Die Bewegung von Stophateforprofit erhält immer mehr Zulauf (Bild: Screenshot)

Die Liste, die das weltgrösste soziale Netzwerk Facebook mit Werbeboykotts überziehen, wird immer länger und damit zu einem immer grösser werdenden Problem für den Zuckerberg-Konzern. Nachdem bereits der Eiscremehersteller Ben & Jerry’s, der Mobilfunkkonzern Verizon sowie die Outdoor-Bekleidungskonzerne Patagonia und North Face angekündigt hatten, auf der Social-Media-Plattform vorerst keine Werbung mehr zu schalten, haben sich nun auch der Konsumgüterhersteller Unilever, der Autoproduzent Honda sowie der Getränkeriese Coca-Cola dem Werbeboykott in den USA angeschlossen. Insgesamt sind es bereits über 90 Unternehmen, die mit ihren Werbstopps Facebook dazu bringen wollen, mehr gegen Hasspostings zu unternehmen.

Die Werbestopps treffen Facebook an seiner empfindlichsten Stelle: Fast alle Erlöse des Netzwerks kommen aus dem Anzeigengeschäft. Zu dem Werbeboykott aufgerufen haben unter dem Motto "#StopHateForProfit" US-amerikanische Bürgerrechtsgruppen. Aufgrund der seit Wochen andauernden Proteste und Demonstrationen gegen systemischen Rassismus in den USA hat der Boykottaufruf starken Aufwind erhalten. Immer mehr Unternehmen stehen in den USA unter Druck, sich klar gegen Rassismus generell und im eigenen Unternehmen speziell zu positionieren. Die boykottierenden Firma sind alle namentlich auf der Website von "Stophateforprofit" aufgelistet.

Mit der Kampagne "#StopHateForProfit" protestieren die Aktivisten gegen Facebooks Tatenlosigkeit gegenüber "rassistischen, gewaltverherrlichenden und nachweislich falschen Inhalten", wie es auf der Website der Liga gegen Diffamierung (ADL) heisst. Zu den Unterstützern der Kampagne zählen neben der ADL unter anderem die Gruppen Color of Change, Freepress und Sleeping Giants. Die ADL schätzt die jährlichen Werbeeinnahmen von Facebook auf 70 Milliarden Dollar. "Lasst uns eine Nachricht an Facebook schicken: Eure Gewinne sind es nicht Wert, Hass, Intoleranz, Rassismus, Antisemitismus und Gewalt zu fördern", so deren Proklamierung.

Mark Zuckerberg, dessen Unternehmen auch an der Börse unter Druck gekommen ist, reagierte nun umgehend. Er wolle jetzt doch stärker gegen Hassnachrichten und Falschmeldungen auf Facebook vorgehen. Posts mit falschen Inhalten sollen vor der US-Präsidentschaftswahl entfernt werden, kündigte Zuckerberg an. Allerdings gilt das nur für die letzten drei Tage vor der Wahl. Zudem würden die Standards für Werbung erhöht, um auch dort abwertende und hasserfüllte Botschaften bezüglich ethnischer Zugehörigkeit, Religion und sexueller Vorlieben zu blockieren. Darüber hinaus kündigte Zuckerberg noch an, einige Facebook-Inhalte, die eigentlich gegen die Richtlinien des Sozialen Netzwerks verstossen, aber zum Beispiel aufgrund eines Prominenten Absenders nachrichtenrelevant sind, künftig mit Hinweisen zu flankieren.

Für jene, die den Boykott auf Schiene gebracht haben, reichen diese Ankündigungen Facebooks allerdings nicht. Rashad Robinson, Präsident der Bürgerrechtsorganisationen Color of Change, betonte, Zuckerbergs Ankündigungen seien ein "Eingeständnis des Scheiterns", den durch Facebook "verursachten Schaden an unserer Demokratie und unseren Bürgerrechten" zu erkennen. "Wenn das seine Antwort an jene Werbekunden ist, die Millionen Dollar von dem Unternehmen abziehen, dann können wir ihm nicht vertrauen", so Robinson auf Twitter. Er forderte eine "komplette Überprüfung seiner Entscheidungen".

Facebook stand zuletzt in der Kritik, weil es, anders als Twitter, nicht auf Äußerungen von US-Präsident Donald Trump reagierte, die von Twitter als gewaltverherrlichend eingestuft wurden. Erst vor Kurzem hatte Zuckerberg noch seine Position unterstrichen, Trumps häufig umstrittene Beiträge nicht zu beschränken. Wegen Zuckerbergs Weigerung, Beiträge von Trump zu kennzeichnen, hatte es auch in der Belegschaft des Konzerns Proteste gegeben.



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