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Das Internet der Dinge (IoT) wird seit einigen Jahren heiss diskutiert. Ob für Endnutzer oder in der Geschäftswelt – intelligente Dinge, die mit Sensoren ausgestattet und mit dem Internet verbunden werden, sollen den Alltag erleichtern. Doch nach allen Prognosen und dem anfänglichen Hype um das IoT ist es nun wieder ruhiger geworden.

Gastkommentar von Daniel Kästli, Senior Consultant bei Namics

Es ist kein Wunder, dass in den letzten Jahren viele Unternehmen ihre Produkte aus verschiedensten Anwendungsbereichen angekündigt und vereinzelt vorgestellt haben, insbesondere für Smart-Home und Fitness. Und 2016 soll sich der IoT-Trend fortsetzen: Nach Schätzungen des Marktforschungsinstituts Gartner soll es in diesem Jahr weltweit bereits über 6 Milliarden IoT-Geräte geben.

Doch wie nach jedem Sturm, folgt auch hier die Ruhe auf dem Fuss. Viele der vorgestellten Anwendungen stecken nämlich bis heute noch in den Kinderschuhen. Deutlich wird das an zwei Entwicklungen: Zum einen haben einige Hersteller vorschnell Produkte lanciert, die dem Benutzer nur einen geringen Mehrwert bieten, zum Beispiel indem sie lediglich bestehende Produkte an eine mobile App angebunden haben. So wie die vernetzte Zahnbürste, die über eine Applikation zwar einige Statistiken über das Zahnputzverhalten zeigt, aber weder die korrekte Benutzung der Zahnbürste erläutert, noch den Gang zum Zahnarzt ersetzt. Zum anderen zeigt sich, dass visionäre IoT-Projekte weiterhin in einer Pilotphase stecken. Bis zur erfolgreichen Markteinführung, geschweige denn bis zum reibungslosen Betrieb, ist es noch ein weiter Weg. Vor allem, weil aufgrund der neuen Technologie und der Komplexität viele Erfahrungen aus dem praktischen Einsatz noch fehlen. Spannende Beispiele hierfür sind selbstfahrende Fahrzeuge oder die automatische Lagerhaltung, Abfertigung sowie Zustellung in der Logistik.

Auch die Ansätze der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation in der Produktion oder intelligente Stromnetze in der Energiebranche lassen erahnen, wohin die Reise geht. Ein Blick über die Landesgrenze zeigt: Städte wie Songdo (Südkorea) und Madar (Vereinigte Arabische Emirate) sind in Sachen Smart Grid schon weiter: Erste Pilotprojekte kombinieren und vernetzen Gebäude, Fahrzeuge und Menschen und legen so den Grundstein für einen nachhaltigen und ressourcenoptimierten Lebensraum für die Zukunft.

An diesen beiden Entwicklungen zeigt sich: Das Internet der Dinge ist flächendeckend noch nicht angekommen. Die Gründe dafür sind vielseitig: Um das gesamte IoT-Potential auszuschöpfen, müssen noch die folgenden Aspekte erfüllt werden:

- die sinnvolle Kombination unterschiedlicher, verfügbarer Sensoriken
- die umfassende Sammlung relevanter Daten sowie deren Auswertung
- die Optimierung von kontextuellen Schnittstellen zum Benutzer
- die Schaffung von Standards für die Vernetzung
- die Klärung von Sicherheits- und Datenschutzfragen

Parallel dazu sollten Unternehmen im Zuge ihrer Digitalisierung bereits heute eine Innovationskultur schaffen, sich mit den Möglichkeiten der neuen Technologie vertraut machen und experimentieren, um nicht im sich schnell verändernden Markt ins Hintertreffen zu geraten. Dazu gehören auch Risikobereitschaft und Fehlerkultur, die bei uns im Vergleich zu anderen Ländern noch wenig verbreitet sind. Erst dann können zukunftsfähige und marktreife IoT-Produkte entstehen, die Endnutzern, Unternehmen und letztlich der gesamten Gesellschaft einen Mehrwert bieten.



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