Wirecard hält an Jahresprognose fest (Bild: Wirecard)

Der deutsche Zahlungsdienstleister Wirecard mit Sitz in Aschheim bei München, der derzeit stark in der Kritik steht, hat im ersten Quartal die Auswirkungen der Corona-Krise merklich gespürt. Vorstandschef Markus Braun bestätigte aber trotz des zuletzt eingebremsten Wachstums die Jahresprognose. Das Unternehmen geht demnach nicht davon aus, dass die Krise einen nachhaltig negativen Effekt auf die Branche haben könnte. Jedoch kam das Geschäft mit Fluggesellschaften und Reisebüros markant unter Druck, während der Online-Shoppingboom die Auswirkungen abfederte.

Konkret stand im ersten Quartal etwas weniger Wachstum zu Buche als in den Vorquartalen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte im Vorjahresvergleich um 26 Prozent auf 199,2 Millionen Euro zu, wie Wirecard wissen lässt. Im Vorquartal war das Ergebnis noch um über 40 Prozent gewachsen. Um Einmalaufwendungen bereinigt wäre das operative Ergebnis im ersten Quartal um 29 Prozent auf 204 Millionen Euro gestiegen, rechnete das Unternehmen vor. Der Umsatz kletterte um 24 Prozent auf 700,2 Millionen Euro.

Für das zweite Quartal seien die Effekte der Pandemie noch nicht endgültig abzuschätzen, teilte der Konzern weiters mit. Chef Braun demonstrierte aber Optimismus für die grundsätzliche Ausrichtung. Neuere Statistiken zeigten, dass der Coronavirus den Trend zu bargeldlosen und sogar zu vollkommen digitalisierten Zahlungen am Terminal vor Ort beschleunige. "Wir gehen davon aus, dass die Welt nach dem Coronavirus weit stärker digitalisiert sein wird als vorher", sagte Braun. Das über die eigene Plattform abgewickelte Transaktionsvolumen sei im ersten Quartal weitgehend im Rahmen der Erwartungen gewachsen, sagte Braun. Die Jahresprognose für das operative Ergebnis bestätigte Wirecard erneut, hier will das Unternehmen 1 bis 1,12 Milliarden Euro erreichen. "Wir sind gut in das neue Geschäftsjahr gestartet", sagte Finanzchef Alexander von Knoop. "Unser Neukundengeschäft entwickelt sich weiterhin stark."

Das Unternehmen macht sein Geschäft vorwiegend mit der Abwicklung von Zahlungen im Internet für mehr als 300'000 überwiegend kleine und mittlere Händler. Wirecard steht nach der mehrmonatigen Sonderprüfung der Bilanzen unter hohem Druck. Kritiker werfen dem Konzern Ungereimtheiten in den Büchern vor, die auch die Prüfer von KPMG in ihrem Bericht zum Teil nicht gänzlich ausräumen konnten.

Nun wird der Vorstand umgebaut, Braun soll sich vor allem auf die strategische Entwicklung des Konzerns konzentrieren. Er ist mit 7 Prozent auch einer der grössten Aktionäre des Unternehmens. Der Amerikaner James Freis soll - von der Deutschen Börse kommend - als Compliance-Vorstand auf die Einhaltung von Regeln und auf die Grundsätze guter Unternehmensführung achten. Das Ressort von Brauns rechter Hand Jan Marsalek, der bisher fürs Tagesgeschäft zuständig war, wird anders ausgerichtet. Für Tagesgeschäft sowie für den Vertrieb sucht der Aufsichtsrat neues Spitzenpersonal zur Erweiterung des Managements.



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