Bild: Ruviki-Logo

Russland setzt mit seiner Online-Enzyklopädie "Ruviki" den Frontalangriff auf die Wahrheit fort. Laut einem "404 Media"-Bericht sollen im Auftrag des Kremls fast zwei Millionen Artikel aus der russischen Version von Wikipedia kopiert und anschliessend gezielt überarbeitet worden sein. Inhalte, die Kritik an der Regierung üben oder nicht im Sinne von Machthaber Wladimir Putin ausfallen, sollen gestrichen worden sein. Bei vielen Einträgen handelt es sich also um geklaute, zensurierte Wikipedia-Beiträge.

Ruviki ist nicht neu. Die Plattform ist bereits vor einem Jahr angekündigt worden. Ab Juni gab es eine erste Testversion für russische Bürger. Die unabhängige russische News-Plattform "Sota Project" hatte diese schon damals als "blasse Kopie von Wikipedia" kritisiert, weil sie "von allem Verbotenen bereinigt" worden sein soll. Laut der russischen Nachrichtenagentur "Tass" sollen den Lesern "nur geprüfte und verlässliche Informationen" geliefert werden.

Die erwähnten knapp zwei Millionen Wikipedia-Artikel liegen nun auf inländischen Servern und wurden anschliessend von "professionellen Experten" überprüft, heisst es. Ziel der Aktion soll es gerwesen sein, eine "zuverlässige" und "vertrauenswürdige" Informationsquelle zu schaffen. Wie objektiv Ruviki ist, zeigt sich anhand des Eintrags über den im Februar in einem nördlich des Polarkreises gelegenen Straflagers verstorbenen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny.

Nawalny ist "Videoblogger"

Nawalny, der oft auf Missstände und Korruption in Russland aufmerksam gemacht hatte und als einer der schärfsten Putin-Kritiker galt, wird in Ruviki als "Videoblogger" bezeichnet, der sich an extremistischen Aktivitäten beteiligt haben soll. Laut 404 Media sucht man auf der neuen Plattform auch Infos über Folterungen in Gefängnissen und Skandale von russischen Regierungsvertretern vergebens - wie auch in den etwa 110 Artikeln über den Krieg in der Ukraine.



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