Was haben Objektspeicher und Pralinen gemeinsam? (Bild: Pixabay/Katzenfee50)

Unternehmen stehen vor einer Flut unstrukturierter Daten, die sie speichern und verwalten müssen. Herkömmliche hierarchische Systeme wie File- und Block-Storage stossen aufgrund ihrer technischen Beschränkungen deshalb zunehmend an ihre Grenzen. Deshalb entwickelt sich heutzutage der Objektspeicher – auch Object Storage – zu einem der wichtigsten Speicherformate.

Gastbeitrag von Marc Ender, Manager Solutions Engineering bei Netapp

Objektspeicher verwaltet Dateien nicht in Form von Daten oder Blöcken, sondern von Objekten. Diese werden zusammen mit den dazugehörigen Metadaten in einem einzelnen Repository aufbewahrt, anstatt sie zu verschachteln, um anschliessend wieder mit ihren Metadaten zusammenzusetzen. Vielmehr werden allen Dateien die zugehörigen Metadateien direkt hinzugefügt - die hierarchische Struktur, die bei File- oder Block-Storage zum Einsatz kommt, wird überflüssig. Jede Datei ist einzigartig und durch einen Identifier eindeutig zu identifizieren. Selbst innerhalb grosser Datenmengen werden einzelne Dateien anhand ihrer Metadaten schnell und einfach gefunden.

Objektspeicher am Beispiel einer Pralinés-Schachtel

Ein Objektspeicher ähnelt einer Schachtel, in der sich verschiedene Pralinés befinden, die alle gleich aussehen. Ein Praliné repräsentiert in diesem Fall ein Objekt, das mehrere Eigenschaften haben kann. Zum Beispiel könnte sie mit einer von mehreren verschiedenen Füllungen wie Mandeln oder Nugat gefüllt sein und entweder Palmöl enthalten oder auch nicht.

Bei hierarchischen Speicherformaten kommt es schnell zu einem hohen Komplexitätsgrad, wenn die Pralinés (Objekte) nach ihren Eigenschaften sortiert und wieder gefunden werden sollen. Dabei entstehen bei herkömmlichen Speichersystemen mit jeder Eigenschaft (Füllung, mit oder ohne Palmöl usw.) tiefere Verzeichnisstrukturen mit zusätzlichen Unterverzeichnissen. Diese Komplexität entfällt beim Objektspeicher. Stattdessen werden zusätzliche Metadaten zu allen Pralinés hinzugefügt, die hinsichtlich ihrer Eigenschaften mit einem booleschen Wert, der Ja oder Nein bedeuten kann, gekennzeichnet und in einer flachen Schachtel, dem Bucket, abgelegt. Dadurch können Pralinés mit verschiedenen Attributkombinationen (Art der Füllung, mit Palmöl oder ohne) schnell und einfach aufgefunden werden.

Anwendungsfälle für Objektspeicher

Dateisysteme wie File- und Block-Storage begrenzt neben ihrem hierarchischen Aufbau zudem die Anzahl der verwaltbaren Dateien, also der speicherbaren Datenmenge. Objektspeicher skaliert zumindest in der Theorie unbegrenzt. Herkömmliche Speichersysteme eignen sich deshalb vor allem für das Verwalten von Daten, die sich ständig ändern. Für unstrukturierte Daten, die meistens oder immer gleichbleiben, ist hingegen der Einsatz des skalierbaren und kostengünstigen Objektspeichers optimal.

Performance zählt aufgrund der beschriebenen Eigenschaften nicht zu den Vorteilen von Objektspeicher. Zudem können die einzelnen Objekte nicht nachträglich angepasst werden. Für Änderungen muss das komplette Objekt neu angelegt werden. Diese Nachteile gleichen die Skalierbarkeit und der Kostenvorteil gegenüber anderen Dateisystemen jedoch wieder aus. Dadurch eignet sich Objektspeicher insbesondere für den Einsatz in einer Multi-, Public- oder Hybrid-Cloud. Zudem können Anwender die Metadaten nach ihren Wünschen individuell definieren. Das ist einzigartig. Objektspeicher ermöglicht dadurch insbesondere für Big Data und Analytics neue Möglichkeiten.

Gastautor Marc Ender, Manager Solutions Engineering bei Netapp (Bild: Netapp)
Gastautor Marc Ender, Manager Solutions Engineering bei Netapp (Bild: Netapp)