Die Cluster Architektur von Vast Data (Bild: zVg)

2016 von einer Reihe altgedienter IT-Manager und Sales-Leute in der Speicherbranche gegrūndet, ist das Startup Vast Data mit Hauptsitz in New York erst 2019 an den Markt gegangen. Nichtsdestotrotz bezeichnet man sich schon als erfolgreich und auf der Gewinnschiene – für ein Startup nicht gerade gewöhnlich. Jeff Denworth, Vice President und Co-Founder, verkündete auf einem virtuellen Event, dass man bereits in zwei Jahren den Breakeven Point erreichen werde.

Im Vergleich zu früheren Speicher-Startups wie Pure Storage und anderen habe man bereits im ersten Jahr grössere Einnahmen als diese erzielt. Denworth scheute sich auch nicht, seinem Unternehmen bereits einen Unicorn-Status zuzuschreiben – schliesslich habe man als privat gehaltenes Unternehmen bereits einen Marktwert von mehr als einer Milliarde Dollar.

2020 habe man schon gut verdient, besitze 140 Millionen Dollar in Cash auf der Bank und sei überdies in drei Finanzierungsrunden mit insgesamt 165 Millionen Dollar recht gut ausgestattet worden. Zu den Geldgebern gehörten u.a. Dell Technologies, Goldman Sachs, Next 47, Nvidia und TPG. Mitglieder des Teams von Vast arbeiteten frūher u.a. bei Datadomain, DDN, Dell EMC, Extrem-IO, Google, IBM, Kaminario, Netapp und Pure Storage, und einige von ihnen waren an der Entwicklung des neuen Speicherprotokolls NVMe beteiligt.

Vast Data stellt eine Plattform für Universal Storage zur Verfūgung, die rund um NVMe over Fabric (NVMe-oF), nicht-flūchtiges Memory 3D XPoint auf Basis von SSDs (entwickelt von Micron und Intel) und Quad-Level-Flash-Medien (QLC) aufgebaut ist. Der Hersteller verspricht, mit dieser Architektur und besonders dem Einsatz von NVMe-oF als einer Disaggregated, Shared Everything (DASE) Lösung den Kunden dabei zu helfen, Compute- und Storage-Ressourcen unabhängig voneinander skalieren zu können.

Alle Server sind in diesem Modell mit allen angeschlossenen Speichersystemen verbunden (wird auch als Shared Storage bezeichnet), wobei NVMe-oF dafūr sorgt, dass keine Latenzen die Performance der Datenübertragung beeinträchtigen. Auf jedem Server im Cluster-Verbund läuft das VAST-Betriebssystem in einem Container (siehe die Abbildung "Die Cluster-Architektur von Vast Data").

Diese Architektur kommt ohne einen Cache aus, da alle Schreibvorgänge direkt auf den Optane-Speichersystemen erfolgen. Da der Optane-Layer relativ gross angelegt ist, können alle Write-Prozesse dort für eine längere Zeit verbleiben, bevor sie auf die billigeren QLC-Flash-Medien weitergeleitet werden.

Kunden haben die Wahl, sich für eine Installation im eigenen Rechenzentrum und für eine Backup-Lösung bei einem Public-Cloud-Provider wie Amazon AWS oder Microsoft Azure zu entscheiden. Vor Ort werden MinIO und Cloudian für Backups angeboten. Die Server-Lösung für das Rechenzentrum besteht aus NVMe-Einschüben à 400 oder 675 Terabyte mit 4 x 100 Gigabyte NVMeF-Connectivity (Umfang 2U), NVMe Fabric mit 100 Gigabyte Ethernet oder InifiniBand und vier VAST Containern in einem 2U-Chassis mit Ethernet- oder Infiniband-Connectivity.

Vast gibt eine 10-Jahres-Garantie auf seine Flash-Medien – doppelt so lang wie die übliche Garantie auf Festplatten. Laut Hersteller soll die Universal Storage Platform besonders für anspruchsvolle Workloads bei Anwendungen von Artificial Intelligence (AI), Machine Learning (ML) und Deep Learning (DL) sowie anderen Analytics-Programmen geeignet sein. Das System kann ferner verschiedene Datenformen verarbeiten, darunter NFS, SMB, S3 oder Kubernetes – auch in gemischter Weise.

Anders als viele neue Start-ups ist Vast Data bereits in der Lage, konkrete Anwender und Customer Stories vorzuweisen. Dazu gehören zum Beispiel Gingko Bioworks, HHS, Squarepoint und Zebra Medical. Der Hersteller zielt besonders auf Firmen in den Bereichen Vertical Solutions (Genomics, Finance, Content, High Performance Computing/HPC), Secondary Storage (Commvault, Veeam, Rubrik), Big Data und AI (Splunk, Spark, Tensorflow) und Enterprise Infrastructure (Kubernetes, Openshift, VMware).

Wer sich für eine Vast-Installation entscheidet, profitiert von den technischen Leistungen von NVMe und NVMe-oF. Sie wurden speziell für die neuen Flash-Medien entwickelt, weil die alten Protokolle von SAS und Sata aus der Festplattenwelt nicht in vollem Umfang auf Flash übertragen werden konnten. Flash- oder SSD-Laufwerke arbeiten auf der Basis von Nonvolatile Memory (NVM). Anders als bei traditionellen sich drehenden Festplatten gibt es bei SSDs keine rotierenden Motoren und keine sich bewegenden Schreib- und Leseköpfe. Mit dem Resultat, dass die Lese- und Schreibprozesse extrem schnell sind. Frühere Technologien wie SAS und Sata, die für Festplattenlaufwerke entwickelt worden waren, können nicht die ganzen Vorteile von SSDs ausschöpfen. Die NVMe-Entwicklung ist noch nicht komplett abgeschlossen, was viele Chancen für neue Ansätze und für Startups eröffnet.

Coldago Research hat festgestellt, dass Vast Data bereits innerhalb eines Jahres in die Spitzengruppe von File Storage vorgestossen ist. Philippe Nicolas, der den Report von Coldago verfasst hat, schreibt hierzu: "Wir ordnen Anbieter von File Storage je nach Fähigkeiten, Umsetzung, Vision und Strategie in vier Kategorien ein: Nischenanbieter, Spezialisten, Herausforderer und Führer. Zu den sieben fūhrenden Herstellern im Jahr 2020 gehören DDN, Dell, IBM, Netapp, Pure Storage, Qumulo und Vast Data." Es hat wohl selten ein Startup gegeben, das so schnell an die Spitze vorgestossen ist.

Die Cluster Architektur von Vast Data (Bild: zVg)
Die Cluster Architektur von Vast Data (Bild: zVg)
Die Aufteilung des File-Storage-Marktes (Bild: zVg)
Die Aufteilung des File-Storage-Marktes (Bild: zVg)