Bild: Sysdig

Auf der 28. IT Press Tour besuchte eine Gruppe europäischer und amerikanischer Journalisten neun junge Unternehmen in San Francisco und im Silicon Valley, die sich primär mit Datenmanagement befassen. Wir berichten in einer dreiteiligen Artikelserie über die interessantesten Projekte.

Sysdig: Money and Knowledge Das Startup Sysdig verfügt über die ansehnliche Menge an Startkapital von insgesamt 121,5 Millionen Dollar, zusammengetragen in vier Finanzierungsrunden, wie sie für erfolgreiche junge Unternehmen typisch sind. Danach erfolgt in der Regel ein Börsengang – oder die Übernahme durch einen der grossen etablierten IT-Konzerne, die auf diese Weise ihr Wachstum vorantreiben. Wie gerade erst geschehen durch den Kauf von Red Hat durch IBM, mittels der schier unglaublichen Summe von 34,6 Milliarden Dollar für ein noch relativ kleines Unternehmen. Sysdig ist noch nicht so weit, kann aber bereits durchaus respektable Ergebnisse vorzeigen.

Immerhin gehören zu den Finanziers des Startups mit Accel, Bain Capital Ventures und Insight Venture Partners angesehene und erfahrene Firmen, die ihr Kapital sehr gezielt einsetzen. Und mit dem seit Februar 2018 amtierenden neuen CEO Suresh Vasudevan verfügt man über einen ausgewiesenen IT-Fachmann und erprobten Firmengründer. Vasudevan war President und CEO von Nimble Storage (2008 gegründet), bis zu der Übernahme durch Hewlett Packard Enterprise (HPE) im Mai 2017. Nimble hatte unter seiner Führung mit der Technologie eines “next generation Flash Storage System” über 10.000 Kunden gewinnen können und einen erfolgreichen Börsengang absolviert. HPE soll der Kauf 1,2 Milliarden Dollar in Cash wert gewesen sein. Die auf diese Weise erworbenen Speicherprodukte werden weiterhin unter dem Brand “Nimble Storage” verkauft.

Sysdig, 2013 von dem Italiener Loris Degioanni gegründet, versteht sich als “cloud-native Intelligence Company”. Neben den Büros in San Francisco, Davis und Raleigh in den USA verfügt man über Niederlassungen in London und Belgrad. Die Mitarbeiterzahl wird mit derzeit 175 angegeben und soll monatlich um mehr als zehn Neueinstellungen wachsen.

Das Startup versteht sich als Anbieter, der den Umgang mit Containern und Clouds vereinfacht: “Sysdig nimmt die Komplexität raus aus den Sicherheits- und Monitoring-Aufgaben bei Containern und cloud-basierten Infrastrukturen. Unternehmen, die eine vereinte Plattform aus Containern und Clouds instaliieren, können ihre Vorteile einsetzen, ohne dass sie den Risiken, die mit den neuen Technologien oder den Kosten von zu integrierenden Legacy-Strukturen verbunden sind, ausgesetzt sind.”

Laut Vasudevan befinden sich viele Unternehmen heute in einer leicht schizophrenen Situation: Sie benützen modernste Technologien wie Virtualisierung, Container, Kubernetes, Microservices oder Devops – verstehen aber oft nicht, welche Vorteile sie für sich aus diesem kunterbunten Angebot ziehen können. Sysdig will den oft ratlosen Anwendern dagegen das grosse Aha-Erlebnis liefern: Wie funktioniert das alles, und welchen Nutzen kann ein Unternehmen aus all diesen modernen Tools ziehen?

Insofern bietet Sysdig eine Art Tool für Tools an. Dieser “new way to gain deep insights” hat bereits viele Kunden gewonnen. 40 Prozent von ihnen stammen aus den Financial Services, gefolgt von Media, Healthcare und Service Providers. Sysdig reklamiert für sich, gerade bei grossen Unternehmen erfolgreich zu sein – mehr als 75 Prozent des Umsatzes stamme aus den Fortune 2.000 Customers. Doch der Wachstumsweg habe damit erst begonnen, denn “jedes Unternehmen ist heute ein Software-Unternehmen” und stehe damit vor den gleichen Problemen. Zum besseren Verständnis hat Sysdig einen “2018 Docker Usage Report” veröffentlicht, der auf seiner Webseite zum Download bereitsteht (https://go.sysdig.com/docker-usage-report?UTM_Source=Resources&UTM_SFDC_...).

Vor zwei Jahren übergab das Unternehmen sein Produkt Sysdig Falco der Open Source Community, um mehr Sicherheit für Container im produktiven Einsatz zur Verfügung zu stellen. Mit Falco verspricht Sysdig, unnormales Verhalten in einer Container-basierten Infrastruktur aufzuspüren. Es kam schon zu über 750.000 Downloads des kostenlosen Produkts.

Die Falco-Engine wurde später in die Cloud-native Intelligence Platform integriert, und es wurde das darauf gestützte Produkt Sysdig Secure herausgebracht, das wiederum mit Sysdig Monitor kooperiert. Ein gemeinsamer Agent ist an das jeweilige Betriebssystem angeschlossen und sammelt System Calls. Auf diese Weise liefert Sysdig Funktionen wie Monitoring, Security, Troubleshooting und Compliance-Fähigkeiten, ohne dass dazu alle einzelnen Container en détail beobachtet werden müssten. Die neue Version Sysdig Secure 2.0 liefert über 200 Compliance-Checks sowie Security Analytics.

Auf seiner Webseite hat Sysdig auch ein interessantes Video der Cloud Native Computing Foundation (CNCF) veröffentlicht, indem der Grūnder Loris Degioanni zu dem Thema “You’re monitoring Kubernetes wrong” spricht (https://sysdig.com/resources/).

Logicmonitor: Neuer Anlauf

Wir besuchten auch Logicmonitor, vor elf Jahren gegründet. Der Termin fand mitten im Geschäftszentrum von San Francisco in den edlen Räumen von Vista Equity Partners statt. Im April 2017 hatte Vista Logicmonitor gekauft und mit neuen Finanzmitteln ausgestattet. So wurde vor kurzem die Leitung des Emea-Büros neu besetzt, ganz im Sinne der angestrebten internationalen Expansion des Unternehmens.

Logicmonitor hat sich auf “hybrid Monitoring” spezialisiert, womit die Erfassung der internen IT plus jener in verschiedenen Cloud-Umgebungen sowie bei Managed Service Providern gemeint ist. Logicmonitor (und Vista Equity) sieht verschiedene Treiber für seinen Ansatz eines “modernen Monitoring”: Dazu gehören neben der breiten Adoption von Cloud-Varianten die Komplexität aktueller sowie älterer Anwendungen, veraltete Legacy-Tools oder das wegen laufender Budget-Kürzungen schrumpfende Know-how vieler IT-Teams.

Mit dem eigenen “Collector” kann sich Logicmonitor den Zugang zu 30 verschiedenen Protokollen verschaffen, die in diversen Anwendungen und Umgebungen im Einsatz sind. Erfasst werden in erster Linie Messdaten, und weniger auf Inhalte bezogene Logdaten. Eine Library aus über 1.200 Monitoring-Templates steht für die Erstellung von Kunden-Reports zur Verfügung. Die Kundendaten werden abgeschottet voneinander für zwei Jahre gespeichert.

Die bisherigen Kunden setzen sich zu 36 Prozent aus grossen Unternehmen zusammen, Service Provider machen 40 Prozent aus und Anbieter von Web-Technologien sind mit 24 Prozent vertreten. Die “Customer Renewal Rate” betrage 98 Prozent, heisst es bei dem Hersteller.

Während amerikanische Kunden sich vor einem Kauf mit Informationen aus dem Web und mit Telefonaten begnügten, berichtet man bei Logicmonitor, müsste man sich bei der geplanten Expansion in Europa an dortige Gewohnheiten anpassen: Hier zählten persönliche Kontakte und Treffen vor Ort – das gute alte “Shake Hands” sei hierzulande deutlich mehr gefragt. Für die Erweiterung der Kundenbasis in Europa werden ortsansässige Partner gesucht.

Mit CEO Suresh Vasudevan steht neu ein IT-Experte an der Spitze von Sysdig (Bild: zVg)
Mit CEO Suresh Vasudevan steht neu ein IT-Experte an der Spitze von Sysdig (Bild: zVg)