Bei Sozialen Netzwerken ist der Kampf um ganz junge User entbrannt (Bild: Fotolia)

Das "Wall Street Journal" arbeitet seit einigen Wochen unter dem Titel "Facebook Files" interne Dokumente aus dem Techkonzern auf. In diesen geht es wesentlich auch um das Rennen, das sich Facebook mit anderen sozialen Netzwerken – ungeachtet von Kritik und Appellen für Jugendschutz – um die jüngsten Nutzerinnen und Nutzer liefert. Im Fokus steht dabei vor allem die Gruppe der "Tweens", wie es in der Marktforschung heisst – also von Kindern zwischen neun und zwölf Jahren, die zwischen Kindheit und Pubertät stehen.

Bei ihnen handle es sich um ein noch unerschlossenes Publikum, so interne Facebook-Unterlagen aus 2020, aus denen das "WSJ" zitierte. Es gelte, ein massgeschneidertes Angebot für diese Altersgruppe zu schaffen und sie so langfristig an den Facebook-Konzern zu binden. Die Altersgruppe zwischen neun und zwölf gilt für den Konzern dabei als besonders heikel: Einerseits sind sie die Nutzerinnen und Nutzer von morgen, andererseits schränken Facebooks Angebot sowie Jugend- und Datenschutz den Zugriff auf diese Altersgruppe stark ein. De facto ist es Personen unter 13 nicht einmal erlaubt, einen Instagram- bzw. Facebook-Account zu eröffnen.

Die Realität sieht aber freilich anders aus. Schon allein weil beim Alter einfach gelogen werden könne, sei eine eigens für Zehn- bis Zwölfjährige konzipierte App sinnvoll, heisst es von Instagram. Der Konzern beruft sich dabei auch auf den Schutz von Kindern: In einem eigenen sozialen Netzwerk könnten Kinder vor unangemessenen oder gefährlichen Inhalten besser geschützt werden, die Eltern hätten weitergehende Kontrollmöglichkeiten. Kritiker sehen hingegen ein viel zu frühes Abhängigmachen von sozialen Netzwerken.

Instagram und der Mutterkonzern Facebook stehen an all diesen Fronten freilich nicht erst seit den Enthüllungen des "Wall Street Journals" unter Druck. Diese dürften jedoch dazu beigetragen haben, dass die Arbeit an Instagram Kids laut dem Unternehmen vorläufig aufs Eis gelegt wird. Man glaube zwar immer noch, dass ein Produkt für Zehn- bis Zwölfjährige wichtig sei, wolle sich aber noch vertieft mit Eltern, Fachleuten und Politik beraten. Es sei nie darum gegangen, ein Instagram für Kinder unter zehn zu bauen.



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