Visable-CEO Peter Schmid (Foto: zVg)

Nach einer abwechslungsreichen Geschichte, in der sich "Wer liefert was" (WLW) vom Printkatalog der Leipziger Messe (1932) bis zur Plattform für Business-to-Business-Geschäfte entwickelt hat, schlägt WLW nun gleichsam ein neues Kapitel auf. Unter der neuen Dachmarke "Visable" will WLW, an der auch die Schweizer Investmentgesellschaft Capvis beteiligt ist, auch internationalen Playern wie etwa Alibaba.com an den Karren fahren.

WLW war beim Einstieg in die neue Internet-Welt zunächst an vorderster Front mit dabei. Bereits 1995, ein Jahr bevor Google gegründet wurde, ging der Katalog als Spezialsuchmaschine online. Allerdings dümpelte das Online-Geschäft dann jahrelang nur so vor sich hin. Erst 2012 gelang ein Neustart unter dem neuen Firmenchef Peter Schmid, der zuvor die Partner-Börse Parship geleitet hatte.

Schmid begann nach seinem Antritt mit einem scharfen Kurswechsel. WLW sollte internationaler werden. Ausserdem sollten vor allem Produkte gesucht werden können, nicht nur Firmen. 2016 übernahmen die Hamburger dann die französische Firma Europages, das bedeutendste europäische B2B-Verzeichnis. Inzwischen werden auf WLW und Europages über neun Millionen Produkte gelistet. Um die technologische Basis zu erneuern, schluckte WLW Anfang Mai das Berliner Kleinanzeigenportal Gebraucht.de.

Bei der neuen Dachmarke Visable handelt es sich um ein Kunstwort, das sich aus den englischen Worten "visible" (sichtbar) und "enable" (befähigen) zusammensetzt. Ziel des Unternehmens ist gemäss Mitteilung, in 29 europäischen Märkten kleine und mittelständische Unternehmen in die Lage zu versetzen, digitale Vertriebswege für sich zu nutzen und international sichtbar zu sein.

Unter dem neuen Firmendach Visable sollen die Marktplätze "Wer liefert was" und "Europages" weiterhin unter den traditionellen Markennamen betrieben werden. Darüber hinaus biete Visable eine Reihe von Dienstleistungen im Online-Marketing an. Dazu gehört das zielgenaue Platzieren von Anzeigen bei Google oder Bing. Auch das sogenannte Retargeting kann angeboten werden. Dieses Verfahren sorgt beispielsweise dafür, dass eine Suche nach einem Dieselgabelstapler auf WLW zur Folge hat, dass auch auf anderen Webseiten dynamisch Anzeigen zu Dieselgabelstaplern erscheinen. Ausserdem können sich die Experten von Visable um die Optimierung von Firmen-Daten und die Analyse des Traffics auf den Firmen-Webseiten kümmern.

Mittlerweile beschäftigt die Firmengruppe 370 Mitarbeitende und macht in diesem Jahr über 60 Millionen Euro Umsatz. Firmenchef Schmid sieht das Potenzial als "riesig" an, weil sich der Mittelstand im Vertrieb und Marketing noch enorm entwickeln werde: "Der Online-B2B-Markt wird laut einer Studie von Frost & Sullivan im Jahr 2020 mit 6,7 Billionen US-Dollar doppelt so gross sein wie der Online-Einzelhandels-Markt mit 3,2 Billionen."

Inzwischen adressiert insbesondere auch Amazon den Geschäftsmarkt (B2B), doch Amazon Business fokussiert sich dabei eher auf die Dinge, die Unternehmen für den täglichen Betrieb einkaufen, wie Bürobedarf oder kleinere Elektronikgeräte. Auch beim chinesischen Handelsriesen Alibaba.com stehen vor allem Smartphones, Elektrokabel und andere Waren, die auch private Verbraucher interessieren, auf der Homepage. Bei den Chinesen kann man aber auch Mähdrescher und Gabelstapler einkaufen.

Visable grenzt sich in zwei Punkten von der großen internationalen Konkurrenz ab. Zum einen fokussiert man sich auf den europäischen Markt. Wenn die gesuchten Maschinen oder andere B2B-Produkte bei WLW oder Europages aufgestöbert werden, schliessen die Vertragsparteien dann in der Regel ganz analog die Einkaufverträge ab. An diesem Geschäftsprinzip will Visable nicht rütteln.



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