Swisscom tritt bei Blockchain-Handelsplattform aufs Gas (Foto: Karlheinz Pichler)

Swisscom, die Deutsche Börse sowie die drei Partner Falcon Private Bank, Vontobel und Zürcher Kantonalbank drücken bei gemeinsamen Wertpapiergeschäften mit tokenisierten Aktien mittels Distributed-Ledger-Technologie (DLT) aufs Gaspedal. Im Rahmen einer Studie seien die Aktien eines "realen Schweizer Unternehmens" über das Startup-Unternehmen Daura digitalisiert und tokenisiert worden, heisst es in einer Aussendung dazu.

Die Studie habe nun aufgezeigt, wie eine "unmittelbare und sichere Wertpapierabwicklung" von Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) künftig aussehen könnte.

Um eine Transaktion mittels Lieferung-gegen-Zahlung auf Basis von DLT ausführen zu können, wurde zudem Geld in Form von Cash Token verfügbar gemacht. Die Deutsche Börse hat dabei über ihre Tochtergesellschaft Eurex Clearing die Cash Token in Schweizer Franken ausgegeben. Das von den beteiligten Banken eingezahlte Geld wurde auf dem Zentralbankkonto der Eurex Clearing bei der Schweizerischen Nationalbank als Sicherheit hinterlegt. Bei den anschliessenden Wertpapiertransaktionen agierten die Banken als Gegenparteien und haben zur Erfüllung der Geschäfte Wertpapier Token gegen Cash Token mittels DLT ausgetauscht.

Die Deutsche Börse und Swisscom haben gemeinsam die IT-Architektur konzipiert und entwickelt, die Systeme wurden auf der Infrastruktur von Swisscom betrieben. Wichtige Kernelemente bildeten dabei das digitale Aktienregister von Daura sowie die Anwendungen des Startups Custodigit als ganzheitliche Lösung für die Verwahrung und Verwaltung von digitalen Assets. Die beteiligten Banken lieferten zudem wichtige Vorgaben für die Einbindung der Transaktion in die Bankenprozesse. Bei der Erstellung des zugrundeliegenden Vertragswerkes wurden die Deutsche Börse und Swisscom von den Kanzleien MME und Walder Wyss unterstützt.

Für die Cash- und die Aktien-Seite kamen zwei unterschiedliche DLT-Protokolle (Corda und Hyperledger Fabric) zum Einsatz. Dabei wurde ein spezieller Prozess angewendet ("cross-chain-secure-settlement"), der über eine Zug-um-Zug-Abwicklung sicherstellte, dass keine der Parteien bei der Abwicklung in Vorleistung treten musste. Für das Projekt wurde ein offener Systemansatz gewählt, um künftig eine einfache Anbindung weiterer Komponenten und Partner zu ermöglichen.

"Mit DLT hat die Finanzdienstleistungsbranche das Potential, ein neues Niveau an Geschwindigkeit und Effizienz zu erreichen. Um die führende Position der Schweiz in Bezug auf Digital Assets wahren zu können, bedarf es Kooperationen und neuer Plattformen. Diese Machbarkeitsstudie ist ein hervorragendes Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und Innovationskraft über Firmengrenzen hinweg", kommentierte Johs Höhener, Head Fintech bei Swisscom.

"Die grössten Gewinner eines funktionierenden Digital Asset-Ökosystems sind am Ende die Anleger und Unternehmen, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen", sagte wiederum Peter Schnürer, CEO, daura.

Daneben entwickelt derzeit hierzulande auch die Schweizer Börse SIX unter dem Namen SIX Digital Exchange (SDX) eine "Blockchain-Börse". Im September hatte sie mitgeteilt, einen ersten "Prototypen" dieser Börse lanciert zu haben. Die SIX forscht derzeit zudem gemeinsam mit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an einem Einsatz von digitalem Zentralbankgeld, das für den Handel auf der SDX eingesetzt werden könnte.