Inspirierende Frauen haben die IT-Branche mitgeprägt. Quelle: unsplash

Noch immer haftet der IT-Branche das Image der reinen Männerdomäne an – völlig zu Unrecht, denn auch viele Frauen haben in diesem Berufsfeld grosse Erfolge erzielt und die Branche mitgeprägt. Passend zum Weltfrauentag am 8. März stellt Thomas Maas, CEO von Freelancermap, fünf inspirierende Frauen aus der IT-Welt vor und zeigt, was sich UnternehmerInnen und solche, die es noch werden möchten, von ihnen abschauen können.

Gastbeitrag von Thomas Maas, CEO von Freelancermap

Lucy Peng – Das Mom-and-Pop-Modell:
Sie leitete das wertvollste Fintech-Startup der Welt und revolutionierte Management-Prozesse, unter ihrer Führung blühten Unternehmen auf und Innovationen wurden Realität: Lucy Peng, CEO und Mitgründerin der Alibaba Group steht nicht umsonst auf Platz fünf der "China Top 100 Businesswomen"-Forbes-List 2018. Das Smartphone zum Geldbeutel machen und Online-Zahlungen unendlich vereinfachen – unter Pengs Führung bei Alipay wurde zur Wirklichkeit, woran im Westen damals keiner auch nur dachte. Peng entwickelte ausserdem das "Mom and Pop"-Modell, für das Alibaba international sehr gelobt wird: Ein Teammitglied (Mom) konzentriert sich auf die Zusammenarbeit, das andere (Pop) behält die Evaluation der Performance im Auge.

Was UnternehmerInnen von ihr lernen können: Nur unter der richtigen, mutigen Führung blühen Unternehmen auf, unkonventionelle Impulse wie das Mom-and-Pop-Modell werden oft belohnt und können künftig zu einer echten Inspiration für andere Unternehmen werden.

Ida Tin – Mut zur Technologie-Lücke:
Auf der Suche nach einem Weg, ihren eigenen Zyklus besser zu verstehen und verfolgen, gründete Ida Tin gemeinsam mit drei Mitgründern vor sieben Jahren Clue. Ziel der App: Selbstbestimmte Verhütung für Frauen und die Möglichkeit, Gradmesser für die eigene Gesundheit zu werden – insbesondere auch für Frauen, die keinen Zugang zu Verhütungsmitteln oder ärztlicher Betreuung haben. Ihre Vision verfolgte Tin resolut und sammelte Funding in Höhe von über 27 Millionen für ihre Zyklus-App, die heute von zehn Millionen Menschen in über 190 Ländern genutzt wird. Das ist längst nicht alles: Mit dem Branding des Begriffs "Femtech" sorgte die Dänin für einen revolutionären Perspektivenwechsel in der Gesundheitsbranche. Die Zusammensetzung aus "female" und "technology" beschreibt Technologie, die auf die biologischen Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten ist. Tin stellt die Gesundheit von Frauen in den Mittelpunkt und lenkt gleichzeitig den Blick auf Produkte dieser Industriebranche. Das Ergebnis: Femtech-Produkte sind weltweit auf dem Siegeszug und die Branche explodiert.

Was UnternehmerInnen von ihr lernen können: Keine Angst vor neuen (IT)-Lösungen - bei guten Ideen ergibt sich die Nachfrage von selbst. Das richtige Produkt kann eine ganze Branche verändern und neue Industriezweige schaffen.

Verena Pausder – Wirtschaftlicher Erfolg geht auch social:
Gründerin, Vorbild-Unternehmerin, Mutter von drei Kindern und bekannt für ihr soziales Engagement – Verena Pausder ist ein echtes Multitalent. Ihr Herzensthema: Chancengleiche digitale Bildung für Kinder. Pausder gründete zunächst mit dem Games-Unternehmen Goodbeans eine Plattform, die Kinder ab zwei Jahren spielerisch in die Online-Welt einführt. Später folgte dann mit Fox & Sheep ein Startup zur Entwicklung und Vermarktung von Apps speziell für Kinder. Doch für Pausder geht es um mehr als eine glänzende Karriere, vielmehr ist soziales Engagement für sie als erfolgreiche Gründerin Pflicht. Mit Social Entrepreneurship möchte sie in Bereiche reinvestieren, die ihr am Herzen liegen – so gründete sie den Verein "Digitale Bildung für Alle" und ist Mitgründerin der Non-Profit-Organisation "Startup-Teens" die Schülerinnen und Schüler bei ihrer ersten Gründung unterstützt und mitfinanziert. Dass sich soziale Verantwortung und Erfolg nicht ausschließen, beweist die Unternehmerin eindrücklich.

Was UnternehmerInnen von ihr lernen können: Soziale Verantwortung ist kein Feigenblatt, sondern eine Pflicht für erfolgreiche Gründer. Dabei sollten die eigenen Interessen den Schwerpunkt bestimmen – so bleibt das Engagement authentisch.

Felicitas Birkner – Echter Wandel kommt von innen:
Head of Portfolio Management bei Fujitsu und Leiterin der Fujitsu Academy, Vorstandsvorsitzende des FA Frauen in der ITK beim deutschen Bitkom-Verband, Mitgründerin, Vorstand und VP Mentoring des Professional Women Network-Munich – mit mehr Stellenbezeichnungen und Titeln als manch Kleinunternehmen im Verzeichnis hat, ist Felicitas Birkner an sich schon eine beeindruckende Persönlichkeit. Noch eindrucksvoller ist aber ihr Antrieb dabei: Als Trainerin, Business Coach und Mentorin für Change-Management und Diversity-Initiativen möchte sie zeitgemässe Arbeitsumfelder schaffen und die Gestaltung neuer Lebens- und Arbeitsmodelle voranbringen. Für Birkner ist Mitarbeiterzufriedenheit die Grundlage einer guten Unternehmenskultur und Geschlechtergerechtigkeit eines ihrer grossen Anliegen. In Zusammenarbeit mit dem Bitkom Digitalverband und dem Gremium Bildung & Beruf will die Fujitsu Academy unter Birkners Leitung mehr Frauen für Technologie begeistern und unterstützt mit dem deutschen Bundesinstitut für Berufsbildung die Forschung rund um zukünftige Berufsentwicklung.

Was UnternehmerInnen von ihr lernen können: Gute Unternehmensführung muss sich dem gesellschaftlichen Wandel anpassen und mit der Zeit gehen. Für Verbesserungen braucht es aber nicht immer grosse Revolutionen! Anstatt das System komplett umzustürzen, können auch vergleichsweise kleine Maßnahmen die Unternehmenskultur und Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen – der richtige Antrieb ist entscheidend.

Kimberly Bryant – Unbestechlichkeit wird belohnt:
Als Afroamerikanerin in einer männerdominierten Branche war Kimberly Bryant, Elektroingenieurin für Biotechnologie, während Studium und Karriere gleich zweifach unterrepräsentiert – denn afroamerikanische Frauen machen weniger als drei Prozent der Arbeitnehmenden in der Tech-Industrie aus. Um diesen Zustand zu ändern, gründete Bryant im Jahre 2011 die Non-Profit Organisation Black Girls Code. Diese vermittelt schwarzen Mädchen in Trainingskursen die Grundlagen des Programmierens – mit dem ehrgeizigen Ziel, bis 2040 einer Million jungen Afroamerikanerinnen das Programmieren beizubringen. Bryant verliert dabei die eigenen Werte nicht aus den Augen. So lehnte sie im August 2017 eine Spende von Uber in Höhe von 125.000 Dollar ab. Die Spende erschien ihr "unaufrichtig", allein schon, weil Uber der nicht auf schwarze Mädchen zugeschnittenen Organisation "Girls Who Code" angeblich den zehnfachen Betrag angeboten hatte. Im Februar 2018 ging Black Girls Code dafür eine Kooperation mit Uber-Wettbewerber Lyft ein, da hier die Unternehmenswerte besser zueinander passten. Bryant ist eine der "25 Most Influential African-Americans in Technology", eine Frau mit grossen Visionen und starken Werten, für die sie unbestechlich einsteht.

Was UnternehmerInnen von ihr lernen können: Für die eigenen Werte einzustehen lohnt sich – Geld ist verlockend, darf aber die DNA des eigenen Unternehmens nicht verraten. Die Suche nach Partnerfirmen ist nicht einfach, doch der Aufwand lohnt sich – denn nur Kooperationen mit Unternehmen, bei denen die Werte übereinstimmen, werden die Geschäftsbeziehung nachhaltig bereichern.

Fazit: Leidenschaft und Hingabe als Erfolgsgeheimnis
Was alle diese fünf erfolgreichen Frauen gemeinsam haben ist eine Vision, für die sie mit Leidenschaft eintreten und sich dabei nicht von gesellschaftlichen Zwängen und Konformitätsdruck einengen lassen. Ob ungewöhnliche Führungsmodelle, neue IT-Lösungen, Social Entrepreneurship oder Einsatz für Diversität – Peng, Bryant und Co. verfolgen ihre Ziele mutig und bleiben sich dabei treu. Für gegenwärtige und zukünftige UnternehmerInnen bedeutet das: Klare Werte und Ziele setzen und dann volle Kraft voraus. Nur mit Hingabe an das Projekt führt die eigene Business-Idee zum langfristigen Erfolg.

'Clue' Mitgründerin Ida Tin (Bild: zVg)
'Clue' Mitgründerin Ida Tin (Bild: zVg)
Setzt sich für chancengleiche digitale Bildung ein Verena Pausder (Bild: zVg)
Setzt sich für chancengleiche digitale Bildung ein Verena Pausder (Bild: zVg)