Wirecard-Hauptsitz in Aschheim bei München (Bild: zVg)

Der nach einem Bilanzskandal ums Überleben kämpfende Zahlungsabwickler Wirecard setzt trotz des Insolvenzantrags auf eine Fortführung des Geschäfts: Der Vorstand sei der Meinung, dass eine Fortführung im besten Interesse der Gläubiger sei, teilte der Dax-Konzern mit. Der Vorstand hatte für die Wirecard AG am vergangenen Donnerstag einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.

Die Prüfung, ob das Insolvenzverfahren eröffnet wird, dauert nach Angaben des Unternehmens an. Der Geschäftsbetrieb der Konzerngesellschaften inklusive der lizenzierten Einheiten werde aktuell fortgesetzt, hiess es weiter. Es werde laufend geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard Gruppe gestellt werden müssen. Konzerngesellschaften mit Ausnahme einer kleinen Entwicklungsniederlassung hätten derzeit keine Insolvenzanträge gestellt.

Die Wirecard Bank sei aktuell nicht Teil des Insolvenzverfahrens, der Zahlungsverkehr der Wirecard Bank sei nicht betroffen, betonte das Unternehmen. Auszahlungen an Händler der Wirecard Bank würden weiterhin ohne Einschränkungen ausgeführt. Die Wirecard Card Solutions Limited mit Sitz in Newcastle habe aufgrund einer Anordnung der zuständigen Aufsichtsbehörde (Financial Conduct Authority) allerdings ihre Geschäfte unterbrochen, hiess es weiter.

Das hat Auswirkungen auf andere Finanzdienstleister: So musste die virtuelle Kreditkarte Curve vorübergehend die Zahlungsabwicklung einstellen, weil die von Wirecard herausgegebenen Kreditkarten nicht mehr funktionieren. Derzeit arbeite man weiter an einer ohnehin geplanten Umstellung auf eine andere Lösung. Auch die Wirecard-Tochter boon ist betroffen. Mit deren physischen und virtuellen Karten lässt sich derzeit nicht mehr zahlen. Da diese oft als Umweg für Dienste wie Apple Pay und Google Pay genutzt wurden, dürften weltweit Nutzer von der Geschäftsunterbrechung betroffen sein.