Trump Tower in New York: Die Macht der Tweets  (Bild: Pixabay/Quinnth Eislander)

Der Mikroblogging-Service Twitter ist ein mächtiges Instrument in der Hand mächtiger Menschen, wie Forscher der University of Liverpool zeigen. Ein einziger Tweet, in dem US-Präsident Donald Trump am 10. August dieses Jahres höhere Zölle auf Stahl und Aluminium erheben würde, liess die Währung der Türkei um 16 Prozent abstürzen.

Eine solche Macht auf die Märkte hat nicht nur Trump, wie die Forscher um Finanzprofessor Costas Milas feststellen. Sie wollten wissen, was im ökonomischen Bereich mehr Einfluss hat, Tweets oder klassische Nachrichten. Am Beispiel der Debatte um den Austritt Griechenlands aus der Eurozone (Grexit) stellten sie fest: Jeder einprozentige Anstieg der Zahl von Tweets zu dem Thema vergrössert die Kluft an den Geldmärkten zwischen Deutschland und Griechenland in den nächsten 20 Tagen um 0,67 Prozent. Klassische News hatten mit 0,58 Prozent einen geringeren Einfluss.

Um falsche Schlüsse zu vermeiden, betrieben die Forscher einen gewaltigen Aufwand. Sie eliminierten beispielsweise Meldungen, die ursprünglich auf Twitter verbreitet wurden, dann aber von klassischen Medien aufgegriffen wurden. Ebenso blendeten sie Informationen in klassischen Medien aus, die per Tweet weiterverbreitet wurden. Ganz nebenbei fanden die Forscher heraus, dass Tweets die Nachrichtengebung in Zeitungen und elektronischen Medien stärker beeinflussten als umgekehrt.

Die Datenanalyse endete 2016. "Seitdem könnte sich der Einfluss von Tweets noch verstärkt haben", mutmassen die Autoren. Sie hatten schon festgestellt, dass Grexit-Tweets auch negative Einflüsse auf die Märkte der weniger stabilen Länder Portugal, Spanien, Italien und Irland haben. Das alarmierte die Wissenschaftler. Man müsse bedenken, dass Griechenland klein sei im Vergleich zu Italien, ein Land, das derzeit mit der EU über Kreuz ist, weil es mehr Geld ausgeben will als die EU-Regeln vorsehen. Tweets über Italiens Wirtschaft könnten europaweit weit grössere Schockwellen auslösen, stellen die Wissenschaftler fest.

Die britischen Forscher machen noch auf eine grosse Gefahr aufmerksam. Es würden viele Falschmeldungen verbreitet, die Wirtschaft und Märkte beeinflussen. Ein Beispiel sei ein Tweet des Tesla-Gründers Elon Musk, indem er ankündigte, sein Unternehmen von der Börse zu nehmen und selbst zu kaufen. Das trieb die Aktie in schwindelerregende Höhen. Anleger, die kauften, verloren viel Geld, weil Musk einen Rückzieher machte. Jetzt wird er verklagt.