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Informationstechnologien spielen beim Management von Wissensarbeitern eine zentrale Rolle. Als reine IT-Projekte sollten Wissensmanagement-Initiativen jedoch nicht aufgegleist werden. Wichtig ist die richtige Balance zwischen Freiheit und Kontrolle.

Gastkommentar von Frank Schabel, Head of Marketing/Corporate Communications bei der Hays AG

Die entwickelten Industrieländer befinden sich im Übergang von der Industrie- in die Wissensgesellschaft, die Wissensarbeit hat sich zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Wissensarbeiter tragen mit ihrem Wissen wesentlich zur Wertschöpfung der Unternehmen bei. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich Unternehmen daher intensiv mit dem Management ihrer Wissensarbeiter auseinandersetzen.

Als IT-Projekt zum Scheitern verurteilt

Ohne die technische Entwicklung in den Informationstechnologien wäre die Realisierung moderner Konzepte in der Wissensarbeit kaum vorstellbar. Wissensmanagement lediglich als technische Herausforderung anzusehen und als zeitlich begrenzte IT-Projekte zu definieren – beispielsweise mit der Einführung von Knowledge-Management-Werkzeugen auf Datenbankbasis – ist jedoch falsch. Natürlich haben Datenbanken mit Fakten und Referenzliteratur immer noch ihre Existenzberechtigung. Wissen an sich lässt sich aber nicht in Datenbanken abbilden, es verbleibt bei den einzelnen Mitarbeitern. Im Zentrum der Wissensarbeit sollte der einzelne Mitarbeiter stehen. Die modernen Informationstechnologien können die Wissensarbeit jedoch insbesondere in zwei Bereichen unterstützen:

1. Wissensarbeiter benötigen für ihre Arbeit breit gefächerte und stabile Netzwerke.
Angesichts der immer komplexeren Problemstellungen müssen sich Wissensarbeiter abteilungs- und unternehmensübergreifend vernetzen, um ihr Wissen zu erweitern. Unternehmen sollten deshalb den Aufbau von Netzwerken durch eine moderne räumliche und technische Infrastruktur unterstützen – auch mithilfe der neuen sozialen Medien. Zudem müssen sie die aktive Partizipation der Mitarbeiter an diesen Netzwerken, etwa das Verfassen von Blog-Beiträgen, fördern und fordern. In diesem Sinne gilt es für Unternehmen, ihren Wissensarbeitern den benötigten Freiraum zu lassen.

Grenzenlose Freiheit funktioniert aber auch in Wissensorganisationen nicht. Es braucht einen klaren Rahmen für die Zusammenarbeit in internen oder unternehmensübergreifenden Netzwerken, etwa Richtlinien für den Austausch in virtuellen Netzwerken. Wichtig ist aber, dass die Restriktionen für den Austausch minimiert werden.

2. Wissensarbeiter sollen nicht an Zeiten und Orte gebunden sein.
Organisationen sollten es Wissensarbeitern ermöglichen, sowohl den Ort und die Zeit ihrer Tätigkeit als auch die benötigten Werkzeuge soweit wie möglich selbst zu wählen. Dafür benötigen die Mitarbeiter moderne Arbeitsplätze, die nach aussen IT-technisch offen sind. Dies ist leichter gesagt als getan. Will das Unternehmen dieser Forderung nachkommen, müssen sich die IT-Verantwortlichen von einer Politik, die in erster Linie auf Restriktionen basiert, lösen. Sie sollten sich nicht fragen, welche Informationen für den Zugang bereitgestellt werden können, sondern welche es zu schützen gilt. Anstatt zu verbieten, sollten sie klare Regeln für den Austausch aufstellen und kommunizieren. Denn Wissensarbeiter finden immer ihren Weg, sich mit anderen Know-how-Trägern zu vernetzen. Bietet das Unternehmen hier keine Infrastruktur, findet die Vernetzung ausserhalb des Unternehmens statt – ein GAU in Sachen Sicherheit.

Daraus folgt, dass Wissensarbeit als strategisches Thema sowohl im Management als auch bei IT- und HR-Abteilungen verankert werden muss. Parallel müssen langfristige Supportstrukturen geschaffen und die Initiativen mit Change Management-Massnahmen verknüpft werden. Wissensmanagement-Initiativen, die nur als IT-Projekte definiert werden, sind deshalb zum Scheitern verurteilt.