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Im Schweizer Bankensektor war noch nie so viel Bewegung wie jetzt. Während die Umsätze bei Core Banking und IT-Outsourcing im Gesamtmarkt rückläufig sind, wächst das Geschäft mit Business Process Outsourcing. Dies geht aus der nunmehr zum zehnten Mal publizierten Studie "Handout Swiss Banking" des Schweizer Beratungsunternehmens Active Sourcing hervor. Die Auswertungen und Analysen basieren auf den Daten per 31. Oktober 2016.

Laut "Handout Swiss Banking" hat sich im Bankensektor die Konsolidierung weiter fortgesetzt. Die Anzahl der Institute mit einer Banklizenz ist gegenüber dem Vorjahr von 275 auf 266 geschrumpft. Die Zahl der Beschäftigten hat sich von 136‘312 auf 123‘890 Vollzeitstellen reduziert. In der Folge haben die Banken mit ihren Outsourcing-Partnern Preise neu verhandelt, Partner gewechselt oder erstmal überhaupt eine Auslagerung vollzogen. Damit hat sich der Konkurrenzkampf auf Anbieterseite verschärft. Die grössten Gewinner heissen Avaloq bzw. Avaloq Sourcing, Temenos und Inventx. Grösste Verliererin ist gemäss der Untersuchung die Swisscom.

Bereits zu Jahresbeginn wurde bekannt, dass die Zürcher Privatbank EFG International die in Lugano ansässige Privatbank BSI übernehmen wird und dank einer gemeinsamen IT-Plattform Kosten einsparen will. EFG benutzte die Software von Temenos, BSI diejenige von Avaloq. Der Zusammenschluss der beiden Privatbanken wurde schlussendlich auf der T24 Plattform von Temenos vollzogen. Auch die Bank Julius Bär entschied sich für diese Lösung, auch wenn deren Einführung nicht in der Schweiz, sondern zuerst in Singapur in Angriff genommen wurde. Besass Temenos im Vorjahr gerade mal 3.6 Prozent des Marktanteils (gewichtet nach Anzahl Mitarbeitenden), sind es heute 9 Prozent. Damit belegt Temenos neu den vierten Platz und überholt TCS Bancs (5.8 Prozent) und Olympic (5.5 Prozent).

Die Marktführerin Avaloq konnte den Verlust von BSI durch fünf Neuabschlüsse kompensieren. Besonders stark ins Gewicht fällt die volle Anrechnung des Abschlusses mit Raiffeisen (die Arizon-Entscheidung wurde in der letzten Berichtsperiode nur mit 50 Prozent berücksichtigt). Avaloq vergrösserte den Marktanteil von 40.1 Prozent auf 48.5 Prozent, während Finnova zwar keine Kunden verlor, aber beim Marktanteil von 20.7 Prozent auf 14.1 Prozent schrumpfte. Finnova bleibt hingegen bei der Anzahl bedienter Banken nach wie vor der Leader und versorgt auf dem Markt 40,5 Prozent der in der Datenbank erfassten 210 Institute mit Angaben zu Core Banking Entscheidungen.

Auch im IT-Outsourcing gab es in diesem Jahr Entscheidungen mit wesentlichen Auswirkungen auf die Marktanteile. So wurde im April bekannt, dass die 15 Clientis-Banken und weitere 10 RBA-Banken den Betrieb der Kernbankenplattform Finnova, welche bis anhin durch Swisscom betrieben wurde, für die nächsten fünf Jahre nach Vertragsende mit Swisscom an Inventx übergeben werden. Diese Entscheidung sowie die Konsolidierungstätigkeit bestehender Kunden von Swisscom führte bei dieser zu einer Einbusse des Marktanteils von bisher 45.6 Prozent auf nur noch 38.9 Prozent (-6.7 Prozent). Die Entscheidung der EFG-BSI Fusion führte bei Avaloq trotz Neuzugängen zu einer Einbusse von 18.2 Prozent auf 16.5 Prozent (-1.7 Prozent). Grösste Gewinnerin ist Inventx mit einem neuen Marktanteil von 13.9 Prozent (+2.9 Prozent). Die übrigen Marktanteilsgewinne (+5.5 Prozent) verbuchten Anbieter mit bisher sehr kleinen Marktanteilen unterhalb 4 Prozent.

Avaloq Sourcing gewann u.a mit Axion Swiss Bank, BBVA (Suiza) und der Banque Privée Edmond de Rothschild mehrere Neukunden, kompensiert damit den Weggang von BSI jedoch nur zum Teil. Ihr Joint-Venture mit Raiffeisen, Arizon gewann mit der Notenstein La Roche Privatbank einen ersten Neukunden für die Wertschriftenabwicklung. Deshalb wird Arizon in der Auswertung neu mit 16.8 Prozent als vollwertiger BPO-Anbieter gezählt. Der Marktanteil von Avaloq Sourcing reduzierte sich zwar von 15.5 Prozent auf 12.4 Prozent. Zusammen halten beide BPO-Anbieter einen Marktanteil von 29.2 Prozent.

Während der BPO-Markt um 26 Prozent wuchs, gewann Swisscom keine Kunden. Ihr Marktanteil reduzierte sich von 56.7 Prozent auf 44.5 Prozent. Sie bleibt damit aber noch immer Markführer.

Zur Methodik:
Seit 2004 verfolgt und untersucht das Beratungshaus Active Sourcing systematisch die Entwicklung im Schweizer Markt für Kernbankenlösungen und Sourcing-Entscheidungen und publiziert seit 2007 jährlich das "Handout Swiss Banking" zu diesem Thema. Auf rund 140 Seiten bietet der Bericht neben aktualisierten und fundierten Analysen und Statistiken zum Schweizer Bankensektor insgesamt 45 Profile von Lösungsanbietern, Implementierungspartnern sowie IT-Outsourcing- und BPO-Anbietern. Das "Handout Swiss Banking 2016" (PDF-Version) kann zum Erstbezugspreis von CHF 2‘100 via E-Mail (research@active-sourcing.com) bestellt werden. Mehr Informationen unter:
www.handout-swiss-banking.com



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