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Nicht nur die Wirtschaft, auch die Schweizer Verwaltungen müssen die Digitalisierung an die Hand nehmen. Jedoch erschweren verschiedene Hürden die Umstellung auf eine "Digitale Verwaltung" signifikant, wie eine Studie des ZHAW-Instituts für Verwaltungs-Management in Zusammenarbeit mit KPMG Schweiz zeigt.

Zum einen stossen gemäss Studie entsprechende Projekte aus Kostengründen häufig auf Widerstand, weil sie zunächst mit hohen Investitionen verbunden sind, während der daraus erzielte Nutzen und die allfälligen Kosteneinsparungen erst später realisiert werden können. Zum anderen fordert das Nebeneinander von analogen und digitalen Dienstleistungen die Verwaltungen heraus – schliesslich darf niemand von staatlichen Leistungen ausgeschlossen werden, der nicht in der Lage ist, auf digitalem Weg mit der Verwaltung in Kontakt zu treten.

Eine weitere Herausforderung ist der Untersuchung zufolge, dass die strukturellen Rahmenbedingungen für eine digitale Verwaltung in der Schweiz äusserst anspruchsvoll seien. Rund 2'400 Gemeinden, 26 Kantone und der Bund haben sich demnach abzustimmen und vier Landessprachen zu integrieren. Darüber hinaus leide die Schweiz unter ihren Perfektionsansprüchen: "Häufig wird versucht, alle denkbaren Varianten eines Vorgangs zu digitalisieren. Die Projekte werden dadurch überladen, ihre Umsetzung wird gebremst oder scheitert ganz", wie die Autoren der Studie die Expertenansichten zusammenfassen. Die mit der Digitalisierung verbundene Innovationsdynamik wirde in der Wirtschaft nach dem Motto "fail fast" gelebt – Innovationsprojekte in Verwaltungen lebten dagegen unter dem Druck von "fail never".

Die digitale Transformation der Verwaltungen in der Schweiz stelle ergo eine der grossen Herausforderungen, welche die Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in den nächsten Jahren gemeinsam zu bewältigen hätten, heisst es weiters. Der in diesem Bereich teilweise bestehende Rückstand könne nämlich die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz sowie den finanziellen Gestaltungsspielraum in absehbarer Zeit negativ beeinflussen. Erste Schritte in die richtige Richtung seien in einzelnen Kantonen beispielsweise mit dem eUmzug (elektronische An- und Abmeldung bei der Gemeinde) oder der elektronischen Stimmabgabe gemacht. Jetzt gelte es, diesen Weg sicheren Schrittes weiterzugehen und damit nicht nur die Erwartungen der Bevölkerung zu erfüllen, sondern auch die Akzeptanz und Legitimität staatlicher Tätigkeiten zu erhöhen und die beschränkten Ressourcen effektiv und nachhaltig einzusetzen.

Die Autoren schlagen folglich eine Agenda für eine digitale Verwaltung vor. Diese besteht aus acht Punkten und fokussiert auf die konkreten Herausforderungen. An erster Stelle steht ein digitaler Gesellschaftsvertrag mit dem Ziel, das Gemeinwohl, die persönliche Entwicklung, die Bürgerbeteiligung sowie die digitalen Kompetenzen zu stärken. Eine koordinierte digitale Strategie sei mit höchster Priorität voranzutreiben. Der Rechtsrahmen soll nicht als "Verhinderer", sondern als Treiber die digitale Verwaltung gestalten und dabei den Datenschutz jederzeit gewährleisten. Der Veränderungsprozess in der Verwaltung sei kulturell, mittels Ausbildung von jungen Menschen sowie der Weiterbildung von Verwaltungsmitarbeitenden entsprechend den neu geforderten Kompetenzprofilen zu stärken. Ein Innovationspakt zwischen Staat und Gesellschaft, Wirtschaft und Forschung soll die digitale Transformation der Verwaltung unterstützen.
Komplette Studie zum Gratisdownload