Floppt die Schweizer Corona-App? (Bild: Swico)

Rund 1,8 Millionen Personen besitzen die Swisscovid-App des Bundes. Die Zahl der Nutzer liegt zwar weit hinter den ursprünglichen Erwartungen von drei Millionen, ist aber trotzdem beeindruckend. Weniger beeindruckend sind hingegen die in der App eingegebenen Codes von am Coronavirus erkrankten Personen.

Gastbeitrag von Jean-Claude Frick, Comparis-Digitalexperte

Zur Erklärung: Wer positiv auf das Virus getestet wird, erhält eine mehrstellige Zahlenfolge. Nach Eingabe in die App werden alle kürzlich von dieser Person getroffenen Personen via App vor einer möglichen Ansteckung gewarnt und aufgefordert, die Hotline zu kontaktieren.

Aktuell werden täglich nur ein paar Hundert solcher Codes eingetippt. Bei stark steigenden Ansteckungszahlen und massenhaften Tests sind die Initianten der Swisscovid-App von der mangelnden Akzeptanz nicht nur enttäuscht – nicht wenige nennen die App sogar einen Flop.

Woran liegt es, dass Schweizerinnen und Schweizer die App kaum nutzen? Waren die angeblichen Datenschutzbedenken in den letzten Wochen kaum mehr ein Thema, ist dafür die Abhängigkeit der App von einem gut funktionierenden Contact-Tracing ins Bild gerückt. Es ist nämlich nicht so, dass Erkrankte den Code für die App gleich mit dem positiven Testergebnis erhalten. Das Contact-Tracing-Team rückt diesen erst später raus. Sind die Tracer überlastet, vergeht also wertvolle Zeit, bis andere via App über eine mögliche Ansteckung informiert werden können.

Doch auch bei schnellerer Code-Ausgabe – der Prozess ist vielen zu kompliziert. Meist müssen positiv Getestete den Code über eine Helpline selbst einfordern – der Kanton Zürich zum Beispiel teilt dies der erkrankten Person bei der ersten Kontaktaufnahme per SMS mit. Wer aber gerade einen positiven Corona-Bescheid erhalten hat, dürfte womöglich anderes im Sinn haben, als einem Code nachzurennen. Die Abläufe sollten also dringend verbessert und vereinfacht werden, um die Hürde, an einen Code zu kommen, so tief wie möglich zu halten.

Aber selbst mit vereinfachten Abläufen hilft die Swisscovid-App nur, wenn möglichst viele (Millionen!) die App auf ihren Smartphones installieren. Die fehlende Bereitschaft zur Nutzung dieser App dürfte auch an der nach wie vor zögerlichen Kommunikation der Behörden liegen. Die seit Monaten versprochene Informationskampagne, welche die App ins Zentrum stellen sollte, hat noch nicht begonnen. Ausserdem wirken die ewigen Appelle des Bundesrats, die App doch bitte zu installieren, eher hilflos. Aus meiner Sicht sollte mit Hilfe von Influencern breiter für die App geworben und der Nutzen der App in den sozialen Medien zielgruppengerecht dargelegt werden.

Viele würden sich ausserdem über erweiterte Funktionalitäten freuen. So nützlich die Swisscovid-App auch ist, so langweilig kommt sie daher. Dass es besser geht, zeigt zum Beispiel die deutsche Corona-Warn-App. Diese errechnet anhand der anonymen Begegnungen einen Bedrohungsindex, welcher in der App angezeigt wird. Solche Informationen könnten einen zusätzlichen Mehrwert der App generieren, der mehr Personen überzeugt, die App zu installieren.



Der Online-Stellenmarkt für ICT Professionals