Symbolbild: Pixabay/ Wynpnt

Es hörte sich so gut an: Die in vielen Unternehmen nicht sonderlich beliebte – und deshalb oft vernachlässigte – Aufgabe der kontinuierlichen Datensicherung liess sich laut unisono Aussagen von Spezialisten und Service-Anbietern einfach nach aussen, in die Cloud, verlagern. Man muss sich nicht mehr selbst darum kūmmern, dass Anwendungen und Daten ein Backup brauchen, sondern der externe Dienstleister erledigt diesen Job anstelle der eigenen IT-Mannschaft mit SaaS (Storage as a Service).

IBM zum Beispiel hat sein Angebot so definiert: "IBM Storage as a Service erweitert die Hybrid Cloud-Funktionalität um ein neues flexibles Nutzungsmodell, das sowohl für Ihre lokale als auch für Ihre Hybrid Cloud-Infrastruktur geeignet ist und Ihnen die Agilität, die Cashflow-Effizienz und die Services von Cloud Storage mit der Flexibilität bietet, dynamisch nach oben oder unten zu skalieren. Dabei zahlen Sie nur das, was Sie tatsächlich nutzen." (https://www.ibm.com/de-de/products/storage-as-a-service)

Dass solche Angebote (nicht nur von IBM, sondern in ähnlicher Weise von vielen Herstellern) in der Praxis doch oft mit höheren Kosten verbunden waren, bemerkte man erst nach einer Weile oder nahm es schon von Anfang an in Kauf. Schliesslich hatte man ja eine Sorge weniger. Die interne Infrastruktur liess sich um etliche Hardware- und Software-Komponenten verkleinern, und auch bei den Personalausgaben konnte man einsparen.

Inzwischen sind viele Anwender aufgeschreckt und fragen sich, wie eigentlich der Dienstleister ihre (ausgelagerten) Daten schūtzt. Nicht unwesentlich zu diesem Umdenken haben die Ereignisse rund um den französischen Anbieter OVHcloud beigetragen. So fragte man schon unmittelbar nach dem dort erfolgten grossen Feuer und der Vernichtung von Kundendaten bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Der Grossbrand beim französischen Cloud-Anbieter OVHcloud sendet weiter Schockwellen durch die Branche. Auch wenn noch keine konkreten Informationen über die Ursache vorliegen, ist das Unverständnis gross. "Es kommt einem GAU, einem grössten anzunehmenden Unfall gleich, dass sich das Feuer so schnell zu einem Grossbrand ausweiten konnte", sagt der Diplomingenieur Andreas Rudolf von der Dresdner Beratungsgesellschaft Cloud&Heat. Man könne die Katastrophe erst nach vollständiger Aufklärung verstehen, doch "normalerweise kann durch eine gute Organisation, regelmässige Kontrollen und vor allem durch bauliche Massnahmen so etwas verhindert werden - etwa durch die Abtrennung verschiedener Brandabschnitte und durch ein automatisches Gaslöschsystem." (FAZ, 16. 3. 2021)

Die Süddeutsche Zeitung ging im August der Frage nach, was passiert, "wenn die Cloud ausfällt" (30. 8. 2021) Neue Dienstleister könnten in die Bresche springen, mutmasste man bei der SZ – letztlich ein weiterer externer Dienstleister hinter dem Cloud-Dienstleister: "Aber was, wenn die Datenwolke zusammenbricht? Das Startup 'Element' verspricht eine Entschädigung - auf Stundenbasis." Zu den Kunden von Element zählen unter anderen 1&1, Vodafone und Volkswagen. Allerdings handelt es sich nur zum Teil um eine technische Lösung, sondern im Prinnzip um die Zusicherung von Entschädigungszahlungen nach einem Unfall in der IT von Unternehmen. Vodafone hat mit Element zum Beispiel eine "Cyber-Versicherung für Mobilfunkkunden" abgeschlossen. Element bietet generell seinen "Partnern eine Vielzahl von vertriebsfertigen Versicherungsprodukten aus dem Schaden- und Unfallbereich an. Über APIs lassen sich unsere Versicherungslösungen nativ in jede Produktlandschaft integrieren." Letztlich geht es um die Kombination von Versicherungsleistungen mit einer weiteren Cloud: "Unsere Cloud-basierte MicroService-Architektur bietet eine moderne Infrastruktur sowie höchstmögliche Sicherheit." (Element-Webseite)

Während der Corona-Epidemie haben viele Unternehmen das Home Working ausgedehnt und den Einsatz von Cloud-Lösungen beschleunigt. Dadurch hat sich die Architektur ihrer IT-Landschaft geändert. Zu den Computern und Speichern im eigenen Unternehmen sind weitere Computer und Speicher an anderer Stelle hinzugekommen. Und die Kontrolle über diese ist zwar in Verträgen definiert und festgeschrieben, wird aber praktisch vom Dienstleister ausgefūhrt.

Auf der technischen Seite bieten sich misstrauisch gewordenen Kunden von Cloud-Lösungen besonders Backups der extern gespeicherten Daten an – denn Cloud-Systeme stehen nicht mehr im eigenen Unternehmen, sondern woanders, und müssen dort extra gesichert werden. Cloud-Kunden, die besonders sicher gehen wollen, können deshalb auf eine weitere technische Schiene dringen. Dafür empfehlen sich inzwischen verschiedene Anbieter, darunter Barracuda, das ein Cloud-to-Cloud-Backup anbietet.

Für die grossen und verbreiteten Cloud-Lösungen von Amazon, Microsoft und Google gibt es vermehrt Angebote fūr die Sicherung der dort abgelegten Daten. In diesem neuen Markt finden sich Firmen wie Cohesity, Commvault, Druva, Ownbackup, Purestorage, Rubrik, Veeam und Zerto. Und Anbieter wie Box, Dropbox oder Slack haben ein neues Betätigungsfeld gefunden.

(In einem weiteren Artikel werden wir den neu entstandenen Markt für Backups im Cloud-Umfeld näher beleuchten.)

Microsoft Storage Migration Service (Bild: zVg)
Microsoft Storage Migration Service (Bild: zVg)
Netapp Cloud Backup (Bild: zVg)
Netapp Cloud Backup (Bild: zVg)
Definition von Storage as a Service
Definition von Storage as a Service