Nutzungsbedingungen: TLDR Act soll Paragraphendschungel lichten (Foto: geralt, pixabay.com)

Praktisch niemand liest die Nutzungsbedingungen grosser Webseiten wirklich, da die für Nicht-Juristen ohnehin überlanger unverständlicher Kauderwelsch sind. Abhilfe könnte ein Gesetzesentwurf schaffen, den eine Gruppe von US-Politikern jetzt vorgelegt haben. Denn der "Terms-of-service Labeling, Design and Readability Act" (TLDR Act) würde grosse kommerzielle Webseiten und Apps zu einer verständlichen Kurzzusammenfassung verpflichten.

"User sollten nicht seitenweise juristischen Fachjargon in den Nutzungsbedingungen einer Website durchkämmen müssen, um zu wissen, wie ihre Daten verwendet werden", sagt der republikanische Senator Bill Cassidy, einer der Initiatoren des TLDR Act. Noch klarere Worte findet sein demokratischer Kollege Ben Ray Luján: "Anstatt zu informieren, verwenden zu viele Unternehmen lange und komplizierte Nutzungsbedingungen, um wichtige Details über ihre Datenrichtschutzlinien zu verbergen und sich vor rechtlicher Haftung zu schützen."

In heute seltener parteiübergreifender Einigkeit haben die beiden daher zusammen mit der demokratischen Abgeordneten Lori Trahan den TLDR Act vorgelegt. Dass dessen Kürzel an das im Internet-Slang gebräuhliche "TL;DR" ("too long; didn‘t read"), kommt dabei nicht von ungefähr. Bereits eine 2008 veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass der durchschnittliche US-Amerikaner rund 30 Werktage brauchen würde, um sämtliche Nutzungsbedingungen genutzter Webseiten zu lesen. Gut ein Jahrzehnt später dürfte der Aufwand wohl noch gewachsen sein - und ob normale Anwender das Juristen-Latein auch verstehen, steht auf einem anderen Blatt.

Nach dem Gesetzentwurf sollen sich Nutzer mit einer Kurzfassung einen klaren Überblick verschaffen können, was mehr Transparenz bringen soll. Unter anderem müsste die TLDR-Fassung klarmachen, welche Nutzerdaten gesammelt werden, ob diese wirklich zum Betrieb der Webseite nötig sind, und mit einem Diagramm zeigen, wie Daten mit Dritten geteilt werden. Eindeutig hervorgehen sollte auch, ob und wie Nutzer ihre Daten von der Webseite löschen können. Der TLDR Act zielt speziell auf grosse Webseiten und Apps ab, für Kleinunternehmen soll es Ausnahmeregelungen geben. Den Initiatoren zufolge unterstützen NGOs wie das Open Terms Archive und Experten wie Henri Verdier, Digitalbotschafter der französischen Regierung, den Gesetzentwurf.