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Im US-Bundesstaat Washington könnten in 60 Tagen Strassentests selbstfahrender Autos auch ohne menschlichen Fahrer an Bord beginnen. Möglich macht das eine Verordnung von Gouverneur Jay Inslee, die er im Beisein von Vertretern von Branchengrössen wie General Moters, Google und Uber unterzeichnet hat. Der Politiker lobte dabei unter anderem Umwelt- und Sicherheitsvorteile der ihm zufolge "idiotensicheren" Technologie.

Der Trend zu selbstfahrenden Autos hat in den vergangenen Jahren Fahrt aufgenommen. Doch wirklich fahrerlose Straßentests sind bislang nur an sehr wenigen Orten erlaubt, meist muss ein Mensch im Fahrzeug anwesend sein. Das liegt unter anderem an Sicherheitsbedenken. Eben diese teilt Inslee offenkundig nicht. "Wir Menschen sind in vielen Dingen richtig gut, aber Autofahren zählt nicht unbedingt dazu, wenn man das mit den automatisierten Vorgängen vergleicht, die digital und idiotensicher sind", zitiert die "Seattle Times" den Gouverneur. "Ich habe einfach gewaltige Zuversicht in den Sicherheitsaspekt dieser Sache."

Zwar hat Inslee Recht damit, dass Computer nicht betrunken fahren werden. Ob seine Zuversicht wirklich angebracht ist, scheint dennoch fraglich. Einerseits hat die US-Denkfabrik Rand Corporation voriges Jahr infrage gestellt, ob es überhaupt möglich ist, mit Strassentests die Sicherheit selbstfahrender Autos hinreichend zu beweisen. Andererseits wäre es geradezu sträflich leichtsinnig anzunehmen, dass Software ausgerechnet bei selbstfahrenden Autos wie magisch vor Bugs und Sicherheitslücken gefeit wäre.

So gewagt Inslees Sager auch ist, er ist nicht allein mit der Hoffnung, dass selbstfahrende Autos helfen könnten, die Zahl der Verkehrsunfälle zu senken. Zudem geht man in Washington davon aus, dass speziell selbstfahrende Elektroautos einen entscheidenden Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen durch den Strassenverkehr leisten können. Ob die Technologie wenigstens annähernd so idiotensicher ist, wie der Gouverneur hofft, wird sich ohne Praxistests aber nie weisen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass Unternehmen wie General Motors oder Google Inslees Verordnung begrüssen. Denn noch sind die Möglichkeiten zu wirklich fahrerlosen Strassentests überschaubar. Zu den Vorreitern in dieser Hinsicht zählen beispielsweise die traditionelle US-Automobilhochburg Michigan sowie die Niederlande. 2017 könnte aber viel Bewegung bringen. Denn entsprechende Gesetze sollen dieses Jahr unter anderem in Grossbritannien, Japan und Kalifornien kommen.