Das Template 'gia//fertigung' ist allgegenwärtig: Pietro Pignatiello arbeitet an der vereinfachten standardisierten SAP-Materialstammerfassung von GIA (Bild: zVg)

Der auf mechanische Bauteile und ganze Geräte ausgerichtete international tätige Schweizer Zulieferbetrieb Pi2Process mit Sitz in Freienbach hat in gerade einmal 75 Tagen ein komplettes SAP-System eingeführt. Als Integrator für dieses Projekt, das mit einem SAP Quality Award ausgezeichnet wurde, agierte die GIA Informatik. Im CEO-Gespräch erläutert Pietro Pignatiello die Hintergründe des Projektes.

ICTkommunikation: Was veranlasst eigentlich einen KMU-Betrieb mit 20 Mitarbeitenden ein SAP-System einzusetzen?

Pietro Pignatiello: Unsere Kunden, KMUs mit 200 bis 1000 Mitarbeitenden, setzen in den meisten Fällen selber auf SAP, wodurch sie einen Austausch auf Augenhöhe sehr schätzen. Denn sie wissen: SAP ist rückverfolgbar, standardisiert und bürgt für Fachkompetenz. Das Vertrauen in diese Qualitäten ist spürbar. Auch Investoren – Banken, Finanzhäuser – zeigen sich zufrieden, einen Partner mit einem aktuellen ERP-System an ihrer Seite zu wissen, da die ausgewiesenen Unternehmenskennzahlen jederzeit transparent dargelegt werden können.

ICTkommunikation: Gäbe es nicht günstigere und branchenspezifischere Standardsoftware?

Pietro Pignatiello: SAP wird immer als Monster angeschaut, dabei ist es je nach Blickwinkel auch eine Branchenlösung. Prinzipiell ist es eine Standardlösung, die Unternehmen in vielen Branchen nützlich sein kann. Preislich gesehen erscheint SAP im ersten Moment teurer als viele andere ERP-Systeme. Wenn man jedoch eine langfristige Betrachtungsweise anstellt, rechtfertigt die Leistung den Preis jederzeit.

ICTkommunikation: Welche zentralen Herausforderungen stellen Sie allgemein an ein Standard-Software-System?

Pietro Pignatiello: Der Standard gibt einen Weg vor, den man einzuhalten hat. Dabei ist es möglich, die Mitarbeitenden bei der Einführung und Verbesserung des Systems einfach zu schulen und weiterzuentwickeln. Damit erreichen wir eine Transparenz in den Prozessen, die wir jederzeit nachvollziehen können.

ICTkommunikation: Wie sind Sie bisher mit SAP gefahren – auch im Hinblick auf die Interaktion mit Kunden?

Pietro Pignatiello: Ich stelle die Gegenfrage: Welchen Grund gibt es, SAP nicht zu implementieren? Dieser Gedankengang ist für mich zentral. Denn SAP deckt alles ab, was für einen modernen Betrieb notwendig ist. Deshalb möchte ich nichts anderes haben. Je länger ich mit SAP arbeite, desto mehr sehe ich den Mehrwert. Im letzten halben Jahr hatten wir Fälle, bei denen ich die genauen Zahlen darlegen und Prozesse erklären konnte. Daraus ergaben sich positive Synergien. Unsere Kunden bemerkten dann, dass wir vom selben sprechen. Spannend ist auch, dass wir den an sich grossen Aufwand der ISO-Zertifizierung dank SAP klein halten konnten.

"WIR KONNTEN DEN AN UND FÜR SICH
GROSSEN AUFWAND DER ISO-ZERTIFIZIERUNG
DANK SAP KLEIN HALTEN!"
(Pietro Pignatiello, CEO Pi2Process)

ICTkommunikation: Sie beziehen das ERP-System aus der SAP Cloud im GIA-Datacenter. Damit bezahlen Sie ausschliesslich das, was Sie effektiv benutzen. Haben Sie eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt und diese Parameter mit früheren Werten verglichen?

Pietro Pignatiello: Nein, nicht im Detail. Allerdings sind wir mit dieser Lösung des kontinuierlichen Austausches mit dem "altem Server" und der IT-Landschaft auf dem neusten Stand und erhalten so eine wichtige Basissicherheit. Basierend auf dem, was ich im Unternehmen sehe, erkenne ich klar, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis aufgeht.

ICTkommunikation: Sie arbeiten im SAP-Bereich mit dem IT-Dienstleister GIA Informatik zusammen. Warum?

Pietro Pignatiello: GIA überzeugt durch ein starkes Konzept mit zwei redundanten Datacentern. Überdies ist ihre Grösse ideal – nicht zu klein, nicht zu gross. Ferner verfügt sie über eine hohe Fachkompetenz, das KMU-Template "gia//fertigung" mit Best-Practice-Prozessen von SAP sowie ergänzende, nützliche Eigenentwicklungen von GIA.

ICTkommunikation: Wie hat sich bei Pi2Process in den vergangenen Jahren das IT-Budget entwickelt?

Pietro Pignatiello: Es ist gestiegen. An die IT werden immer mehr Anforderungen gestellt: sei es an die Sicherheit, an die Haftpflicht und an die Rückverfolgbarkeit. Die Systeme werden an sich nicht billiger; sie rechnen sich immer nur über den Prozess.

ICTkommunikation: Haben Sie mittelfristig besondere IT-Vorhaben in Planung?

Pietro Pignatiello: Ja, das habe ich. Erstens im Computer-Aided-Manufacturing-(CAM)-Bereich, in dem es um die Programmierung und Aufbereitung der Daten für Werkzeugmaschinen geht. So investieren wir in die Zukunft. Zweitens in die Digitalisierung der Prozesse und der Auftragsabwicklung bei Neugeschäften und dem Änderungsdienst: Heute haben wir eine auf dem Workflow basierende Lösung – eine Eigenentwicklung, gemeinsam mit einem Partner. Das Ziel besteht darin, alles in SAP abzubilden. Dank der Abdeckung des Standards mit SAP können wir den Nicht-Standard mit dem anderen Tool recht gut abwickeln. Damit haben wir immer den Überblick, welche Änderung vonstattengeht.

"UNSER ZIEL IST ES,
ALLES IN SAP ABZUBILDEN!"
(Pietro Pignatiello, CEO Pi2Process)

ICTkommunikation: Ist für Sie künftig auch SAP S/4Hana eine Option?

Pietro Pignatiello: Unser System ist in der Grundstruktur auf Hana vorbereitet, lediglich die Oberfläche muss angepasst werden.

ICTkommunikation: Betrachten wir die derzeitigen Trends wie Künstliche Intelligenz, Augmented Reality, Deep Learning, Data Analytics oder Big Data: Welche technologischen Entwicklungen könnten auch für Ihren Bereich geeignet sein oder wichtig werden?

Pietro Pignatiello: Mit der Vernetzung mit den Kunden ist es auf einfache Art möglich, die Bedürfnisse der Kunden abzudecken und diese direkt in die Produktion einzuspeisen. Dies erleichtert die ganze Administration. In der Produktion erkennt man dank künstlicher Intelligenz viel eher, wann welches Teil fertig ist und man flexibel reagieren muss. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wir danach Informationen direkt an die Kunden zurückmelden – ohne unnützen Papierkram.

ZUM PROJEKT:
Ziele:
- Maximale Prozesssicherheit sowie logistische und finanzielle Transparenz bei Pi2Process sicherstellen
- Keine Serverlandschaft bei Pi2 Process; "Lieferung ab Steckdose"
- Den Beweis erbringen, dass der Ansatz mit dem Template "gia//fertigung" auch bei sehr kleinen Unternehmen funktioniert
- Referenzprojekt mit SAP bei einer Firma mit 20 Mitarbeitenden durchführen

Aufwand: - 46 Beratertage bis Go-Live, weitere 19 Beratertage für zusätzliche Prozesse sowie Optimierungen in Phase zwei
- Pi2Process: Drei Personen (CEO, Finanzen, Operations)
- GIA: Sechs Personen (Projektleiter, Berater: Auftragsabwicklung, Einkauf/Materialwirtschaft/Produktion, Finanzen/Controlling, Formulare/Etiketten, Technologie)

Infrastruktur/Software/Hosting/Betrieb:
- Nutzung "SAP aus der Steckdose" aus der SAP Cloud@GIA im GIA Datacenter, betrieben auf geteiltem SAP-Hana-System

Gesamtkosten:
- All-in-Gebühr für Infrastruktur, Hosting, Betrieb, Lizenzen, Wartung, Lösung und Projekt: Kosten pro User und pro Monat entsprechen dem Leasing eines Mittelklassewagens

Erreichte Ziele:
- Projekt wurde umgesetzt im vorher definierten Umfang, zum vorkalkulierten Aufwand, in der vereinbarten Zeit und Qualität
- Kunde und Berater erbrachten den Beweis, dass ein SAP-Projekt auch für kleine Firmen sehr schlank umsetzbar ist
- IT und ERP legen die Grundlage für ein Geschäft, das wachsen kann
- Gewinn SAP Quality Award in der Rubrik "Fast Delivery"

Pi2Process-CEO Pietro Pignatiello in der neuen Produktionshalle in Freienbach
Pi2Process-CEO Pietro Pignatiello in der neuen Produktionshalle in Freienbach
Pietro Pignatiello, CEO Pi2Process (links), und Thomas Burkhardt, Account Manager GIA Informatik, im Gespräch über die neue Technologie 3D-Hybrid Additive Manufacturing (Bilder: zVg)
Pietro Pignatiello, CEO Pi2Process (links), und Thomas Burkhardt, Account Manager GIA Informatik, im Gespräch über die neue Technologie 3D-Hybrid Additive Manufacturing (Bilder: zVg)