Führungsduo die Nachfolge McDermotts antreten und Europas grössten Softwarehersteller führen, heisst es in einer Aussendung des Dax-notierten Konzerns.

McDermott stand seit 2014 allein an der Vorstandsspitze des wertvollsten an der Börse gelisteten deutschen Unternehmens. Der 58-jährige US-Amerikaner hat den Konzern stark in Richtung Cloudsoftware zur Miete aus dem Internet umgebaut. "Von dieser Weichenstellung wird das Wachstum von SAP noch viele Jahre profitieren", lässt sich Aufsichtsratschef und SAP-Mitgründer Hasso Plattner zitieren. Mit dem Führungswechsel greife die langfristige Nachfolgeplanung des Kontrollgremiums.

Einen konkreten Grund für den Rücktritt McDermotts nannte das Unternehmen zunächst nicht. McDermotts Vertrag lief noch bis 2021, diesen werde er nicht verlängern. Er ist seit 2002 im Unternehmen. Noch bis Ende des Jahres will der Manager in einer beratenden Rolle im Unternehmen bleiben. "Jetzt ist der Moment gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen", sagte McDermott. McDermott gilt als begnadeter Verkäufer, Zaudern und Zweifeln ist seine Sache nicht. Für das Wachstum in der Cloud steckte SAP in seiner Zeit viele Milliarden in teure Zukäufe. Unter seiner Ägide wurde der Konzern zum wertvollsten deutschen Börsenkonzern, aktuell ist SAP rund 130 Milliarden Euro wert.

Die in der Nacht zum Freitag ebenfalls vorgelegten Zahlen zum dritten Quartal des laufenden Fiskaljahres können sich sehen lassen. Umsatz und Gewinn kletterten überraschend kräftig, nachdem SAP im Vorquartal noch den Handelsstreit zwischen den USA und China zu spüren bekommen hatte. Konkret stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro, unter dem Strich blieben mit 1,26 Milliarden Euro 30 Prozent mehr Gewinn übrig.

Im Tagesgeschäft steuerte auch das Cloudgeschäft spürbar mehr Gewinn bei. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg insgesamt um 20 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Das war deutlich mehr als Analysten erwartet hatten, die operative Marge lag mit 30,6 Prozent überraschend hoch. Finanzchef Luka Mucic führte das unter anderem auf Kostensenkungen und andere Effizienzmassnahmen zurück. Die Finanzprognosen für das laufende und die kommenden Jahre bestätigte das Management.

Die Massnahmen, wie der Konzern in den kommenden fünf Jahren seine Marge kontinuierlich steigern will, müssen nun Jennifer Morgan und Christian Klein den Investoren Mitte November präsentieren. Morgan ist 48 Jahre alt und stammt ebenfalls aus den USA. Bisher steuert sie im SAP-Vorstand die Cloudsparte. Sie ist seit 2004 im Unternehmen, seit 2017 im Vorstand. Klein ist 1980 geboren und ist derzeit für die Produktentwicklung im Vorstand verantwortlich. Er ist seit 1999 im Unternehmen und bekleidet seit vergangenem Jahr einen Vorstandssitz.