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Seit der Entwicklung des Computers 1950 gibt es eine Sinnverschiebung, sagt Erich Hörl, Medienphilosoph an der Ruhr-Universität Bochum. Der Wissenschaftler hat ein Buch herausgegeben: "Die technologische Bedingung - Beiträge zur Beschreibung der technischen Welt". Die Autoren deuten die gegenwärtige technologische Umwelt neu und fordern eine Korrektur der gedanklichen Grundlagen.

Das Denken solle der heutigen und zukünftigen Technizität gerecht werden. Die technische Entwicklung wirke sich darauf aus, wie Menschen die Welt wahrnehmen. Maschinen seien nicht mehr nur Werkzeuge des Menschen. Durch die Computerisierung verliere der Mensch seine Handlungsmacht. Maschinen werden selbst zu Akteuren, behaupten die Autoren.

Damit meinen sie aber nicht Roboter. "Diese beschäftigen zunächst einmal hauptsächlich unsere Imagination. Die technologische Sinnverschiebung hängt überhaupt nicht an Robotern, diese sind absolut überschätzt - die Fixierung auf Roboter ist eher der Ausweis dafür, in welchem Masse wir immer noch an einer vortechnologischen Sinnkultur hängen, uns an sie klammern und die grosse Transformation, die stattfindet, ignorieren", sagt Hörl. Das Personalisieren von Maschinen, wie es auch Hollywood vorführt, versuche den Menschen immer noch im Zentrum des Geschehens zu halten. "Dabei sind wir längst in posthumane, um nicht zu sagen radikal antihumanistische Verhältnisse übergegangen, ob wir es wollen oder nicht", erklärt der Philosoph.

Der Antihumanismus sei allerdings eine Chance. "Wollen wir die ökologische Zerstörung aufhalten, müssen wir aufhören, humanistisch, vom Menschen her zu denken, aufhören, uns als privilegierte Geschöpfe zu begreifen. Das ist der radikale Sinn von Ökologie, die so gesehen immer Technoökologie ist", sagt Hörl. Die menschliche Existenz sei bereits hypertechnologisch. "Um ein banales Beispiel zu nehmen: Jedes Smartphone lässt seinen Benutzer in computerisierte Umgebungen ein. Computer stehen immer weniger oder kaum noch auf dem Tisch. Die Rechner wandern in die Umwelt aus, bevölkern die Umwelt, werden zu selbständigen Akteuren in umfassenden Technoökologien", sagt der Medienphilosoph.

"Sein" bedeute bereits heute: in Netzwerken zu sein. Vor der Computerisierung war das Subjekt ein souveräner Akteur. Heute generiere der Mensch mit der Maschine den Sinn der Welt. Der Philosoph lässt aber ausser Acht, dass der Mensch seine Umwelt schafft und somit auch Computer oder Roboter.



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