thumb

Am Standort des Siemens Lokomotiven-Werk in München-Allach stellte Teradata zusammen mit Experten der Logistikbranche kürzlich neue Anwendungsfelder von Datenanalyse oder „Big Data/Analytics“ vor. Im Mittelpunkt der Informationen und als Ausgangspunkt für einige generelle Betrachtungen über die aktuelle und kommende Macht der Daten standen die Innovationen von Siemens Mobility Services (Simos) und die Unterstützung durch Teradata-Programme für die Datenanalyse.

Seitdem Siemens von Krauss-Maffei den Lokomotivenbau übernommen hat, sind am traditionellen Standort über 22.000 Lokomotiven hergestellt worden (pro Jahr kommen etwa 120 neue hinzu), die neben Europa für viele Märkte von den USA bis Russland und Asien vertrieben werden. Die aufwändige Produktion wird durch immer mehr Elektronikelemente und Software ergänzt.

Neben der Produktion und Instandhaltung im Rail Service Center werden dort in einer eigenen Abteilung in Zusammenarbeit mit Teradata die im täglichen Schienenbetrieb anfallenden Daten der Lokomotiven und Züge gesammelt, aufbereitet und ausgewertet. Dafür hat man in München ein eigenes Team aus jungen Data Scientists für die Arbeit mit den Teradata-Programmen, Hadoop und weiteren Tools zusammengestellt, die man international anwerben musste und die zum Teil nicht einmal deutsch sprechen – in Deutschland hatte man nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter finden können.

Eisenbahnverkehrsunternehmen und internationale Leasingfirmen, die einen Teil der Siemens-Produktion übernehmen, erwarten bei einem kalkulierten Lebenszyklus von mindestens 30 bis 40 Jahren "einen nahezu störungsfreien Betrieb von Lokomotiven und Zügen", heisst es bei Siemens. Deshalb verlangen sie heute eine Zuverlässigkeit, die die bisherigen etwa 70 Prozent übertrifft, die man mit regelmässigen Kontrollen und dem Sammeln von Schwellwerten erreichen kann.

Dies hat zu einer software-getriebenen "Disruption" im Eisenbahnverkehr geführt: Lokomotiven und Züge sind heute rollende IoT-Instanzen. Im laufenden Betrieb werden mittels Sensoren und speziellen Programmen pausenlos Daten erhoben und an die Siemens-Spezialisten geschickt, sofern entsprechende Service-Verträge abgeschlossen wurden. Weltweit werden heute schon über 500 Züge laufend überwacht, in Deutschland sind es etwa 35. Mit einer solchen „vorausschauenden Instandhaltung“, die die gelieferten Daten hochrechnet, Ausfälle vorhersagen und faktisch im Vorfeld beheben kann, erreicht man heute Verfügbarkeiten von über 90 Prozent. Johannes Emmelheinz, CEO der Siemens Mobility Customer Services, ist sich sicher, dass man mit den neuen digitalen Methoden Verfügbarkeiten von 90 und in Zukunft sogar 99 Prozent erreichen könne.

Das Beispiel Eisenbahnverkehr ist auf weitere Logistiksektoren wie LKW-Transporte oder Postdienste übertragbar, wie Philipp Hangartner, Senior Industry Consultant SCM/Logistics von Teradata Schweiz berichtet. Teradata baue sich deshalb weiter zu einem Dienstleister für Data Discovery und Analytics um. Für einen Teil der Schweizer Eisenbahngesellschaften sei man schon in dieser Richtung tätig, zum Beispiel bei der aktiven Kontrolle von Weichen mittels Sensoren oder bei der Überwachung des Personenverkehrs in Stosszeiten, um "Personenverspätungsminuten“ und eventuell fällige Geldbussen in den Griff zu bekommen.

24484-24484gerhardkressdataservicesmunichfotoh.wiehr.jpg
Gerhard Kress von Data Services Munich (Bild: H. Wiehr)
24484-24484johannesemmelheinzceosiemensmobilitycustomerservicesfotoh.wiehr.jpg
Johannes Emmelheinz, CEO Siemens Mobility Customer Services (Foto H. Wiehr)