Venezuela hat seit dem gestrigen Dienstag neue Banknoten im Umlauf: Bei der Landeswährung Bolívar fuerte werden wegen der Hyperinflation fünf Nullen gestrichen, aus einer Million Bolívar fuerte werden damit 10 Bolívar soberano (souveräner Bolívar). Dabei soll der Bolívar künftig an die neue staatliche Kryptowährung Petro gekoppelt sein. Ein Petro wird Berichten zufolge von der Regierung mit einem Wert von rund 60 US-Dollar angesetzt, beziehungsweise 3600 souveränen Bolivar.

Was die Kopplung praktisch mit sich bringt, bleibt in vielem aber noch unklar. Denn die im Februar eingeführte Währung Petro ist immer noch ein grosses Fragezeichen. Laut dem seit Januar nicht mehr aktualisiertem Whitepaper handelt es sich um Tokens auf der Blockchain der Kryptowährungsplattform NEM. Hinter diesem Token stehender Code ist bislang nicht offengelegt. Die auf der offiziellen Petro-Seite herunterladbare Wallet-Software scheint ein Fork der Nano-Wallet für NEM sein. Die Geldmenge ist auf 100 Millionen Einheiten festgesetzt, mehr soll nicht erzeugt werden – so wird zumindest versprochen.

Die Währung soll im Land als gesetzliches Zahlungsmittel eingesetzt werden können, zum Beispiel für Steuern und Gebühren öffentlicher Dienstleistungen. Wie Petro auch als Alltagswährung zum Einsatz kommen soll, ist fraglich. Denn um ein solches Währungstoken – bei NEM heissen sie Mosaics – zu transferieren, benötigt man für die Begleichung der Transaktionsgebühren eigentlich auch kleine Mengen von XEM, eine der Plattform eigene Kryptowährung. Denkbar wäre ein späterer Umtausch der Tokens in eine andere Lösung, die dann den eigentlichen Petro bildet. Vage Ankündigungen in diese Richtung gab es, passiert ist es bislang nicht.

Zunächst hiess es, dass Venezuela für den Vorverkauf der Tokens 5 Milliarden US-Dollar an Investitionszusagen für den im Februar begonnenen, privaten Vorverkauf habe. Nach dem Ende dieser ersten Vorverkaufsphase im März verkündete Präsident Maduro laut dem Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg, dass Investoren Tokens für 3,3 Milliarden US-Dollar gekauft hätten. Belege dafür gab die Regierung nicht. Laut dem Whitepaper müsste nun eine öffentliche Verkaufsphase laufen, über deren Verlauf aber auch wenig bekannt ist.



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