Die Revolution in der Computerwelt macht den angestammten US-Technologieriesen schwer zu schaffen. Da Verbraucher verstärkt zu Tablet-PCs und Smartphones greifen, um sich in der digitalen Welt zu bewegen, kommen traditionelle Anbieter wie Microsoft, Google und AMD ins Grübeln.

Im abgelaufenen Quartal drückte der schleppende Absatz von klassischen PCs auf den Gewinn des Softwaregiganten Microsoft. Der Branchenpionier musste im Jahresvergleich einen Rückgang von gut einem Fünftel hinnehmen. Dem Internetkonzern Google brockten die Investitionen im harten Smartphone-Konkurrenzkampf mit den Rivalen Apple und Samsung einen Gewinneinbruch in der gleichen Größenordnung ein. Der Chiphersteller AMD streicht nach einem Absturz in die Verlustzone fast 2.000 Stellen.

Bei Microsoft sackte der Gewinn im dritten Quartal um 20 Prozent auf 4,5 Mrd. Dollar (3,43 Mrd. Euro) ein. Auch der Umsatz blieb hinter den Markterwartungen zurück und sank um acht Prozent auf 16 Mrd. Dollar, wie der Konzern in der Nacht auf Freitag mitteilte. Ein Teil des Rückgangs ist allerdings auf die Einführung des neuen Betriebssystems Windows 8 in der kommenden Woche zurückzuführen. Mit der neuen Software versucht Microsoft, sich unabhängiger von PCs zu machen. Das Programm ist für die Bedienung über berührungsempfindliche Bildschirme wie bei Tablet-Computern und Smartphones ausgelegt. Microsoft hofft zudem, dass die Nachfrage von PCs und Laptops nach dem Start von Windows 8 wieder angekurbelt wird.

Die Aussichten der traditionellen Chiphersteller wie Intel und AMD sprechen allerdings eher gegen eine Renaissance. Die von Intel stark beworbenen superflachen Ultrabooks erwiesen sich bisher als Kassengift. Und die Absatzprognosen der Halbleiterhersteller enttäuschten die Analysten. Marktforschern zufolge wird der PC-Absatz im laufenden Jahr erstmals nach gut zehn Jahren weltweit zurückgehen. AMD reagierte auf die Aussichten mit einem weiteren Stellenabbau. 15 Prozent der weltweit 12.000 Jobs sollen wegfallen. Im abgelaufenen Quartal erlitt der Branchenzweite einen Umsatzrückgang von 25 Prozent auf 1,3 Mrd. Dollar und rutschte mit einem Minus von 157 Mio. Dollar in die Verlustzone, nachdem vor einem Jahr noch ein Gewinn von 97 Mio. Dollar angefallen war. Diesseits des Atlantiks profitiert unterdessen der britische Chipentwickler ARM von der Entwicklung, dessen Modelle die Halbleiter der Amerikaner fast vollständig aus Smartphones fernhalten.

Das Tablet- und Smartphone-Geschäft wird weltweit von den zwei Anbietern Apple und Samsung dominiert. Der Versuch, den Marktführern die Stirn zu bieten, hinterlässt tiefe Spuren in den Bilanzen der Konkurrenz. So lasteten die Verluste des übernommenen Handybauers Motorola auf dem Gewinn von Google, der im vergangenen Quartal um ein Fünftel auf 2,2 Mrd. Dollar einknickte. Zudem offenbarten die Werbeeinnahmen der Kalifornier, dass Nutzer der neuen Mobilgeräte zunehmend um die Google-Seiten herumsurfen, um das Internet zu durchstöbern. Auch bedingt durch eine Panne bei der Veröffentlichung des Zwischenberichts gingen die Google-Aktien in den Sturzflug über: Die Bilanz wurde versehentlich Stunden früher als geplant noch währen der Handelszeit an der Wall Street verschickt, statt wie gewöhnlich und auch diesmal geplant nach US-Börsenschluss, um den Anlegern mehr Zeit zum Verdauen der Zahlen zu geben. Die Google-Papiere brachen zeitweise um mehr als zehn Prozent ein.

"Die Unternehmen realisieren, dass es nicht einfach ist, einen Weg in die mobile Welt zu finden", sagte Gartner-Analystin Carolina Milanesi. "Das Geschäft mit mobilen Geräten geht nicht so linear voran wie viele dachten." Google-Chef Larry Page wertet den Wandel trotz der jüngsten Rückschläge als große Chance. "Wir beginnen wirklich in einer neuen Wirklichkeit zu leben", sagte er. "Es wird ein riesiges Universum für Werbekunden geben, mit zahlreichen Möglichkeiten auf allerlei Geräten das richtige Publikum zur richtigen Zeit zu erreichen." Allerdings erwarten Experten, dass sich die Branche im Zuge des Umbruchs lediglich zurechtrütteln wird. "Es gibt verschiedene Stufen in der Entwicklung des mobilen Internets, aber am Ende wird jeder seinen Platz finden", sagte Elinor Leung von CLSA.