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Der Microbloggingdienst Twitter mit Zentrale im kalifornischen San Francisco informiert seine Anwender derzeit über neue Datenschutzrichtlinien, die ab dem 18. Juni in Kraft treten. Wer den 140-Zeichen-Kurznachrichtendienst nutzt, kann die Verwendung seiner Daten dann zwar genauer kontrollieren, aber nach Ansicht von Experten ändert sich nicht alles zum Besseren.

Was den Bereich "Individualisierung und Daten" anbelangt, so Räumt Twitter den Anwendern künftig die Möglichkeit ein, genauer zu steuern, wie der Dienst die Inhalte personalisiert und bestimmte Daten erfasst und teilt. Per Häkchen kann man darüber entscheiden, ob Twitter Werbung auf den Nutzer zuschneiden soll und ob der Dienst dafür auch die Apps einbeziehen darf, die auf mobilen Geräten installiert sind. Der Microbloggingdienst verspricht dabei, nur die Liste der Apps zu erfassen, "nicht die in den Anwendungen enthaltenen Daten". Apps, die mit "sensiblen Themen" wie Gesundheit oder sexueller Orientierung zusammenhängen, sollen dem Nachrichtendienst zufolge "möglichst nicht erfasst werden". Nutzer können in dem Bereich auch angeben, ob Twitter ihre Standorte und die von ihnen genutzten Geräte zu Werbezwecken auswerten darf.

Stimmt jemand der Option "Daten über ausgewählte Partnerschaften teilen" zu, so muss dieser damit rechnen, dass Twitter Werbepartnern "bestimmte private Daten" zur Verfügung stellt. Von der Weitergabe an Dritte sollen Name, E-Mail-Adresse und Telefonnummer aber ausgenommen bleiben, erklären die Kalifornier. Wie lange sich der Dienst an dieses Versprechen halte, sei aber unklar, warnen Experten. Whatsapp habe zunächst ähnliche Aussagen gemacht und schliesslich doch Daten mit Facebook ausgetauscht.

Im Bereich "Deine Twitter Daten" gibt es einen Überblick darüber, was Twitter über den Nutzer gespeichert hat. Dort lassen sich bestimmte Angaben auch ändern, etwa die von Twitter durch Profil und Aktivität ermittelten "Interessen". Wer zum Beispiel keine Werbung zu "Comedy" oder "Unternehmertum" sehen will, kann diese Einträge streichen.

Auch mit den neuen Datenschutzrichtlinien lassen sich Werbeinhalte nicht deaktivieren. Wer keinen Wert auf massgeschneiderte Werbung legt, kann allerdings im Bereich "Individualisierung und Daten" einfach auf den Button "Alle deaktivieren" klicken. Diese Auswahl bietet sich auch für alle an, die Twitter möglichst wenige Daten über sich preisgeben wollen.

Desweiteren gibt Twitter die Unterstützung der Browsereinstellung "Do Not Track" (DNT) auf. Sie habe sich nicht wie gehofft als Branchenstandard durchgesetzt. Einige Browser bieten ihren Nutzern DNT an, damit ihr Surfverhalten nicht Dienst- oder Seiten-übergreifend nachverfolgt wird. Dadurch, dass die Umsetzung des DNT-Standards weder verbindlich noch eindeutig festgelegt ist, können sich Verbraucher aber nicht sicher sein, dass sich Unternehmen an dieses Signal halten. Anstelle von DNT bietet Twitter seinen Nutzern jetzt "detailliertere Datenschutzeinstellungen". Im Hinblick auf die Qualität des Datenschutzes birgt das ein Risiko. "Wenn die einfache Ja-Nein-Entscheidung bei DNT jetzt ersetzt wird durch komplizierte Privacy-Einstellungen, kann das viele Nutzer überfordern", sagt etwa Matthias Enzmann vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie dazu.



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