Gehirn: Auch im Alter noch formbar (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)

Nach einem Jahrzehnt an Arbeit haben Forscher des Neuroscape Center der UC San Francisco eine Suite von Interventionen mittels Videospielen entwickelt, die bei älter werdenden Erwachsenen entscheidende Funktionen der Kognition verbessert. Die Games lassen sich laut Mitgestalter Adam Gazzaley auf klinische Populationen als neue Art experimenteller Medizin anpassen. Im Rahmen der Studie wurde eine ganze Reihe von Vorteilen nachgewiesen. Dazu gehören Verbesserungen des Kurz- und Langzeitgedächtnisses sowie der Aufmerksamkeit.

Bereits 2013 hat Gazzaley nachgewiesen, dass es möglich ist, verringerte mentale Fähigkeiten bei Älteren mit nur vier Wochen langem Game-Training zu verringern. Die neuen Erkenntnisse beruhen ebenfalls auf diesen adaptiven Closed-Loop-Algorithmen. Diese erzielen bessere Ergebnisse als kommerzielle Games, indem sie die Schwierigkeit des Spieles je nach den Fähigkeiten einer Person automatisch erhöhen oder senken. Damit wird verhindert, dass weniger gute Spieler überfordert und bessere entsprechend gefordert werden.

Die Games stellen alltägliche Tätigkeiten wie Autofahren, Sport oder das Trommeln nach und nutzen Fähigkeiten, die jeder abrufen kann, um kognitive Prozesse, die mit dem Alter mangelhaft werden, erneut zu trainieren. Laut Gazzaley vermitteln die Spiele alle diese Erfahrungen personalisiert und mit Spass. Darauf reagiert das Gehirn durch einen Vorgang, der Plastizität genannt wird. "Erfahrungen sind eine beeindruckende Möglichkeit, das Gehirn zu verändern. Diese Art der Erfahrung ermöglicht das auf eine sehr zugängliche Art und Weise."

Die neueste Entwicklung ist ein "Musical Rhythm Game", das gemeinsam mit dem Schlagzeuger Mickey Hart entwickelt wurde. Es brachte den 60 bis 79 Jahre alten Teilnehmern nicht nur das Trommeln bei, sondern verbesserte auch ihre Fähigkeit, sich an Gesichter zu erinnern. Das acht Wochen dauernde Programm nutzte visuelle Signale, um Menschen beizubringen einen Rhythmus auf einem Tablet zu spielen. Der Algorithmus stimmt dabei den Schwierigkeitsgrad auf die Fähigkeiten jedes Spielers ab. Dazu gehören Geschwindigkeit und Komplexität sowie die Präzision, die nötig sind, um mitzuhalten. Mit der Zeit verschwanden die Signale und die Spieler mussten sich den Rhythmus selbst merken.

Gemessene EEG-Werte am Ende der Studie haben eine erhöhte Aktivität in einem Bereich des Gehirns auf der rechten Seite festgestellt. Der obere Parietallappen ist beim Spielen von Musik vom Blatt und dem kurzfristigen visuellen Gedächtnis für andere Aufgaben wichtig. Laut den Forschern hat das Training die Fähigkeiten verbessert, sich etwas zu merken und es bei Bedarf wieder abzurufen. Die Ergebnisse der Tests mit einem zweiten Spiel, dem "Body Brain Trainer" wurden vor Kurzem im "NPJ Aging" veröffentlicht. Mit acht Wochen Training gelang es, bei einer Gruppe von gesunden älteren Erwachsenen den Blutdruck, das Gleichgewicht und die Aufmerksamkeit zu verbessern.

Das Game hat auch ein Schlüsselmerkmal der Aufmerksamkeit, das mit zunehmendem Alter schwächer wird und mit der Fähigkeit für Multitasking in Verbindung steht, verbessert. Zusätzlich zu dem üblichen, sich den kognitiven Fähigkeiten anpassenden Algorithmus haben die Forscher einen Feedback-Mechanismus eingebaut, der sicherstellt, dass die Teilnehmer ihren Fähigkeiten entsprechend trainieren. Laut Experte Joaquin A. Anguera tragen die Teilnehmer ein Herzfrequenzmessgerät, dessen Daten wieder in das Game eingespeist werden. "Wenn sie nicht aktiv genug waren, wurde das Spiel schwerer."



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