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Warburg Pincus steigt gross beim Schweizer Bankensoftware-Entwickler Avaloq ein. Konkret übernimmt der US-amerikanische Private-Equity-Investor 35 Prozent der Aktien der in Zürich angesiedelten Avaloq. Mit diesem Deal steigt der Wert der Firma auf eine Milliarde Franken.

Die Amerikaner haben die Avaloq-Aktien vom Management, vom Verwaltungsrat sowie von verschiedenen Mitarbeitern erworben. Die Limmatstädter sprechen deshalb von einem reinen Sekundärmarkt-Deal. Alle Avaloq-Mitarbeiter mit Aktien hätten einen Teil ihrer Titel an Warburg Pincus verkauft. CEO Francisco Fernandez halte nun 28 Prozent der Aktien, dieser Anteil sei nur eine Spur kleiner als jener vor der Warburg-Transaktion. Die Avaloq-Gruppe habe mit 55 Prozent aber weiterhin die klare Mehrheit in der Firma. Nicht betroffen von der Transaktion sei die Grossaktionärin Raiffeisen. Diese bleibe an Bord und sei von der Veränderung nicht betroffen, sie werde alle ihre Avaloq-Titel behalten. Die Avaloq-Mitarbeitenden, die ihre Aktien an Warburg Pincus veräusserten, streiften insgesamt 350 Millionen Franken ein, was den Unternehmenswert eben auf über 1 Mrd. Franken setzt.

Avaloq-Chef Fernandez hat sich schon deslängeren nach einem neuen Grossinvestor umgeschaut. Für ihn markiert der Verkauf eines Drittels der Firma den ersten Schritt in Richtung Börsengang. Warburg Pincus sei ein Investor, der stets auf Wachstumsfirmen setze, der Fokus sei längerfristig und betrage fünf bis acht Jahre. Dem Vernehmen nach soll Avaloq allerdings deutlich schneller an die Börse kommen.

Warburg Pincus hat in den Bereichen Finanzdienstleistungen und Fintech bereits mehr als 10 Milliarden US-Dollar in über 90 Unternehmen (darunter fast 20 Banken) investiert. Dazu zählen etwa Allfunds Bank, Arch Capital, China Huarong Asset Management, FIS/Metavante, HDFC, Interactive Data Corporation, Mellon Bank, Network International, Elavon, Sterling Financial Corp, Santander Consumer USA, Wall Street Systems, Webster Bank und viele weitere namhafte Unternehmen. Avaloq und Warburg Pincus gehen davon aus, dass sich der Markt, in welchem Avaloq tätig ist, weiter erheblich vergrössern werde. Dies sei auf die steigende Nachfrage nach Digital-Banking-, Outsourcing- und Software-as-a-Service-Lösungen sowie auf die Weiterentwicklung des digitalen Ökosystems zurückzuführen.

Als Teil der Vereinbarung wird der Gründer und Chief Executive Officer (CEO) von Avaloq, Francisco Fernandez, auch die Rolle des Verwaltungsratspräsidenten übernehmen. Jürg Hunziker nimmt künftig die Funktion des stellvertretenden CEOs und Group Chief Markets Officers (CMO) ein. Gleichzeitig mit der Transaktion schafft Avaloq ein European Advisory Board, das die strategischen Initiativen und das weitere Wachstum des Unternehmens unterstützen soll. Zu diesem gehören Jacques Aigrain, früherer Chief Executive Officer von Swiss Re und Verwaltungsratspräsident von LCH.Clearnet, Stefano Boccadoro, früherer General Manager der Cassa Lombarda Bank Chief Executive Officer von Santander Italien sowie Stefan Krause, früherer Chief Financial Officer der Deutschen Bank und von BMW und Javier Marin, früherer Chief Executive Officer von Banco Santander.

Avaloq war im vergangenen Herbst wegen eines angeblichen Liquiditätsengpasses in die Schlagzeilen geraten. Gründe waren der Stopp eines Projektes in Deutschland sowie Spekulationen, die Firma habe sich bei der Auslandexpansion übernommen. Die Entwicklerin der Avaloq Banking Suite hat die Schwierigkeiten aber stets zurückgewiesen.